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176 Faust. Stünd' ich, Natur! vor dir ein Mann allein, Da wär's der Mühe wert, ein Mensch zu sein. Das war ich sonst, eh ich's im Düstern suchte, - Mit Frevelwort mich und die Welt verfluchte. Nun ist die Luft von solchem Spuk so voll, Daß niemand weiß, wie er ihn meiden soll. Wenn auch Ein Tag uns klar vernünftig lacht, In Traumgespinst verwickelt uns die Nacht; Wir kehren froh von junger Flur zurück, Ein Vogel krächzt; was krächzt er? Mißgeschick. Von Aberglauben früh und spat umgarnt — Es eignet sich, es zeigt sich an, es warnt — Und so verschüchtert, stehen wir allein. Die Pforte knarrt, und niemand kommt herein. (Erschüttert.) Ist jemand hier? Sorge. Die Frage fordert Ja! kauü. Und du, wer bist denn du? Sorgt. Bin einmal da. kau-. Entferne dich! Sorge. Ich bin am rechten Ort. kaust, (erst ergrimmt, dann besänftigt für sich) Nimm dich in acht und sprich kein Zauberwort! Sorgt. Würde mich kein Ohr vernehmen, Müßt' es doch im Herzen dröhnen> In verwandelter Gestalt Üb' ich grimmige Gewalt. Auf den Pfaden, auf der Welle, Ewig ängstlicher Geselle; Stets gefunden, nie gesucht, So geschmeichelt wie verflucht. Hast du die Sorge nie gekannt? — kaust. Ich bin nur durch die Welt gerannt; Ein jed' Gelüst ergriff ich bei den Haaren, Was nicht genügte, ließ ich fahren, Was mir entwischte, ließ ich ziehn. Ich habe nur begehrt und nur vollbracht, Und abermals gewünscht, und so mit Macht Mein Leben durchgestürmt; erst groß und mächtig, Nun aber geht es weise, geht bedächtig. Der Erdenkreis ist mir genug bekannt, Nach drüben ist die Aussicht uns verrannt;