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301 — „Ja, ich thuc cs, um zum Ziele zu gelangen. Ich lasse mir den Bart abnehmen und zwar aus der Stelle." „Das nenne ich einmal ein Opfer," sagte Iwan nicht ohne Ironie. Der Pope warf ihm einen vernichtenden Blick zu und ließ ihn allein. Bald darauf ging Michailoff in den Laden eines Barbiers, doch nicht bevor er dreimal an der Ladenthüre vor übergegangen und einigcmale nachdenkend stehen geblieben war. Der brave Barbier, ein gut gemästeter Muselmann, der sein Handwerk schon seit dreißig Jahren betrieb, wollte seinen eignen Ohren nicht trauen, als ihm der Pope den üppigen Bart abzunehmen befahl. „Den Bart — diesen?" rief er noch immer zweifelnd auS, „den wollen Sie abrasiren lassen? Beim Propheten, Sic scherzen bloö. Dreißig Jahre sind cs schon, daß'Ich Bart und Kops rasirc und noch ist es mir nicht vorgekommen, daß sich Jemand solch cincn schönen, ehrwürdigen Bart, der selbst dem Propheten Ehre machen würde, hätte abnehmen lassen. Nicht wahr Effendi, Sie scherzen?" Seltsam! — Derselbe Mann, den wir schon zwei Mord- thatcn begehen Iahen, derselbe, der im Begriffe war, einen dritten und vielleicht einen vierten Mord zu begehen, derselbe, der gegen Bitten, Drohungen und Schmeicheleien, so wie gegen fremdes Leid vollkommen unempfindlich war, der Alles auf opferte , kein Hinderniß für groß genug hielt, um sein Ziel zu erreichen, — derselbe war tief bewegt, als cs galt, seinen Bart der Schccrc zu überliefern. Aber diese Schwäche dauerte nur einen Augenblick und im