14 zeichnet das Fortschreiten zu dem Höheren, zu dem Ideal, zu Gott, stellt also die Grundform des architektonischen Aus drucks für Religion dar. Etwas Ähnliches ist übrigens die ägyptische Stufenpyramide. Eine Abbildung einer solchen findet man bei Perrot und Chipiez 9. o. W. S. 214. Das Motiv aber dieses Stufenturmes oder Etagenturmes finden wir im modernen Kunstgewerbe unzählige Male angewendet, vor allem von Koloman Moser in Wien und Peter Behrens in Darmstadt (jetzt Düsseldorf). Etagenturm, Plattform und Würfelform finden wir auch bei Carl Milles Entwurf für das Nationaldenkmal Sten Stuve in Stock holm, vor allem aber bei Saarinens Entwurf für das neue Bahnhofsgebäude in Helsingfors. Selbst in die Möbel industrie sind diese Motive eingegangen. Wir kommen nun nochmals zu dem offenbar am meisten charakteristischen assyrisch-babylonischen Motiv, dem Keil schriftzeichen. Künstlerisch genommen, ist die Keilschrift wohl die bedeutendste oder eine der bedeutendsten Schriften; eine gut geschriebene Keilschrifttafel wirkt wie ein Gemälde, oder besser: wie künstlerische Reliefplastik. Die drei Ele mente der Keilschrift (vergl. Abb. 39 bei H. v. Hilprecht „Die Ausgrabungen im Bel-Tempel zu Nippur“, Leipzig, Hinrichs, 1903) sind 1. der senkrecht fallende Keil, 2. der wagerecht gestellte Keil, 3. der Winkelhaken. Diese Formen sind von unseren modernen Architekten hunderte Male bewufst oder unbewufst ornamental verwertet worden. Der Winkelhaken erinnert an das Sparrenmuster und das Chevronband. v. Sybel meint, dafs dieses Muster aus Asien stamme, aber dafs es seinen Ursprung im Ge flecht habe. Der Zusammenhang mit dem Winkelhaken der Keilschrift ist jedenfalls nicht zu verkennen. Erinnert sei dabei auch an das mykenische Fischgrätenband 1 . Als feststehend darf gelten, dafs das Chevronband, das 1 Nach der Sage erfand Taios, der Sohn der Schwester Dä da los, als er die gezahnte Kinnlade eines Raubfisches sah, die Säge und wurde dafür von dem eifersüchtigen Dädalos ins Meer gestürzt. Bei der Säge wie bei der Fischgräte finden wir aber das Muster des Winkelhakens wieder.