Der von. Jahr zu Jahr zunehmende Fremden verkehr in unseren tiroler Alpen hat den Brenner überschritten und der Bewunderer allgewaltiger Hoch gebirgsnatur ist überrascht von der grossartigen Schön heit, sowie von dem reichen Wechsel in den landschaft lichen Bildern, wie dieselben sich in Südtirol auf ver hältnismässig kleinen Raum zusammendrängen. Einmal dagewesen, kehrt er immer wieder, um dies wunder volle Stück Erde, über welchem ein tiefblauer, schon an den Süden gemahnender Himmel leuchtet, näher kennen zu lernen, um dann als Lobpreiser all des Gesehenen und Erfahrenen heimzukehren und für solchen Genuss neue Freunde zu werben. Schnell schwindet das Vorurtheil von den allzuheissen Sommern in diesen Bergen! Wer zum ersten Male seitwärts von der allgemeinen Verkehrsstrasse des sonnigen Etsch- thales in die Hochthäler aufsteigt, ist von dem Grün des Thales und dem schattenkühlen Wald um so an genehmer berührt, als dies mit seinen bisherigen Be griffen von Südtirol oftmals ganz im Widerspruch steht. Wie Viele, welche mit brausendem Dampfross von Bozen das Etschthai hinuntereilen, meinen, sie kennten das Land und das, was sie mit dem Auge erreichten, sei Alles! Doch da ziehen seitwärts fruchtbare, von tief- dunkelm F orst eingefasste Thäler mit zahlreichen Weilern und Dörfern hinein, da breiten sich Hochebenen mit Wald und blumigen Matten aus, da rinnen die klaren Wässer als Bäche und Flüsse zu Thal, es leuchten im Strahle der untersinkenden Sonne die Schroffen und Zinken der röthlichen Dolomitriesen, es schimmern die Gletscher vom massigen Urgestein herunter und dort unten am Südfusse der Alpen dehnt sich tiefblau da, weite Gewässer des Sees. Madonna di Campiglio liegt inmitten der Brenta- Dolomiten und der Adamello-Presanellagruppe. Das hiedurch bedingte wechselvolle Bild und der über raschende Gegensatz im Gebirgsaufbau schlägt in