71 Der Ausfall geschah gegen die Hauptfronte des englischen Lagers; es war noch stockfinstere Nacht, von ferne hörte man die Glocken Sebastopols dumpf und grauenhaft hallen, welche die Gläubigen zum Morgengcbetc einluden, Mitternacht war also noch nicht lange vorbei. Während die Hauptfronte, wie auch das französisch türkische Lager, um die Hauptaufmerksamkeit abzulenken, nur von einer unbedeutenden Truppe angegriffen wurde, zogen un absehbare Streitmassen die rauhen, steilen Höhen über dem Thale Inkerman in aller Stille hinauf, um die schwächste, ver wundbarste Stelle dcS englischen Lagers anzugrcisen. Viele Vorposten wurden überrumpelt und nicdergemctzclt. Doch ihre tapfere Gegenwehr verhinderte, daß die Russen auch das Lager überrumpeln konnten. Einen Augenblick herrschte Verwirrung; die Allarmzcichcn ertönten schaurig, das Gerassel der Wagen und Geschütze wurde hörbar, verworrenes Geschrei erscholl, doch nur kurz dauerte dies; plötzlich wurde cs still; 10,000 Mann standen kampfbereit da. Doch wohin sich kehren in der Finstcrniß? Es deutete nur daS Ausblitzen der Kanonen- und Musketcnschüssc die feindlichen Stellungen an. Das Commando „Vorwärts" erscholl, und cs bewcgtcn sich die Kolonnen gegen die Anhöhen. Wo daS Aufblitzen eines Schusses aus der Anhöhe sichtbar wurde, dahin richtete der englische Soldat ohne Befehl seine Waffe; und so währte der Kampf mehrere Stunden. Die Nacht sank inzwischen ; doch dichter Nebel bedeckte den Wahlplatz, nur einige Schritte weit konnte man sehen. Die Schlacht entwickelte sich nicht regelrecht, nur einzelne