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250 Man fodert Gift, dm Schaych zu ermorden. seine Beduinen bewachen. Die Einwohner hatten sich gleichfalls in zwei Parteien gctheilt und es war voranszusehcn, daß es wegen der keineswegs bcneidenswerthcn Herrschaft zu ernstlichem Kampfe kommen werde. 22. August. Wabrschcinlich um diesem Uebel vorzubeugcn und der Sache auf echt orientalische Manier ein Ende zu machen, kamen am 22. Nachmittags der neue Sultan in Begleitung des Schaychs der Chämiye zu meinem Wirthc, welcher mit seiner Familie zu seinem Anhänge gehörte. Hierauf wurde ich gerufen, und hier verlangte man von mir, — daß ich dem Sultan eine Dosis schnell tödtenden Giftes geben möchte, mit welchem er den Schaych Bä Qorra aus dem Wege räumen wollte. Um mein Gewissen zu beruhigen, sagte mir der alte Schaych, daß Bä Qorra Witwen und Waisen beraube und die Musel männer bedrücke, außerdem auch schon mehrere Morde begangen habe; einen so schlechten Menschen zu vergiften, sei keine Schande, sondern vielmehr ein verdienstliches Werk vor Gott. Auf diese Zumuthung aber antwortete ich ihnen: „daß ich wohl Arzneien besäße, durch welche kranke Menschen gesund würden, jedoch keine, nm sie zu tödten, und daß, wenn Bä Qorra ein so ruchloser Mensch sei, wie sie ihn mir geschildert hätten, ihn Gott dafür ganz gewiß strafen würde, übrigens verstünde ich auch kein Gift zu bereiten." Dieses schienen sie mir aber nicht zu glauben, denn sie versuchten es, mich durch Geld- anerbictungen ihrem Wunsche geneigt zu machen, und boten mir nach und nach bis 100 Thaler, eine dort sehr bedeutende Summe. Wie sie sahen, daß ich bei dem früher Gesagten blieb, vcvlangten sie, daß ich auf den Oorän schwören solle, von der hier stattgehabten Unter redung gegen Niemand etwas zu erwähnen. Natürlich willfahrte ich ihrem Begehren, da sie es im Ver weigerungsfalle nicht unterlassen haben würden, mir auf der Stelle den Mund ans ewig zu schließen. — Später erfuhr ich in Kairo durch die sich dort aufhaltcnden Kaufleute aus dem Hadhramaut, daß sowohl Bä Qorra als auch Sultan Menäcih kurze Zeit nach meiner Abreise aus dem Wege geräumt worden seien.