Wenn freilich das Flügelmotiv mit dem Seelenwande rungsglauben zusammenhängt, was wohl wahrscheinlich ist, würde es wohl doch als ursprünglich ägyptisch angesprochen werden müssen (vergl. hierzu Perrot etChipiez, IV. Bd., S. 777). Übrigens haben auch die Hettiter im 14. und und 13. vorchristlichen Jahrhundert in ihrer Skulptur schon geflügelte Sphinxe und Greife, desgleichen Doppeladler dar gestellt. Dr. L. Messerschmidt (Die Hettiter, Der alte Orient IV 1, S. 30) knüpft daran folgende Bemerkung: „Der österreichische Doppeladler ist von dort entlehnt. Zuerst wurde er im Orient übernommen durch die Seldschukkensultane (1217) und dann von diesen durch die deutschen Kaiser. 1345 taucht er zum ersten Male im Wappen des deutschen Kaisers auf.“ Wir kommen nun wieder auf das moderne Kunstgewerbe zu rück. Nachdrücklich sei hier darauf aufmerksam gemacht, dafs die heute in der Möbelarchitektur epidemisch um sich greifende Liebhaberei, die Rückenlehne der Stühle als ein nach oben spitzwinklig zulaufendes Viereck zu konstruieren, wie nach dem vorhergegangenen ersichtlich ist, unzweideutig ägyptisierend ist. Denn diese Lehne ist eben das Abbild der ägyptischen Tempel pforte. Und dieselbe Form ist neuerdings bei Möbelschlofs- beschlägen die beliebteste. Und nun werfe man, bitte, einen Blick auf die Möbel des Herrenschlafzimmers im Hause Abb. 11. Frauen-Arbeitstisch von Percier u. Fontaine. (Aus: „Recueil de döcorations intörieures pour tout ce qui concerne l’ameublement.") Behrens (Deutsche Kunst und Dekoration V, 4, S. 179). Gelegentlich, wie in der Gasofenverkleidung und der Bett architektur im Gästezimmer, findet sich auch die ägyptische Säulenform verwendet. Die schon im Empire beliebte Parallelsetzung von drei, vier oder fünf geraden Linien in Verbindung mit Würfel-