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bannigen, welche seine Bewunderer auf göttliche Eingebung zurückführten. Die alchimistische Grundanschauung machte bei ihm einen gigantischen Schritt und kam zn einem ungeheuerlichen Abschluß, denn aus dem Satze: „Eiuer ist das All und wodurch das All wird" machte er vollen Ernst, wahrend die früher» Alchymistcn vor Gottes unaus sprechlichen, nur durch die Bibel enthüllbaren Wesen Halt machten, aber Gottes Wirkungsweise in der Natur mit deu alchimistischen Eanones idcntifizirten nud nach diesen sich zurecht legten. B. nämlich warf so zn sagen, „Gott selbst in die alchimistische Retorte und con- struirte seinen ewigen Wesens' nnd Werdeproceß nach den Recepten dieser Kunst". Unter Mercurius verstand B. wahrscheinlich die Schwefelsäure, die Mutter alles alchimistischen Lebens nnd zugleich den Quell alles Lebens überhaupt: Gott den Vater. Er meint aber dabei „nicht den bloßen, lauteren Gott, sondern sein ausgcflossenes wesentliches Wort, als einen Schatten des inneren Grundes, damit sich das Wort hat in eine natürliche Wirkung geführt und damit materia listisch gemacht". Für die Lösung der verschiedensten Probleme müssen immer die drei Principicn Sulphur, Sal, Mercurius dienen. Von einem Centralpunkt ans, den er gefunden zn haben glaubte, bei gauz mangelhafren Schulkenntuisscu, mit dem geringsten wissen schaftlichen Apparat, bei der noch weit znrücksteheuden Ausbildung der deutschen Sprache in jener Zeit, hat Böhme mit der Energie des Genies ein großes System construirt, welches Himmel und Hölle, Gott nnd Mensch, Geist nnd Natur, Zeit und Ewigkeit umfaßt. — v. Harleß will, ungeachtet der alchymistische Charakter der B.'scheu Gottesanschauung mißliche Folgen für deu biblischen und ethischen Gottesbegriff hatte, vor Iakob Böhme nicht warnen. „Ich fürchte viel eher den vollen Ausbrnch der von Niebuhr einst geweissagteu Barbarei, als eine Verirrung in B.'schc Tiefen und Abgründe. Denn die herrschende Richtung ist, bei allem Fortschritt des Wissens auf materiellem Gebiet, für alle höheren geistigen Fragen von einer so unsäglichen Abgestumpftheit, Plattheit und Gcistesarmuth, daß es ihrer „Weisheit" sehr leicht werden wird, B.'s grübelnde Gedanken als „Narrheit" abzufertigeu." Herrn Perels' Anfälle kamen immer wieder, trotzdem er ver sichert, der Beherrscher und Bändiger der Dämonen zu sein, es handelt sich bei ihm offenbar keineswegs um Dämonen, sondern um Hallu- ciuationen, die er allerdings bis zn einem gewissen Grad beherrschen kann, die ihn aber doch dahin gebracht hatten, sich selbst zu verwunden und sich 2 Stock hoch zum Fenster hinaus zn stürzen! Er habe an sich beobachtet, daß, wie sich religiöse, reine, heilige Gedanken seiner bemächtigen, die dränenden, schimpfenden, fluchenden Stimmen sich znsammeuballen, verkriechen, den Schwanz einziehen, weichen oder wenigstens sich sehr still verhalten. Bei Perels ist es sehr deutlich,