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Die Spukerei. e ii a i r l e i 5 > > 79 ein Bad in selbem errichtet, denn das Anwesen ist zugleich Badeanstalt und stark benutzte Schifffahrtsgelegcnheit. Dieses Anhängsel mit flachem Dach wurde mit roth angestricheneu Ziukplatten gedeckt, das über ihm befindliche Fenster eines Zimmers im ersten Stock zur Thure abgcändert uud so eine Art zweiter Balkon zur freien Aussicht und zum Aufenthalt im Freien hergestellt. Neben diese Thüre kam zuerst der Tochter, dann nach deren Abreise der Mutter Bett zu stehen. Nun gab es, leider beiden hörbar, fortwährend ein schweres Hin- und Hergehen, welches auf dem kleinen Zinkdach ein geräuschvolles Schnellen und Lärmen der Ziukplatten erzeugte, ein Tappe« uud Suchen an den Thürpfosten als suche man die Klinke oder prüfe die vielleicht unliebe Neuerung. Sie mußte wie gebannt den Blick nach der Thüre halten, die halb in Glas ist, jeden Augenblick den Eintritt einer Erscheinung erwartend, doch kam es Gott sei Dank nicht dazu. Ju diesem Zimmer, ehe es jene Damen bezogen, war der Bürger meister von E. Plötzlich vom Wahnsinn befallen worden und mußten 8 Mann den schäumenden und sich bäumenden Kranken knebeln und niederhalten. Er war sonst ein sanfter trefflicher Manu und guter Familienvater gewesen. Jetzt quollen ihm die Augen beim Toben und der Anstrengung sich zu befreien, aus dem Kopfe, das Gesicht war blau geschwollen, er flehte die unbarmherzigen Wächter vergeblich um einen Trnnk Wasser an. Da schritt wiederholt unsere Dame mit ihrem Krüglein über die Köpfe und Leiber der Kerle weg und reichte ihm das gewünschte Labsal, das er mit den Worten empfing: O das war gut. Als sic ihu aber leise zur Ruhe ermahnte, sprach er, wieder zur Wuth zurückkchrcud: Machen Sie, daß Sie fortkommen, Sie alte Schachtel — nnd die herbeigernfene Oberin des Krankenhauses beleidigte er noch viel empfindlicher. Nach dem Bürgermeister, der in einer Irrenanstalt starb, nnethcte eine liebenswürdige Kaufmannsfran aus F. das Zimmer, wurde aber schon nach ein paar Tagen still nnd in sich gekehrt und reiste unter einem Vorwand fort, fast umsonst die Monatsmiethe zahlend. Unsere Dame meinte, dieses so wie die Er krankung des Bürgermeisters hingen mit dem Spuk zusammen. Nach der Kaufmannsfran bezog die Tochter der Dame das Zimmer und zuletzt in der Saison sie selbst, weil eS das einzige mit einem er träglichen Ofen in dem unheimlichen Hause ist und verbrachte noch, ihre Furcht bezwingend, die langen Nächte des Oktober und selbst einen Theil des November als einziger Gast daselbst. Als Abschieds scene führten die ungebetenen Gäste noch folgende auf. Es war Heller Vormittag gegen l 1 Uhr; die betreffende Dame stand von einer Arbeit ermüdet am Fenster gegen Süden; auf der andern Seite des Zimmers stand das Nachttischchen, zunächst der GlaSthüre, welche auf das Ziuk- dach führt. Am Fenstersims mit Kaffeemachen in der Maschine beschäftigt, vernimmt sie einen heftigen dumpfen Knall nnd als sie