Volltext Seite (XML)
Manches recht gut erhalten. Wir erfreuen uns an der genauen Zeichnung und an den farbenfrischen Tönen der Figur des Erlösers, der Propheten und der Apostel u. s. w. und finden die Legende des h. Vigil recht hübsch vorgeführt! Besonders bemerkenswerth aber ist die Südseite. Wir erblicken auf ihr, — neben Resten von Heiligenbildern, darunter auch einen S. Christoforus, und einer an das Fegefeuer erinnernden Darstellung aus älterer Zeit, — entlang der ganzen Wand, recht zur nächsten Umgebung passend, einen Todtentanz aus dem Anfänge des 16. Jahrhunderts. Der Tod, eine zu einem Gerippe geschrumpfte Gestalt mit der Krone auf dem grinsenden Schädel, sitzt auf dem Throne und spielt auf einer Querpfeife auf; zwei neben ihm, nach Musikantenart, mit gekretschten Beinen stehende Gerippe begleiten ihn auf Schalmeien. Und nun ziehen sie, von je einem Gerippe begleitet, an dem als Mensch für die Menschheit gestorbenen Gottessohn und Heiland vorbei. In langer Reihe kommen da heran: der Papst, ein Cardinal, ein Bischof, ein Mönch, der Kaiser, ein König, eine Königin, ein Herzog, ein Arzt, ein Krieger, ein reicher Filz, ein Edelmann, ein krüppel- hafter Bettler, eine Nonne, eine Edeldame, ein altes Mütterchen auf der Krücke und zuletzt ein unschuldiges Kind. Hinter dem Zuge galoppirt auf weissem Rosse ein Gerippe, welches den Todespfeil vom Bogen schnellt. Allen steckt, bis auf den Krieger, dessen Stirne durch bohrt ist, — der Künstler wollte den schönen Bart schonen und wählte lieber die Stirne — der Pfeil in der Kehlgrube. Der hl. Erzengel Michael, mit Wage und Schwert, schliesst den Zug. Unter jeder Figur steht im Italienischen ein auf sie bezugnehmender Vers. So z. B. unter dem König Tod: Jo sont la morte, ehe porta corona, Sonte Signore di ogni persona. At cossi son fiera, forte e dura Che trapasso le porte et ultra mura.