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Hotels, Kaffeehäuser u. s. w. 3 sind übrigens in Alexandrien durchschnittlich noch 25 Prvc. billiger, als in Cairo und dabei ist Alles besser. Dennoch sind auch sie das Doppelte von dem, was sie l854 waren. Damals zahlte ich Alles einbegriffen täg lich 2 Thlr. 20 Gr., jetzt kostet Wohnung und Kost allein 4 Thlr., und Wein, Thee, Lichter schwellen die Rechnung auf 6 Thlr. Dies in den billigeren Hotels. Für ein solches galt das von mir erwählte Hotel Labat. Der Wirth, ehemaliger französischer Koch, wirthschaftete mit Luxus. Alles war trefflich. Freilich sollte ich ihn 6 Monate später im schönsten Bankerott finden. Seine Gläubiger ließen ihn übrigens als Geschäftsführer, und das war human, für ihn und die Reisenden, denn man lebte gut dort. Weun man vom heutigen Alexandrien sagt, daß es etwa aussieht, wie eine schlechte Copie von Marseille oder Triest, mit malerisch zerlump ten ägyptischen Bettlern als Staffage, so hat man es beschrieben. Auf dem Schiff war viel von europäischen Vergnügungen die Rede. Ich fand aber, daß diese sich zur Zeit auf ein Oats aüuntunt beschränkten, wo ein Lied gegen „168 ?ru88ion8" gesungen wurde. Die Kaffeehäuser sind alle gemein. Sehr besucht sind die östrcichischen Bierstuben und gesucht deren Personal. Eine Biermamsell hatte vor Kurzem zu einem Schauderproceß Anlaß gegeben. Ein reicher, aber persönlich sehr abschreckender Türke stellte ihr nach. Da aber die Hebe ihm widerstand, so miethetc er einige Bravos, ließ sie rauben und gab ihr erst in einem Halbtodten Zustand die Freiheit wieder. Jetzt sitzt er auf der Galeere, d. h. was man hier so nennt, denn für Reiche kann im Orient selbst das Zuchthaus erträglich, sa zu einem Schauplatz der Wollust gemacht werden. Mein Diener kannte diesen Türken und besuchte ihn in seiner Einsperrung, wo es nach ihm gar nicht an den Huris des Paradieses fehlte. Der Menschenhandel mit deutschen, namentlich östreichischen Mädchen wird übrigens auch hier auf empörende Weise getrieben. Alljährlich reisen „ehrwürdige" Matronen, Vorsteherinnen gewisser Anstalten, von hier nach Wien oder Pesth und kündigen an, daß sie Dienstmädchen miethen wollen. Sie kehren dann gewöhnlich mit einem ganzen Serail zurück, und die Mädchen haben oft keine Ahnung ihrer Bestimmung. Mehrere junge Alexandriner erzählten mir merkwürdige Dinge über die Art und Weise, wie diese armen betrogenen Personen zu Fall gebracht werden. Vor zwei Jahren sprang eine, die sich der „Hausregel" nicht fügen wollte, aus dem Fenster und tödtete sich. Es hieß natürlich, sie sei wahnsinnig gewesen. Nach so etwas kräht kein Hahn! Wenn es aber gilt, einen Neger, der 1*