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Abends kam Ler Vali, um meinen Besuch zu crwiedern. Die Serbazcs gingen voraus, und hinter ihm folgte eine beträchtliche Abtheilung zu Pferde. Die Pro- ccssion war nicht so glänzend, als dies bei den Türken der Fall gewesen wäre. ES liegt etwas Niedriges und traurig aussehendes in der persischen Tracht, haupt sächlich aber ist dies der Fall, wenn das Volk sich in Masse zeigt. Der Khan war besser gekleidet, als gestern. Er wurde an der Zellthürc von den Serbazes mit präsentirtem Gewehr empfangen; die Trommler und Pfeifer spielten das „kvä 8NV6 ttii- Kin-;." Der Khan von Serdesht und die Sultane von Banna und Sakiz begleiteten ihn. Er zeigte mir verschiedene Waffen, fragte mich, ob sie englisches oder französisches Fabrikat seycn, welchen Werth sie haben u. s. w. Er erzählte mir, daß ihm der König von Persien drei Feldstücke versprochen habe, sowie auch einige Artilleristen, um seine erzenen Leute dressircn zu können. „Und ich selbst werde es lernen, Sie werden es sehen; — ich werde so ein guter Artil lerist werden, als ein Englänger; — Las werde ich. — Du kennst die Mauern Les Schlosses von Sinna? Hier will ich ein Geschütz aufgepflanzt haben, und werde einige junge Ochsen und Schafe am gegenüberliegenden Hügel aufstcllen lassen, Du wirst sehen, wie viel ich jeden Tag tödtcn werde." Er wurde nun ganz herz lich; die Unterhaltung war zwar nicht sehr interessant in Bezug auf Belehrung, aber desto ungezwungener. Er wendete sich gegen Len Khan Musa, und sagte in kurdischer Sprache: „Walla, dieser Mann gefällt mir." Hierauf wendete er sich an mich, und sagte: „Willst Du mein Bruder sepn? Es ist gut, einen solchen zum Freund zu haben, wie mich; ich bin ein reicher Mann." Nun wurde meiner Bibliothek erwähnt. Omar Aga ergiff geschickt diese Ge legenheit, um den Vali wissen zu lassen, daß ich der berühmten Geschichte von Kurdistan, Tarikh al Mrad, entbehre. Er war in sehr gutem Humor. „Entbehrt ihr wirklich das Werk Tarikh al Akrad? Walla, ihr sollt cS haben." Dieses Buch hatte ich schon seit vielen Jahren gesucht, und ich würde, um dasselbe zu erhalten, eine nochmalige Reise nach Sinna unternommen haben. Später kam er augenscheinlich in eine religiöse Stimmung. Er betete immer, und sagte, daß er die Pilgerfahrt nach Mekka zu machen beabsichtige. Auf ein mal fragte er nach der Zeit; und nachdem man sie ihm gesagt hatte, nahm er eine kleine Opiumpille und eine Zuckerpflaume darauf. Ich brachte ihm hier meinen Wunsch vor, morgen abzureisen. Er bat mich jedoch, noch den nächsten Tag zu bleiben. Er kam heute Abend um 4 Uhr und blieb bis zur Dämmerung, wo er auf eine sehr herzliche Art Abschied von mir nahm. Er ritt ein großes, sicheres Pferd, dessen Packsattet mit Sammt überzogen war. Seine Dienerschaft hielt plötzlich, wenn er sich schnell herumdrehte oder zu einem derselben sprach. Den 9. September. Diesen Morgen ging ich zum Vali, um Abschied von ihm zu nehmen. Ich sagte ihm, daß er eine Zeil bestimmen möge, wo er keine Geschäfte habe', indem es mir ganz gleichgültig wäre, wann ich zu ihm gehe; er versprach, mich dies wissen zu lassen. Diesen ganzen Morgen war er beschäftigt, Abrechnungen mit Banna in Ordnung zu bringen. Er ließ drei ker angesehensten