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98 Gebräuche beim Empfang des Gastes. der Stadt „El Ehoraybe" an. Mein Führer belud sich mit meinem bepacke und führte mich durch die engen, trummeu und steilen Straßen in das Haus des Schaych ,,'Abd 'Zlllah Bä Ssudän". Die neu gierige Stadtjugcnd lief von allen Seiten herbei, um den Fremden zu sehen, jedoch ohne mich zn belästigen oder gar zu beleidige»; im Gcgenthcil betrug sic sich sehr anständig nnd drängte sich heran, nm mir die Hand zu küssen. Nach wiederholtem Klopfen wurde die Thürc von einem hoch gewachsenen jungen Manne geöffnet, der sich als „Schaych 'Abd el Oädir" und Sohn des Hanfes gab, weshalb ich ihm, der Sitte des Landes gemäß, die Hand küßte. Er hieß mich willkommen nnd führte mich eine schmale dunkle Treppe hinanf, in ein Zimmer im oberen Theil des Hauses, von dem aus ich eine herrliche Aussicht in das Thal genoß. Hier entrichtete ich den Gruß von dem Schaych Mohammed el Bä Harr und übergab ihm das Empfehlungsschreiben an seine» Vater. Zu gleicher Zeit bat ich, demselben vorgestellt zu werden; mau sagte mir aber, daß er ruhe, und gab mir das Versprechen, mich "Nachmittag zu ihm zu führe». — Gleich darauf crschieucu uoch drei andere Söhne des Hanfes, die Schaychs Mohammed, Ahmed nnd Alm Bekr, welche mich bewillkommneten nnd sich angelegentlich nach meinem Befinden und dem Verlauf meiner Reife erkundigten. — Hierauf kam ein Sclave, wusch mir die Füße und rieb sie mit Butter eim Es herrscht diese Sitte in allen Gegenden dieses Landes, nnd der Reisende würde ein Recht haben, sich über eine» Mangel an Aufmerksamkeit Seiten seines Wirthcö zu beklagen, im Falle sie nicht beachtet würde. Das" selbe gilt vom Räuchern der Stnbc mit Wcihranch — welches täglich fünf- bis sechsmal geschieht. — Nach einiger Zeit brachte ein bereits erwachsenes Mädchen Kaffee nnd Datteln. Es war die Schwester des jnngcn Schaych, „Sophie", ein Name, de» ich hier nicht zu finden hoffte. Noch mehr aber wunderte ich mich, sie mit unbedecktem Gesicht vor einem Fremden erscheinen zu sehen, welches hier, ivic ich später erfuhr, allen unvcrhcirathcten Mädchen gestattet