Volltext Seite (XML)
ihrer Gestalt erscheinen. Anch die Finnen glauben, daß die Geister der Todten die Lebenden im Schlafe quälen und ihnen Krankheit und Leid verursachen können. Die Australier lassen nach Grey den Alb durch einen bösen Geist bewirkt werden, springen ans und werfen einen Feuerbrand in der Richtung, wo ihnen der Geist zu sein scheint. Es gibt eine Sage vom Dämon Koicn, der einen Feuerbrand trägt und oft einen Mann hinweg führt, aber ihn auf das Geschrei der Gefährten fallen läßt oder am Morgen ihn nnversehrt zu seiner Horde zurück bringt. Als I. Kerner „das Mädchen von Orlach", eine Besessene, zur Behandlung in das sogen. Schweizerhaus, ein Nebengebäude, nahm, ein nettes blühendes, noch sehr junges Mädchen, schlief Kcrner's Tochter Marie, damals etwa 16 Jahre alt, im Hause der Eltern und vergaß einst bei großer Ermüdung, die Bibel an das Bett z» nehmen, um noch darin zu leseu. Sie wachte auf, als der Nacht wächter I Uhr rief, und der Eilwagen vorüber fuhr. Da war es ihr auf einmal als bewege sich eine schwarze Masse gegen sie und sic fühle an der rechten Hand einen Druck und könne nicht die ge ringste Bewegung machen. Das Gefühl verschwand und sie schlief wieder ein. Am nächsten Tage kam das Orlacher Mädchen aus ihrem Zimmer, fiel auf den nächsten Stuhl und bekam ihren Anfall, in welchem sie nichts von sich wußte und wo ein anderes Wesen mit ganz veränderter Sprache und in ihr ganz fremden Ausdrücken redete, sich für einen Mönch ausgebend, der zeitweise von ihr Besitz nahm. Marie stand erstaunt vor dieser ihr ganz neuen Verwandlung. Auf einmal sprach die Stimme zu ihr: „Gelt, dich habe ich heute Stacht recht gekriegt, du hast dich brav nicht mehr rühren können, zn dir komm' ich noch öfters". Später als Maric die Anfälle jenes Mädchens gewöhnt war, fragte sie den Schwarzen — so genannt, weil jene vor jedem Anfall eine schwarze Gestalt auf sich zugehen sah — warum bist du unterdessen nicht mehr gekommen'? Er erwiderte: Thne nur das Buch weg, das jede Nacht neben dir liegt, so komme ich schon. Diese Bibel blieb aber jede Stacht ihr treuer Hüter — sie sah den Schwarzen nie mehr. Marie Niethammer, Kerner's Jugendliebe S. 191. — War, kann man fragen, das Schützende für Marie ihr gehobenes moralisches und vertrauensvolles Bewußtsein, erlangt durch das verehrte Buch, vor dem auch jener Geist wider Willen eine Scheu haben mochte? — Däumer bringt in s. Geisterreich II. 313—14 eine Umrißfigur der in das Tuch der lutherischen Margaretha Gröm bach (Kerner's Mädchen von Orlach) durch Geisterhand eingebrannten Stellen und wenn man den Berichten glauben darf, gibt es noch mehrere analoge Fälle. So wurde dem Journal Io 8iöelo berichtet, daß einem Tagelöhner Hoff in der Kirche zu Willcrwald, Bezirk Sarreguemines, Moselöepartement, ein Geisterwescn die Hand auf sein Pcrty, Sichtbare und unsichtbare Welt. 5