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300 Zutritt gewähren; aber diejenige, welche sie mit der grössten Gewandtheit ausbeuten, ist der Stolz, weil er so beschaffen ist, dass man sich demselben am Wenigsten eingesteht. Der Stolz hat zahlreiche Medien, die mit den schönsten Fähigkeiten begabt waren, verdorben, und die ohne ihn sehr merkwürdige und nützliche Geschöpfe hätten werden können; während, wenn sie eine Beute der Lügengeister werden, ihre Fähigkeiten Anfangs schlechter, sodann vernichtet werden; und mehr als Einer sah sich durch die bittersten Enttäuschungen gedemüthigt. Der Stolz giebt sich bei den Medien durch unverkenn bare Zeichen zu erkennen, auf welche wir daher um so mehr die Aufmerksamkeit richten müssen, weil das eines jener Uebelstände ist, welche das grösste Misstrauen gegen die Wahrhaftigkeit ihrer Mittheilungen einflössen müssen. Da ist zuerst ein blinder Glaube an die Erhabenheit eben dieser Mittheilungen und an die Unfehlbarkeit des Geistes, der sie ihnen kund giebt. Daher stammt ihre Verachtung gegen Alles, was nicht von ihnen kommt; denn sie glauben das ausschliessliche Recht auf die Wahrheit zu haben. Der Glanz grosser Namen, womit sich die Geister schmücken, die von Medien für ihre Beschützer gehalten werden, ver blendet sie, und da ihre Eigenliebe darunter leiden würde, zu gestehen, dass sie gefoppt werden, so weisen sie einen jeden Rath ab, ja sie vermeiden ihn sogar und entfernen sich von ihren Freunden und von einem Jeden, der ihnen die Augen öffnen könnte. Wenn sie sich herbeilassen, sie anzuhören, so entsprechen sie durchaus nicht ihren Rath- schlagen, denn an der Erhabenheit ihres sie leitenden Geistes zu zweifeln, ist fast eine Entweihung. Der kleinste Widerspruch, die einfachste, kritische Bemerkung beleidigt sie, und sie gehen zuweilen bis zur Gehässigkeit gegen Personen, die ihnen Dienste erwiesen haben. Begünstigt durch die von den Geistern, welche keinen Widerspruch haben wollen, hervorgerufene Vereinsamung ihrer Medien, haben solche Geister ein leichtes Spiel, um die Medien in