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Latschen Stämme von Dschulamerk durchzukommen. Von Arbil wandle er sich nach Akra oder Baukor, das zwei starke Tagereisen von dort entfernt ist. Sein Weg war noch ziemlich leidlich, bis er gegen das Gebirge und die Festung von Akra kam. Von hier bis Amadia hatte er wiederum zwei Tagereisen, jede von zwölf Stunden, immer über schroffe und fast unwegsame Gebirge*). In Amadia versuchte der Statthalter Cebir Pascha, ihn von diesem gefähr lichen Unternehmen abzubringen, jedoch der Tatar blieb standhaft. Der Pascha ertheilte ihm hierauf verschiedene Rathschläge, unter Anderem Alles, was er erhalte, sogleich zu bezahlen, und sich ja in jedes Hinderniß, Las sich ihm in Weg stelle, willig zu fügen, denn bei dem geringsten Widerstand, Len er blicken lasse, drohe ihm von dem wilden rachsüchtigen Volke Verderben und Tod. Seine weitere Reise war eine fortlaufende Reihe von Gefahren. Er wurde seines Geldes und seiner Waffen beraubt; man erklärte ihm, daß man blos wegen der Empfeh lungsschreiben von Cebir Pascha ihm das Leben geschenkt habe, bis er nach vier zehn Tagen endlich in Van ankam, nachdem er zuvor 24 Stunden zu Julamcrk **) im Kerker zugebracht hatte. Die Provinz Hakkari ist eine Ler wildesten und schauerlichsten Gebirgsgegen den auf dem Wege nach Van, und großentheils mit Lichten WälLern bedeckt. Die Berge sind so hoch und steil, Laß öfters nach einem Marsch von vier bis fünf Stunden Las Dorf, von dem man ausgegangen, beinahe senkrecht unter Einem liegt. Ungefähr fünfzig Stunden von Amadia kam er in ein großes Dorf, Las beinahe eine Stunde im Umfang hat. ES war dicß der Wohnplatz eines christ lichen Stammes. Die Hütten waren alle von Holz erbaut, und die Einwohner schilderte er als die wildesten, die er auf seiner Reise gesehen hatte. Die Männer trugen hier Strohhüte, Hie nach Art der europäischen aus Reisstroh geflochten waren. Der Anbau von Walzen oder Gerste ist hier völlig unbekannt; es wird Um auf diesem Wege Kleinasien zu erreiche», mußte er gerade durch den wildesten und unzugänglichsten Theil dcS ChaldäcrgebictS reisen. Die chaldäischcn Stämme sind wahrscheinlich Lie einzigen Christen im Orient, welche ihre Unabhängigkeit von den Mubamedancrn bis auf diese N«t erhalten, und sich diesen wahrhaft furchtbar gemacht haben. Die folgenden Vemerkungen über dieses merkwürdige Volk sind auS einem andern Tagebuch Rlch'S, worin cS heißt: Die wildesten und unab hängigsten Stämme von Juiamerk oder Hakkari sind vier Ehaldäcrstämme, welche zum Nesioria- niSmuS sich bekennen, aber im Zustande einer völlige» Barbarei leben. Dit Männer zeichnen sich alle durch ihre Rohheit, Kraft und Tapferkeit auS, sie bewohnen die Gegend zwischen Amadia und Julamcrk, und geben dem Fürsten von Hakkari zwar einige Abgaben, allein nur gelegentlich als Geschenk, wenn er sie daruni bittet, nie aber erkennen sie cS für Schuldigkeit. Zulamcrk ist die Hauptstadt de« kurdischen Provinz Hakkari; in ihr liegt auch KoschhanneS, die Residenz des chaldäischen Patriarchen, der zugleich Kommandant einer Division ist, wen» Krieg zwischen dem Fürsten von Hakkari und Persien geführt wird, an dessen Grenzen, zwischen Julamcrk und Salmast, des letzter» Hauptstadt liegt. Der Patriarch soll Laö Schwert gut zu führen wissen, und ein ausgezeichneter Schütze sehn. Auch ist er anerkannt einer der berüchtigtsten Räuber seines Stammes. In der Nähe von Juiamerk soll eine Cisenmine nebst Dlcigrubcn sich finden, die dem Fürsten von Hakkari gehören, ausgenommen an einem Tage des JahrS am Fest LeS heilige» Georg, an welchem ein nestorianischeS Kloster die Ausbeute alS Eigenthum ansprechcn darf. DaS Kloster liegt drei Tagrcisen von Julamcrk mitten in dem wilden Stamm der Tschualak.