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142 Rückschau. Eine oder Andere tauschen wollte. Doch nicht allein das nahm mich so sehr in Anspruch, sondern die Deutung dieser Vision, dieser Art von Selbslschau, die ethische Erklärung derselben. Meine träumende Seele nämlich wurde während derselben gleichsam erzogen und geläutert und ich fühlte mich in meinem Gewissen gereinigt und berichtigt." Frau Elisabeth Ziese schreibt an Pastor Rejahl, Schleswig, 16. Dez. 1872: „Ich muß Ihnen noch etwas Merkwürdiges erzählen. Eine junge Frau, deren Wahrheitsliebe keinem Zweifel unterliegt, geht eines Abends mit ihrem Kinde, das in einem Kinderwagen liegt und ihrem Mädchen in der Nähe von Tübingen über Land; cs ist späte Abenddämmerung und fast dunkel, da sehen beide, Fran und Mädchen, fern auf dem Wege eine Lichthelle und als sie näher kommt, in dieser Frauengestalten, zu zwei und zwei nebeneinander herziehend, fremdartig, Gesichter und Kleidung merkwürdig, altjüdisch; beide sahen die Züge haarscharf und jede Einzelheit der Klcidnng; sie hätten diese noch lauge nachher zeichnen können. Da ging eine Alte mit langen scharfen Zügen dunkelfarbig, ernst und neben ihr eine jugendliche schöne Gestalt mit weichen milden Zügen, Alles ganz ohne Laut; zuletzt kam eine ganz sonderbare Gestalt, in der Tracht etwa wie eine Leichcnbitterin, die zwischen der sehenden Frau und dem Mädchen durchschwcbte, ohne Raum einznnehmen, woran sie ein sicheres Zeichen halten, daß sie nicht menschliche Wesen sahen. Der Zng ging weiter nnd verschwand etwa 140 Schritt von ihnen, an einer bestimmten Stelle, bis zn welcher sie das Licht ganz bestimmt sahen. Sie erkundigten sich dann, ob etwa Juden oder Zigeuner in der Gegend gesehen worden? Niemand wußte davon, nur daß am anderen Tage ein jüdischer Fasttag sei". — War das eine Rückschau der Fran und ihres Mädchens in eine ferne Vergangen heit oder haben sich nicht mehr lebende Glaubensgenossen anfgemacht, um auch bei dem Feste zu sein und wurden sichtbar wie Geister oft in ihrem eigenen Lichte? — Ein Todteugräbcr im östlichen Holstein, der keine Fnrcht kannte, wagte doch niemals Nachts in einen Wald der Gegend zu gehen, denn er habe es selbst erfahren, „daß der frühere Gutsherr dort oft mit Vieren hcrumfahre". Als ich, schreibt Wilson im ksIiZio-kbilosopllicuI üouin. 16. Aug. 1879, vor einigen Jahren in Minneapolis, Mimi., sprach, kamen zwei Frauen in den Saal, Mutter und Tochter, reich gekleidet, mit werlhvollem Schmuck und setzten sich nah' am Pult zu meiner Linken. Nach einigen allgemeinen Worten sah ich einen Lichtkreis um das Haupt der älter», der sich ausbreitcnd endlich ihren ganzen Körper eiuhülltc. Dann ging er in einen feinen Dnnst über, in welchem ich eine entfernte Stadt sah, die ich für Paris hielt nnd wo ich selbst durch eine enge Gasse ging. Bald hörte ich eine Frauenstimme mit aller Macht rufen: Hülfe, Hülfe, Mörder! und sah dann eine ent- . kleidete Frau vou feiner Gestalt dnrch ein enges Thor rennen mit