Enthält einige Anstreichungen Karl Mays im Text, sowie Knickspuren über den oberen Ecken als Leseanmerkung an den Seiten 65-72, 129-136, 193-200, 225-232 und 257-264
120 meine Frage, was Freundschaft sei. Doch will ich es ver suchen." „Nein, Herr Doetor, lassen wir die trockenen Worte; Ge lehrte mögen über die Bedeutung dieser Worte diseutircn, wir nehmen sie nur als Ausdruck für gewisse Gesühle, welche wir nicht weiter zu beschreiben im Stande sind, ober eS wenigstens nicht nöthig haben." „Und doch kann man sie, wenn nicht beschreiben, so doch verdeutlichen. Haben Sie nie Aussprüche der deutschen Dichter über kiesen Gegenstand gelesen? Haben in Ihnen diese golde nen Worte nicht gleich ähnliche Vorstellungen hervorgerufen, gleichsam wie jeder Ton oder die Harmonie mehrerer Töne einen bestimmten Eindruck macht?" „Die Dichter," entgegnete Aleranbra, „sink keine Philo sophen, sie beschreiben nicht die Wahrheit, sie rufen ne hervor. Ich fühle, daß Ihr Gleichniß von den Tönen richtig ist . . ." An diesem Tage hatte Alerandra einen Brief von Sir Rodney erhalten, sic war glücklich. Der Doetor, der sic zu cincr Spazicrfahrt auf dcm Bosporus eingcladcn hattc, bcmcrktc dcn Schimmcr dcS GlückcS, wclchcr ihr ganzcS Wcscn übcrströmtc; cr wolltc nicht fragcn, bcnn cr wußtc, daß Alcrandra cS ihm sclbst mitthcilcn wcrdc, so innig war schon ihrc Frcundschast. Als Alcrandra mit ihm im lcichtcn .Nhaik übcr bic Wcllcn dcS Bosporus kahinglitt und von dcm bczaubcrndcn Anblicke ringSumher erfreut wurde, da öffnete sich ihr ganzes Herz dein Auge dcS menschenfreundlichen Arztcö und sie erzählte ihm von ihrer Liebe, von ihren Hoffnungen und Befürchtungen, alö hätte sic bci cincm licbcndcn Brudcr gcscffcn.