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82 Unter den Laosvölkern am Mekong in Hinterindien. von welchen wir einige, die vorzugsweise charakteristisch sind, mittheilen (s. S. 83, 84 u. 85). Bon dem Spitzberge Phu Bassac löst sich im Südosten ein Bergstock ab, der aus drei Gipfeln besteht. Am Fuße des ersten, der etwa 3000 Fuß hoch ist, dehnt sich ein wei tes Wasserbecken aus, das von einer Futtermauer eingefaßt ist, genau so wie die Sras oder Bassins, welche man vielfach in den Khmer- (kambodschanischen) Ruinen antrifft. Die Ufer sind mit dichtem Wald umgeben, welcher sich den Berg hinaufzieht. Im Westen liegt eine Terrasse, von welcher ein langer gepflasterter Gang ausgeht; zu beiden Seiten desselben stehen Stein- säulen mit einem Py ramidenförmigen Ca pital. Diese Chaus see folgt den Uneben heiten des Bodens und zieht sich, bald in sanf tem Aufstieg, bald mit Treppenstufen, am Berge hinauf und en digt in einer langen, sehr steilen Treppe, die mehr als 150 Stufen hat; an beiden Seiten derselben sind Stand bilder. Eine dieser Statuen, welche um- gestürzt am Boden liegt, soll den König darstellen, welcher die sen Wat Phu hat er bauen lassen. Oben auf der Treppe befin det sich ein Sanctua- rium, eine Capelle, in Kreuzesform, denen ähnlich, welche auch in Angkor vorkom men. Die Sculptu- ren an den Einfassun gen der Thüren sind prächtig erhalten, und mehrere derselben ge hören zu dem Besten, was von der alten Kunst der Khmer er halten ist. Hinter der Capelle ist eine lange Terrasse in dem Ge stein selbst angebracht; ganz in der Nähe steigt der Berg fast senkrecht empor, und aus dem Fels quillt an einigen Stellen Wasser hervor. Am äußern Rande der Terrasse läuft ein Geländer hin; oberhalb der selben, in der senkrechten Wand, sieht man merkwürdige in den Stein gehauene Sculpturen; von einer derselben geben wir eine genaue Abbildung (s. S. 86). Zur Rechten und Linken der untern Chaussee bemerkt man zwei große viereckige Monumente, die wohl einst Wohnungen gewesen, aber nie vollkommen ausgebaut worden sind. Sie wurden begonnen, als die Kunst der Khmer in der höchsten Blüthe stand; späterhin haben dann mehrfach weniger geschickte Bau meister daran gearbeitet. Der Wat Phu hat eine herrliche Lage und von der obern Terrasse hat man einen prächtigen Blick auf die Ebene und den Strom. Der Plan zu diesem Monumente war groß artig gedacht, doch die Ausführung ist hinter demselben zu rückgeblieben, das hohe Ideal nicht verwirklicht worden. Aber trotz alledem zeigt sich darin Leben, Kraft und eine Ueppigkeit, welche gewissermaßen jener der tropischen Vegetation ent spricht. Aber gerade diese ist es auch, welche auch die kolos salsten Denkmäler zerstört, sobald sie einmal vernachlässigt werden und in Verfall gerathen. Die zeitweilig von Men schen bezwungene Natur tritt wieder in ihre Rechte ein und vernichtet in ein Paar Jahrhunderten das, was jene mit gro ßem Aufwande von Geist und Arbeit ge schaffen. — Während die Ex pedition den Lauf des Mekong erforschte, mußten die verschie denen Mitglieder der selben sich zuweilen trennen, um Ausflüge zu machen und insbe sondere mit den Ne benflüssen bekannt zu werden. Wir können ihnen nicht überall hin folgen und müssen uns begnügen, Einzelnes hervorzuheben, was für Land und Leute kennzeichnend ist. Delaporte, welcher die Reise als Zeich ner und Architekt mit machte und welchem wir die Illustrationen verdanken, schildert die Bauwerke sehr eingehend. In al ten Zeiten bauete man in jenen Gegenden mit mächtigen Stein blöcken ; man sieht der gleichen in den bewun dernswürdigen Rui nen von Angkor und Bassac; späterhin mit sehr großen und schö nen gebrannten Zie gelsteinen. Das ge genwärtige Geschlecht weiß gar nicht mehr, wie dieselben verfertigt werden; die, welche sie zu machen verstehen, sind viel kleiner, nicht so dicht und widerstehen den Einflüssen der Witterung nicht lange. Die Laos bauen übrigens noch mit Geschmack, und ihre Pagoden gewähren einen recht anmuthigen Anblick. Während der Stromfahrten mußte an jedem Abend Halt gemacht werden, entweder am Ufer selbst oder unter irgend einem großen Baume im Walde. Das Abendessen wurde auf großen Blättern der wilden Banane servirt; krumme und gewundene Lianen dienten als Sitze, und wenn es reg nete, gewährte das dichte Laubgewölbe eines Banianenbau- mes oder das Blattwerk von Kletterpflanzen einigen Schutz. Wir haben schon mehr als einmal darauf hingewiesen, Tochter eines Laosmandarinen in Bassac.