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Aus allen Erdtheilen. 383 Kubikfuß herauskommen. Dies ist das Resultat eines vierzig jährigen Vegetationsprocesses, woraus folgt, daß täglich sich durchschnittlich 36 Kubikzoll bildeten! Ich werde die Messungen an dem genannten Stamme weiter fortsetzen." — Die verschiedenen Namen des Kabeljaus. Der Kabeljau, oder getrocknet der Stockfisch, ist durch die ganze Welt bekannt geworden, zumal in katholischen Ländern, wo er als Fastenspeise gilt. Sein Name ist bei den verschiedenen Völkern, obgleich sie ihn meistens aus derselben (neufundlän dischen) Quelle erhalten, sehr verschieden, läßt sich aber meist auf die Art und Weife feiner Bereitung zurückführen. Ueber diesen Gegenstand hat kürzlich ein Brooklyner, Carson Bre- voort, eine kleine Schrift veröffentlicht, der wir das Folgende entnehmen. — Bei den Lateinern wird der Fifch (taäus ge nannt, was auf die Sanskritwurzel oaä oder xack, eine Ruthe, zurückführt. Bei den Spaniern heißt er im getrockneten Zu stande lmLalacw, von daouisura, ein kleiner Stock; dasselbe Wort hat sich noch im französischen lm^ustts, Ruthe, erhalten. Die Angelsachsen nannten ihn ooä, von Zack oder Kout, Ruthe; daher auch das heutige englische ooäkisk. Bei den Niederländern variirt der Name etwas; man findet Ludbsl- ,s au und mit Versetzung der Buchstaben Uaßßoljau schon seit dem 15. Jahrhundert. Man will dieses Wort auf „Gabel" zurückführen, eher scheint es aber mit dem spanischen daeataos zu stimmen. Die Franzosen sagen inorus, was auf ein gallisches Mor, Meer, sich beziehen soll. (Lateinisch 6aäus inorrürm.) Getrocknet heißt der Fisch bei uns Stockfisch, bei den Engländern äuukisli, wenn er auf den Strandhügeln (gälisch Zuiu, Dünen) getrocknet wurde. Auf Felsen am Strande getrocknet wird er der englische ro okkisll, der norwegische Klippfisch. Die Norweger nennen ihn auch Dorsch (äorsok, torsk), die Engländer tusk von der Wurzel „dörren", Fisch, welcher gedörrt wird. Das englische Aberdeenfisch und franzö sische Laberdan wird gedeutet „Fisch, der an der Flußmündung gefangen wird" vom gälischen Mündung, und Lau, Fluß. (?) — Die Missionäre der Mormonen sind in allen Erd theilen thätig. Im Maimonat 1872 kamen nicht weniger als 23 dieser „Apostel" in Europa an, um „das wahre Heil, den wahren Glauben und den wahren Gott" unter den Ungläubi gen zu verkünden. — In Glasgow haben die Heiligen vom jüngsten Tage in der Mitte des Mai ihre große Jahresconferenz abgehalten, in welcher die Redner erklärten, daß die Offenba rungen Gottes unter seinem auserwählten Volke erfreulichen Fortgang nehmen. Christus sei allerdings der einzige und allei nige Erlöser, aber der Geist der Prophezeiung ist allen Zeiten und allen Völkern verliehen. Die Verfolgungen) welchen die Gläubigen in Utah ausgefetzt feien, lieferten den besten Beweis, daß ihre Lehre wahr und gesund sei. Die echten, guten Christen seien ja in allen Jahrhunderten verfolgt worden. Die Heiligen am Salzfee seien unter allen Umständen entschlossen, trotz aller Umtriebe der Gottlosen ihre Grundsätze und ihre Gebräuche (die Vielweiberei) ausrecht zu erhalten. — Die Conferenz umsaßte 78 Aelteste, 27 Priester, 43 Lehrer, 13 Diaconen und 606 Mit glieder, zusammen 767, von welchen 34 die Mormonentaufe feit Juni 18^ erhalten haben. Aus Schottland sind im verflosse nen Jahre etwa 200 „Heilige" nach Amerika ausgewandert. — In Liverpool erscheint, als Hauptorgan der wahren Kirche, der „Millenial Star". Das tausendjährige Reich spielt bei den Inhabern der alleinigen Wahrheit bekanntlich eine wichtige Rolle. — Seit den abscheulichen Judenverfolgungen, welche von den walachischen und slavo-gräkischen Halbbarbaren im Südosten Europas in Scene gesetzt werden, erfahren wir Manches über den Zustand der Juden in der Donaugegend und Rußland. Ueber die Juden im nordwestlichen Rußland hat in eiper der jüngsten Sitzungen der russischen geographischen Gesellschaft Herr Nebolssin einen Ausführlichen Vortrag gehalten. Er theilt die Hebräer jener ReAon in zwei Gruppen. Die eine der selben glaubt an den Talmud; viele glauben Alles