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56 ein und meldete, ein russischer Offizier wünsche den Herrn des Hauses zu sprechen ; zugleich bemerkte er, daß auf der Hausflur gegen zwanzig russische Soldaten bis an die Zähne bewaffnet ständen. Eisiger Schauer durchrieselte bei dieser Nachricht die Glieder aller Anwesenden, sic wußten ja, welche Folgen so ein russischer Besuch nach sich ziehen konnte, doch die unbefangene heitere Miene Komarzynski's verscheuchte die Gedanken an Sibirien. Komarzynski begab sich in das nebenanstoßenbe Zimmer, wo gleichzeitig der russische Offizier cintrat, den er zum Sitzen einlud, indem er sich selber in einem Lehnstuhle niedcrließ. Oberst Dubsky setzte sich auf daS Sopha — und begann nach kurzer Pause die Unterredung. ,,Herr Komarzynski," sagte er, ,,nicht Ihnen gilt mein Besuch, sondern Ihrer schönen Tochter." „Woher kennen Herr Oberst meine Tochter?" fragte er staunt Komarzynski. „O ich kenne sie schon lange. Ich sah Ihre cngelgleichc Tochter in Warschau. Sie sehen und lieben war Eins. Doch bevor ich Gelegenheit hatte, sie aufzusuchcn, hatten Sie mit Ihrer Tochter Warschau verlassen und Niemand konnte mir sagen, wohin Sic gezogen. Der Krieg führte mich in dic Krim,, ein Zufall setzte mich in Kcnntniß, daß Sie hier seien. Eine Stunde ist cs, daß ich eS erfuhr, und in dieser einen Stunde durchlebte ich viele Jahre. All' die süßen Träume, die mir das Bild Ihrer holden Tochter vorgaukclteu, und die mich, seit ich sie das erste Mal, das einzige Mal gesehen, nie verließen, wur den wieder wach, im glücklichen Zufälle, der mich Sic so un-