Volltext Seite (XML)
Die Prophetie :c. 127 und alleinigen Erklärer des Wortes Gottes, den selbst die Engel nicht in der Kenntnis; der Bibel zu unterrichten wagten, da sie sahen, daß er von der Gottheit direkt belehrt und erleuchtet wurde. Schindler in s. „magischen Geistesleben" warf den Sehern vor, sie hätten unsere Kenntniß von Gott und Welt nicht gefordert, — allerdings nicht für die Profanwissenschaft, aber doch für die geistige Erkenntniß. Athenagoras, St. Iulian, St. Hieronymus behaupteten, die Prophetie stamme nicht vom Dämün, sondern sei der menschlichen Seele eigen; nach christlicher Lehre hat der Dämon überhaupt keiue Kenutuiß der Zukunft. Aber zur Zeit Plutarch's, im 2. Jahrh., iuspirirte man sich durch Blicke» in einen Zauberspiegel und nach Minutins Felix weihte man Statuen und Bilder den Dämonen, die man in jene einführte. St. Cyprian schrieb, daß die Dämonen sich in den Statuen verbergen, den Vogelflng regieren, die Orakel aus sprechen, die heidnischen Propheten inspiriren. Machiavel meinte, alle großen Ereignisse seien vorher gesagt worden, aber die Historiker wollten diese „bedeutungsvollen Minutieu" nicht verzeichnen. Voltaire schrieb sehr leichtfertig: „Huolyu' un u äit, yus Io prämier ckovin^ lo promior propböto otait Io promior kripon, gui uvuit roueontrö un imbooilo. 8'il 68t uinsi, Io. xropbötio äoit ötro äo In plus buuto untiguitö." Pascal hingegen betrachtete die P. Jesu als seine größten Leistungen (prouvos) und Bellarmin und Bossnet hielten die P. für ein Kennzeichen der wahren Kirche. (Die Protestanten haben aber auch eine Menge P.) Wenn eine Prophezeiung eingetroffen ist, so findet man das, sich auf die Causalitüt stützend, ganz natürlich und uothwendig, weil man nicht bedenkt, daß nach jedem Ereigniß viele andere, nicht blos das bestimmte einzelne, möglich sind. Auch der weiseste Mensch hätte 1788, wie Graf d'Ourches richtig bemerkt, mit dem bloßen Verstand nicht sagen können, -was nur 1792 und 93 geschehen würde. — Wenn P. überhaupt möglich sind und ich glaube, daß man dieses für manche Fälle zugebcn mnß, — so können sie durch das magische Vermögen des Menschen oder durch Inspiration von Geistern statt- findcn, deren Blick nnd Einsicht weiter als die menschlichen reichen. Dabei zweifle ich aber nicht, daß viele Prophezeiungen reiner Vcr- standescalcul waren. — Die P. im alten Testament sind größten- theils so unbestimmt, daß z. B. als näher bevorstehende Kriege ebenso gnt auf die Kreuzzüge oder auf uoch spätere bezogen werden können. Zahlen, Daten können bei der wahren P. fast nie angc geben werden, denn sie gehören ja dem äußern Leben an, das innere hat nicht diese Unterscheidung und Bezeichnung der Zeiten. Eine