wörtlich, was in demselben enthalten ist, etwa so wie recht orthodoxe Chri sten Alles, was im alten und neuen Testamente steht, wörtlich nehmen und glauben. Jene der zweiten Gruppe, die Karaim (Karaiten), verwerfen den Talmud und üben auch in Bezug auf den Inhalt der Bibel Kritik. Ihre besonderen Ueberlieferungen sind in einem Bucheszusammengestellt, welchem sie dieselbe Autorität zuschreiben wie die Leute der erstern Gruppe dem Talmud. Sie sprechen zumeist tatarisch; die Talmudisten zumeist ein verderbtes Deutsch. Diese letzteren zerfallen in die Mifchnaiedim, oder eigentlichen Talmudisten, und die Kassidim. Diese letzteren sind zahlreich in Bessarabien, Wolhynien, Podolien, Lithauen und Polen; sie werden von den Russen bezeichnet als Hüpfer oder Springer, Skakuntschiki. Nebolssin sagt, diese Secte habe sich gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts gebildet, weil ihr das vorzugsweise auf das Aeußere gerichtete Formel wesen der anderen Juden und der viele Ceremonienkram miß fiel. Sie wollten mehr vermittelst vielen innern Betens aus richten, doch mißlang das ihnen; sie seien jetzt in der Anhäng lichkeit am Formelwesen fast noch pedantischer als die eigentlichen Talmudjuden; bei ihren Andachten machen sie lebhafte Körper bewegungen, als ob sie in frommer Ekstase seien; sie springen und Hüpfen auch, daher der Spottname. In Bezug auf die gesellschaftliche Stellung nimmt Nebolssin vier Clasfen an: 1) Die „weltlichen" Juden; sie beobachten äußerlich alle Vorschriften und Gebräuche, gehen oft in die Synagoge, machen sich aber sonst nicht viel aus der Religion. 2) Die frommen Juden. Sie seien zum Theil Scheinheilige, verbringen sehr viel Zeit im Tempel und treiben die Selbstkasteiung wohl bis zur Ascese. 3) Die sogenannten Deutschen, welche sich als Jünger Moses Mendelssohns betrachten, moderne Kleidung tragen und ein mehr oder weniger reines Deutsch reden. 4) Die „Epikuräer". Sie verwerfen das Formelwesen der anderen Juden und die Gebote des Talmud. Im östlichen Rußland gehört die überwiegende Mehrzahl der Juden zur erstgenannten Classe. — Die russischen Popen tragen bekanntlich lange Bärte; man sagt, daß in früheren Zeiten Viele geglaubt ha ben, daß die Seelen im Paradiese auch lange Bärte hätten und daß es darum ein verdienstliches Werk sei, schon auf Erden das Haar im Gesicht nicht abzuscheeren. Dagegen trat der be kannte Geschichtschreiber Lomonossow (im vorigen Jahrhundert zur Zeit der Kaiserin Elisabeth) auf; er behauptete mit großer Dreistigkeit den etwas ketzerischen Satz, daß die Seelen keinen Bart trügen; er ist aber damit nicht durchgedrungen. — Die Bibelgesellschaften in England haben ganz kolosfale Einnahmen. Jene der englischen Hochkirche z. B. im Jahre 1871 nicht weniger als 97,603 Psd. St., sagen wir mehr als 600,000 Thaler. Sie besoldeten damit ganz oder theilweise 462 ordinirte Missionäre in 38 Diöcesen, und zwar kamen aus Amerika und Westindien 227, Afrika 83, Asien 110, Australien und die Südsee 41, Europa I. Unter den Missio nären befanden sich 35 eingeborene Hindu; die 853 Katechisten und weltlichen Lehrer waren zumeist Landeseingeborene und die Zahl der Schüler in den Colleges, also höheren Lehran stalten, betrug etwa 300. — In Großbritannien und Irland sind 1871 nicht weniger als 797,256 Psd. St. für Missions zwecke gesammelt worden, also 4^ Millionen Thaler. Davon steuerten Mitglieder der Hochkirche 327,695 Psd. St.; noncon- formistische Vereine 259,951, das klebrige von beiden Theilen gemeinschaftlich. — Die Ambractotas in Rio Pardo in Brasilien sind eine seit 1860 bestehende religiöse Secte, die ganz entschie den auf Originalität Anspruch machen darf. Sie beten eine Maulthierstute an, die auf einem aus Rafen errichteten Hü gel steht. Alle Laute, welche dieses Thier von sich giebt, sind Offenbarungen, und es ist die Aufgabe der Priester, diesel ben auszulegen und zu deuten. Wenn der Gottesdienst zu Ende ist, küssen alle Gläubigen die Fußstapsen des Thieres. Die Ambraciotas halten streng auf Orthodoxie; sie dulden keine Ab weichung von der allein wahren Lehre und haben schon mehr