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213 bleibenden, so doch sehr häufigen Möglichkeit, den ersten besten angekommenen Geist zu sehen, selbst jenen, der uns sehr fremd ist. Das ist die Gabe, welche die sogenannten sehenden Medien bildet. Unter den sehenden Medien giebt es solche, die nur solche Geister sehen, die man ruft, und von denen sie eine Beschreibung mit grösster Genauigkeit machen können; sie beschreiben ihre Bewegungen, den Ausdruck ihrer Physiog nomie, die Züge ihres Gesichtes, die Kleider bis zu den Gefühlen, von denen sie beseelt zu sein scheinen, bis in das kleinste Detail. Es giebt deren Andere, bei welchen diese Fähigkeit noch viel allgemeiner ist; sie sehen die ganze spiritische Bevölkerung, welche uns umgiebt, gehen, kommen und man kann sagen, ihren Geschäften obliegen. 169. Wir haben einmal eines Abends der Vorstellung der Oper „Oberon“ mit einem sehr guten sehenden Medien beigewohnt. Es waren in dem Saale noch eine grosse An zahl leerer Plätze, von denen aber plötzlich viele von den Geistern besetzt wurden, die den Anschein hatten, an den Schauspiele sich zu betheiligen. Einige gingen bei gewissen Zuschauern vorbei, und schienen ihre Gespräche anzuhören. Auf dem Theater stellte sich eine andere Scene dar. Hinter den Schauspielern unterhielten sich mehrere Geister im jovialen Humor damit, ihnen nachzuspotten, indem sie ihre Bewegungen auf eine possenhafte Art nachmachten. Andere Ernsthaftere schienen die Sänger zu begeistern, und sich anzustrengen, ihnen Mut einzuflössen. Einer aus ihnen war beständig bei einer von den Hauptsängerinnen. Wir schrieben ihm etwas leichtfertige Absichten zu. Da war ihn nach dem Herablassen des Vorhanges gerufen haben, kam er zu uns und nahm uns mit vollem Ernste unser Vorurtheil weg. „Ich bin das nicht, was ihr glaubt“, sagte er, „ich bin ihr Führer und ihr Schutzgeist. Ich bin damit beauftragt, sie zu leiten.“ Nach einigen Minuten einer sehr ernst gehal tenen Unterredung verliess er uns, indem er sagte: „Adieu, sie ist in ihrer Loge, ich muss hingehen, über sie zu wachen.“