16 Einleitung. Beleb cd Dyn (Land des Glaubens) oder Bcled el "Ilm (Land der Gottcsgclchrtheit) nennen, erblicken in der Gegenwart des Anders- gläubigen die größte Prosanation für ihren geheiligten Boden. Nicht nur das; sie bilden sich ein, daß er ihren Schulen, Moscheen, ihren Gottcsgelchrtcn irgend ein religiöses Gchciinniß ablauschcn und dieses dann zum Unheil ihrer leiblichen und geistigen Wohlfahrt durch irgend welche satanische Zauberkünste, in denen sic alle Christen für wohl erfahren halten, ansbcntcn könne. Die weltlichen Häupter des Bölkes erblicken mit echt arabischer Schwarzseherei in jedem solchen Fremden einen Spion irgend einer europäischen Beacht, namentlich Englands, dessen Eroberung des nahen "Aden sic immcr noch nicht verwinde'» können. Selbst die rohen, unwissenden Beduinen, die sonst noch die am wenigsten fanatischen Bewohner Hadhramauts sind, werden nicht selten nüstranisch, namentlich dann, wenn sie einen Fremden Dinge vornehmen sehen, deren wahren Zweck sie nicht begreifen. Als der bei der englischen Küstenanfnahmc Südarabicns bcthciligte Engländer Wcllstcd im Jahre 1833 an der Grenze von Hadhramant einen kurzen Ansslng landeinwärts unternahm, und die berühmte himyarischc In schrift von Naqb el Hadschar eopirte, zerbrachen sich die Beduinen die ^iöpfc über den Zweck dieses seltsamen Gebahrens. Als aber bald darauf die Engländer "Aden eroberten, da ward den Beduinen auf einmal dieser Zweck klar. Wcllstcd hatte in der himyarischen Inschrift das Gchciinniß cntdcckt, wie das nach arabischen Begriffen uneinnehmbare "Aden zn erobern sei! Wrede hat zehn Jahre später diese Ansicht noch überall von den Beduinen des Äüstenlandcs vcr nommen. Nach dem Gesagten wird nun der Leser bcnrthcilen können, wie unermeßlich groß Wrede'ö Wagnis; war, in ein solches Land ein zndringcn. Daß er seine Eigenschaft als Christ nnd Europäer (nach arabischen Begriffen gleichbedeutend) aufs Strengste verheimlichen mußte, versteht sich von selbst. Ebenso, daß er der arabischen Sprache vollkommen mächtig sein mußte. Den ägyptischen Dialekt kannte er wie seine Muttersprache, und er beschloß deshalb, sich für einen