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Statt ehrfurchtsvollem Willkomm bring' ich dir In Ketten hartgeschlossen solchen Knecht, Der, Pflicht verfehlend, mir die Pflicht entwand. Hier kniee nieder, dieser höchsten Frau Bekenntnis abzulegen deiner Schuld! Dies ist, erhabne Herrscherin, der Mann, Mit seltnem Augenblitz vom hohen Turm Umherzuschaun bestellt, dort Himmelsraum Und Erdenbreite scharf zu überspähn, Was etwa da und dort sich melden mag, Vom Hügelkreis ins Thal zur festen Burg Sich regen mag, der Herden Woge sei's, Ein Heereszug vielleicht; wir schützen jene, Begegnen diesem. Heute, welch Versäumnis! Du kommst heran, er meldet's nicht; verfehlt Ist ehrenvollster, schuldigster Empfang So hohen Gastes. Freventlich verwirkt Das Leben hat er, läge schon im Blut Verdienten Todes; doch nur du allein Bestrafst, begnadigst, wie dir's wohlgefälU Helena. So hohe Würde, wie du sie vergönnst, Als Richterin, als Herrscherin, und wär's Versuchend nur, wie ich vermuten darf, So üb' ich nun des Richters erste Pflicht, Beschuldigte zu hören. Rede denn! tumwächter, Tiinccus. Laß mich knieen, laß mich schauen, Laß mich sterben, laß mich leben, Denn schon bin ich hingegeben Dieser gottgegebnen Frauen. Harrend auf des Morgens Wonne, Östlich spähend ihren Lauf, Ging auf einmal mir die Sonne Wunderbar im Süden auf. Zog den Blick nach jener Seite, Statt der Schluchten, statt der Höhn, Statt der Erd- und Himmelsweite, Sie, die Einzige, zu spähn. Augenstrahl ist mir verliehen, Wie dem Luchs auf höchstem Baum Doch nun mußt' ich mich bemühen, Wie aus tiefem, düsterm Traum.