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seyen- Dasselbe sey finster und feucht gewesen, und dazu der strengste Winter. Jeden Tag habe man einen oder zwei seiner Leute genommen und auf'S grau, samste mit der Bastonade bestraft, um sie zum Geständniß zu bringen, wo das Geld und die Habseligkeiten ihres Herrn sich befinden. Sogar zweimal an einem Tage habe man an denselben die Bastonade angewendet, und doch habe keiner das geringste Murren von sich hören lassen oder ein Geständniß abgelegt. Eines Tages sogar benachrichtigten ihn seine Unglücksgefährten, daß sie einen Plan zur Flucht vermittelst Erbrechung der eisernen Gitter entworfen hätten, worauf sie dann alle Las Schwert ergreifen und ihren Herrn nach Kerkuk entführen wollten. Allein er widersetzte sich auf's Bestimmteste ihrem Vorschlag. Während der Ge fangenschaft verhungerten seine Leute beinahe, erduldeten jedoch trotz allen Man gels mit Muth und Standhaftigkeit ihre Leiden. Jetzt theilen alle seine Stammes angehörige das Ihrige mit ihm, ertragen Hunger und verrichten die niedrigsten Dienste, um ihm seine Lage zu erleichtern, mit einer Geduld und Ausdauer, als ob sie nie in einer bessern Lage gelebt hätten. Der Pascha, obgleich er ihm noch gewogen ist, war doch so schwach, in Folge der Einflüsterung von Osman Bey, der sein Feind ist, ihn so übel zu behandeln, und jetzt hat Omar Bey, über- zeugt, daß der Pascha ihm seine Achtung schenkt, vollkommen Genugthuung, und vielleicht aus Liebe zu Abdurraman, des Paschas Vater, hat er sich nie entschließen können, ihn zu verlassen. Als ich mich in Vorwürfen über die Schwachheiten des Pascha- ergoß, entgegnete mir Omar mit leiser, aber ernster Stimme: Wahrlich, ich versichere Euch, er ist im Allgemeinen nicht so schlimm, und nur gegen mich hat er so gehandelt. Omar Aga lebt gegenwärtig in der größten Armuth, die er einzig der Feindschaft von Osman Bey zu verdanke» hat, und dennoch hat er bei Ler innigen Freundschaft, die seit einigen Monden zwischen uns besteht, nie den leisesten Wunsch geäußert, ein Geschenk von mir zu erhalten, welchen selbst der reichste Türke offen gegen mich ausgesprochen haben würde. Da ich den andern Tag einen Tataren nach Cvnstantinvpel abschicken mußte, und Lieser Ort, Ler Markt für alle Luxus- und sonstige Artikel ist, so fragte ich ihn, womit ich ihn wohl erfreuen könnte, allein er schenkte meinen Worten kein Gehör und gab Lem Gespräch sogleich eine andere Wendung, während ein anderer Anwesender sich von mir eine Pfeifenspitze von Bernstein ausbat. Mit einem Worte, Omar Aga ist der einzige Muselmann, den ich während meinen vielen Reisen und Bekanntschaften im Orient gefunden, der mit Recht den Namen eines Ehrenmannes verdient. Nach einigen Tagen erhielt ich wieder ein Paket von Bombay, um es nach Konstantinopel abzuschicken. Der Tatar, Ler es mir brachte, ist derselbe, welcher unter des Said Paschas Kriegsunruhen das kühne Wagstück bestanden hat, über Amadia und Van den Weg nach Konstantinopel zn machen. Ich hatte eine lange Unterredung mit ihm über diesen Weg, den vor ihm noch kein Türke gewagt hat. In Ankoa erhielt er auf die Empfehlung des Statthalters von Arbil einen chaldäischen Dollmetscher, um durch die wilden chal-