müssen wir im Aufstieg über die Scala di San Stefano uns durch ein ganzes Meer von Felssturz trümmern und Tonalitblöcken durchwinden, welche hier, nach theilweiser Wegschwemmung des Glacialschuttes, vom früher viel mächtigeren Diluvium liegen geblieben. Wo das Gestein den Schutt nicht ganz bedeckt, dort breiten riesige Edelkastanien und herrliche Nussbäume ihre weithinschattenden Aeste aus. In ihrem Schatten geht es zum uralten Kirchlein San Stefano hinauf, welches hoch oben auf felsigem, die Thalmündung verengenden Querriegel die Wacht an der bocca di Genova hält. Drunten in der Tiefe tost das Wasser der Sarca über die Blöcke thalabwärts. Im Hinter gründe des engen Thales erhebt sich, im Anstiege mit uns, das blendende Weiss der Vedretta di Lares, aus welcher eisgepanzert das Corno di Cavento und der Crozzon di Lares, 3354 m, und delDia- volo, 3015 m, aufsteigen! Nach 3/4 stündiger Wanderung sind wir oben bei dem Kirchlein angelangt und geniessen von hier aus noch einen entzückend schönen, letzten Rückblick auf die lachenden Fluren von Pinzolo und sehen hinter dem grünbewaldeten M. Sabione die Ausläufer der Brentakette, die schneegebänderte Cima Valon und den kühnen Kegel des Cima di Navdis, hoch auf ragen. Der Sage nach soll Carl der Grosse das Kirchlein an Stelle eines von ihm zerstörten heidnischen Castells erbaut haben. Ihr Aeusseres und Inneres trägt alte Fresken. Der Todtentanz erinnert sofort an die sehr ähnliche Composition an der Wand der St. Vigilskirche in Pinzolo. Ebenso finden wir auch hier das Leben und Leiden des Kirchenpatrons, diesmal des hl. Stefanus, und die sieben Todsünden wiedergegeben. Im Innern nimmt ein grosses Fresco fast die ganze nördliche Wand ein. Es stellt Carl den Grossen inmitten seiner Paladine an Seite des von Bischöfen begleiteten Papstes