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120 Mystiker, Heilige. Christi nnd bluteten an den Freitage» und in der Fasten, zu Zeiten war ihr ganzer Leib wie von Geißeln zerschlagen. Sie hatte aber auch tröstende Erscheinungen, das Abendmahl wnrde ihr einmal von Christns selbst gereicht und 12 Jahre hindurch machte es ihre einzige Nahrung aus. Dabei war sie auch vielfach von Versuchungen des Dämons gepeinigt. Sie starb 1420; 1623 wurde ihr Grab eröffnet nnd darauf ihre Verehrung in Schwaben allgemein, wie gewöhnlich geschahen auch au diesem Grabe Zeichen nnd Wunder. Kathol. Ency- klopadie, Supplem., S. 313. — Im Jahre 1222 verbrannte mau einen Betrüger, welcher behauptete, der Messias zu sein nnd dem Concil von Oxford die (künstlich gemachten) Stigmata zeigte nnd als 1431 der 12 jährige Heinrich VI. von England sich mit dem Cortsge in Notre Dame zu Paris befand, zeigte sich ein angeblicher Prophet mit den Stigmaten an Händen und Füßen, vor dem alles Volk sich ans die Kniee warf, der aber auch ein Betrüger war. 1851 spielte im südlichen Frankreich der Prozeß Rosa Tamisier. Dieses Landmädchen, welches stigmatisirt sein wollte nnd die Kapelle von St. Saturnin häufig besuchte, in der sich ein Altarbild befand, die Abnahme vom Kreuze darstellend, aus dessen Wunden öfters Blut floß, einmal die Glocke von selbst läutete, Kerzen, angeblich von unsichtbarer Hand, angezündet wurden u., war von geistlichem Stolz erfüllt, zn gleich schwärmerisch, Adepte des Vereins I'osuvrs 66 In misörieorcke und der Sekte von Vintzas. Die Sache wurde vor dem Zuchtpolizeigericht zu Carpentras und dann vor dem Appellhof von Nimcs verhandelt und die Tamisier wnrde von letzterem auf Grund des Art. 262 des Strafgesetzbuches zn 6 Monate» Einsperrung, 16 Francs Buße, de» Koste» »Vee contraints pur corps während eines Jahres verurtheilt. Sie hatte bereits, als dieses geschah zn St. Saturnin, Dep. Vaucluse, 7 Monate in Untersuchungshaft gesessen. Die Tamisier war zweifels ohne eine Betrügerin aus Ruhmsucht, das Tribunal von Carpentras schwankte aber und hatte sich für iucompctent erklärt. Nach ihrer Ver- urtheilnng hörten die vermeintlichen wunderbaren Erscheinungen auf. Der Arzt und Trappistenmönch Debrcyue vermnthctc, die Stigmata seien durch unbewußtes Kratzen mit den Nägeln während der Ekstase entstanden, wogegen außer der Gestalt der Wundmale alle sonstigen Erscheinungen spreche», »ach Thol»k mid Steffens sollten sie durch unterdrückte Menstruation entstehen, der Theolog Karl Hase wollte erweisen, daß die Stigmatisation bei Franz von Assissi gar nicht existirte, Petrarca, Pomponatins und in neuester Zeit Mahler (bei der ekstatischen Jungfrau Juliane Weiskirchen) erklären sic durch die Phantasie, wobei Mahler die Elektrizität zu Hülfe nimmt, welche die Hant dort durchschlage, wo sie sie bei Christus in der Vision durchschlagen sahen. — Ich habe in m. Buche: „Der Spiri tualismus rc." S. 254 bei Louise Lateau bemerkt, welche man