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das Landhaus Morgens 6 Uhr. Der Weg führte durch eine einförmige Gegend, und um 1 Uhr Mittags gelangte ich zu unserem Lagerplatz in dem Dorfe Dokhala, den ich bereits in gehörigen Stand gesetzt sand. Daß eine so zahl reiche Neilegesellschaft in einem Dorfe alle Bequemlichkeit finden werde, war natürlich nicht zu erwarten. Ich war daher genöthigt, mich mit Zelten zu ver sehen, und hatte eine Anzahl arabischer Zeltspanner mitgenommen, die in jedem Nachtquartier die Zelte aufzuschlagen und abznbrechen hatten. Sie führten 15—iv Zette mit, waS freilich für eine Truppe von etwa sechzig Personen nicht zu viel war. Der Tag ging vollends mit den Zubereitungen zur Reise hin, und es war eine Noth und Verwirrung, bis Jeder für sich und seine Effecten die nöthige Lagerstätte gefunden hatte. Die Nacht hindurch hatten wir Sturm und Regen, dem dis armen Maulthiertreiber, Lie Zeltspanner und die Thiers, für welche Lie Zelte nicht zureichten, ausgesetzt bleiben mußten. Den 18. April bestiegen Herr Bellino *) und ich, mit einigen Leichtberittenen von Ler Geiellichaft, Morgens Uhr die Pferde, ehe noch die Hauptmaste zum Aufbruch fertig war; ich war froh, der Verwirrung und Lem Lärmen entgehen zu können, der durch das Wiehern der Rosse, das Läuren der Glocken an Len Manlthieren und das Hundegebsll, welches Alles eine morgenländische Caravans auSzeichnct, hervorgebracht wurde. Meine Frau folgte in einiger Entfernung in ihrer Sänfte, begleitet von ihrer weiblichen Dienerschaft, Lie in Kajavahs, einer Art Wiegen, saßen, welche auf jeder Seite von Maulthieren getragen, und einem Reiter begleitet wurden. Die türkische Sitte erlaubte uns nicht, zusammen zu reisen, und wir hielten gleichfalls unser Gefolge an, hierin ihren eigenen Begriffen vost Schicklichkeit und ihren besonderen Gebräuchen nachzukommen. Ich selbst habe es mir zum Grundsätze gemacht, mich immer nach den Sitten Les Volkes, bei dem ich gerade meinen Aufenthalt hatte, in soweit es sich mit meinem Gewissen und meiner Ehre vertrug, zu richten. Der Türke hält ungemein viel ans Ceremonien, er will diese durchaus beachtet wissen; wer Liese verachtet, den hält er für roh und unwissend, und für einen Menschen ohne alle Bildung. Vor Allem aber findet er es bei Weibern höchst anstößig, sich sehen oder hören zn lassen, und ich bin überzeugt, daß ein Türke, der diesen Abscheu überwindet, seine besten Gefühle verloren hat; wenigstens war Ließ bei allen Denen der Fall, die ich gesehen habe; so wie ich bestimmt glaube, daß Lie achtungsvolle und freundschaftliche Aufnahme Vellino, ein Deutscher von Rottenburg bei Tübingen in Schwaben, den Rich in Wien, wo er seiner Studien wegen uch ausbielt, kennen lernte. Seine Vorliebe für orientalische Literatur und seine Begierde den Orient zu sehen, veranlaßten ihn, durch H. v. Hammer, Rich'S Treund, diesen um die Erlaubnis zu bitten, ihn auf der Rückreise nach Bagdad begleiten zu dürfen, und Rich war erfreut, daß sich ihm die Gelegenheit darbot, ihn ,n seinem Privatsecretür wühlen zu löuncn. Er war ein äußerst liebenswürdiger und gebildeter junger Mann, und besaß ganz den Enthusiasmus, die Bcharrllchkelt und Naivität seiner Landsleute, und dabei eine außerordentliche Lernbegierde. Seine Lieblingöstudien, Grammatik und Sprachen, betrieb er mit unermüdetem Eiser und eine, wirtlich deutschen Ausdauer. D. Uebersepcr.