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Geislererscheimmzeu. 185 Mitte sah sie ihre» vor etwa 10 Jahren verstorbenen geliebten Vater in der Gestalt, wie er sie im Leben hatte, aber „verklärt". Er sprach nicht zu ihr, aber sie verstand, daß er sie zum Frieden mit der Mutter mahnte, mit der er höchst unglücklich gelebt hatte, doch solle sie sich von Sauer nicht abwendig machen lassen. Dann breitete er wie ver gebend die Hand gegen das im gleichen Zimmer stehende Bett der Mutter aus und verschwand. Marie wurde jetzt von unbeschreiblichem Grauen erfaßt, machte Licht, es schlug kurz darauf 12 Uhr. Die Mutter war noch nicht nach Hause gekommen. Däumer, d. Reich d. Wunderb. und Geheimnißvollen, S. 68. Der Propst Lilie in Altona, früher Pastor in Horst in Holstein, erzählte einst Rejahl Folgendes. In meiner Gemeinde ist ein Mann, ehr- und achtbaren Wandels, ein sogen. Plinker, d. h. ein kleiner Bauer, der nur 2 Pferde hat. Der bekommt in seinem rechten Arm den Schwund mit zeitweise heftigen Schmerzen und braucht unseren sehr geschickten Arzt, vr. Wallichs, längere Zeit ohne Besserung; ich besuchte ihn, wie andere Kranken fleißig. Eines Tages sprach er: Herr Pastor, ich habe etwas erlebt, darauf weiß ich keinen Bers zu machen. Neulich Nachts wurden die Schmerzen wieder sehr stark und ich hole mir eine Balge kaltes Wasser und halte, wie vr. W. gerathen, den Arm darein, ich saß völlig wach da. Da ist mir, als höre ich die Stnbenthüre gehen, da steht plötzlich ein Mann neben mir, eher klein als groß, in alterthümlicher Tracht, sieht mich an und sagt dann ganz deutlich und langsam: Auf St. Jakobstag wirds besser. Ich erwidere: So, weiß er das so gewiß? Darauf die Erscheinung: Ja, das weiß ich und das sage ich: ans St. Jakobstag wirds besser. Darauf geht der Mann gegen die Thürc und als er sie erreicht hat, höre ich ein Geräusch, als wenn der Drücker (Klinke) benutzt und die Thüre auf- und zugemacht würde, aber es war nur Schein für das Gehör, denn die Thürc bewegte sich nicht; die Erscheinung war weg. Pastor Lilie antwortete dem Baner etwa, daß dies dem Herrn gefalle, manch mal einen himmlischen Boten zu senden. Trotz aller Mittel dauerte das Leiden bis zum 25. Juli, St. Jakobstag, wo der Kranke eine Veränderung fühlte; der Arm besserte sich schnell, in 14 Tagen war der Kranke völlig genesen und vr. W. schrieb eine Rechnung von 400 (alte holstein'sche) Mark, welche bemerkt Propst Lilie, eher jener kleine Mann verdient hatte. — Herr Rejahl bemerkt hiezu: das Ge spräch zwischen dem Bauer und Lilie erfolgte in plattdeutscher Sprache (Sie kennen unsere plattdeutschen Dichter Groth und Reuter); die Erscheinung sprach aber hochdeutsch, der Bauer zu ihr plattdeutsch, daher das Er, was unter dem Volke noch vielfach statt des hochdeutschen Sie oder So gebraucht wird. Der Bauer sprach zum Geist: So! wees Er dat so gewiß? Das Erlebniß fiel in den Anfang Mai, wo hier im Norden um 2 Uhr der Tag graut und man früher schon