223 Dic zur Flucht bestimmte Nacht war finster und gleichsam der Ausführung hold. Schwarze Wolken tummelten sich, vom rauhen Nordwind gejagt, am Himmel herum. Die Blätter im Walde, vom Winde bewegt, säuselten gehcimnißvoll; das Rau schen des nahen Sturzbaches wirkte aus das Gcmüth wie eine Borahnung des göttlichen Gerichtes und erfüllte die Seele mit bangem Schauer. — lind dic beiden Frauen, in große Tücher gehüllt, schritten einen Fnßwcg entlang durch daS Dunkel eines Thales. Leicht erklärliche Angst bemächtigte sich beider, kein Laut entwand sich ihren Lippen und auch zu alhmcn wagten sie kaum. Geistern gleich schlichen sic einhcr und Furcht vcrdoppcltc ihrc Schritte. Nun halten sic den Wald crreicht und schwarze Tunkclhcit umlagcrtc sic. Dic Furchtsamen schmi'cgtcn sich an einander, gingen noch einige Schritte und blieben dann stehen. „Beim Propheten, ich weiß nicht, wo wir sind!" rief nun Fatime, das Schweigen unterbrechend, auS, ,,ich zittere vor Angst und mein Herz zieht sich krampshast zusammen — vielleicht haben wir gar einen falschen Weg cingcschlagcn." „Unbesonnene!" sagte Sclima, „wie kannst du aus's Gerathewohl das Haus verlassen?" „Sieh nur, Sclima, bemerkst du nicht auch zwei Männer, die aus uns zuzukommcn scheinen?" „Weh' mir, mir ahnt nichts Gutes." „Du bist kindisch, Sclima. Wcr könntcn dic zwci Män- ncr dort sein, wenn nicht mein Abdul und sein Begleiter?" Einige Minuten später lag dic schöne Tscherkessin in den Armen Abdul's.