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den, die sich den Trilobiten näherten. „Ein Exemplar, das vollkommen dieser Ansicht entspricht, ist jetzt in 45 Faden Tiefe, etwa 40 Miles östlich vom Cabo Frio, aufgefischt worden. Es ist ein höchst wunderbares Thier. Auf den ersten Anblick gleicht es einem gewöhnlichen Jsopoden mit breitem, kurzem, flachem Körper; im Allgemeinen gleicht dieser neue Krufter der Gattung Serolis, mit dem Unterschiede jedoch, daß die Brustringe weit zahlreicher und das Abdomen oder Pygidium viel kleiner ist." Agassiz zeigt nun, daß dieses neue Thier nicht zu den Podopthal- mariern des Milne Edwards (den Dekapoden Dana'ss gestellt werden darf, da es weder nach der Struktur des Mundes, noch der Kiemen, noch der Füße oder gestielten Augen zu diesem höch sten Typus der Crustaceen gehört; auch mit Danas' Tetrade kapoden (die Milne Edwards Amphipoden und Jsopoden um fassen) darf man es nicht vereinigen, weil es mehr als sieben Paar Thoraxglieder hat, und ebenso wenig zu den Entomostra- ceen, weil die Thoraxglieder alle mit Fortbewegungsorganen versehen sind. „Aber es hat eine überraschende Aehnlich- keit mit den Trilobiten; feine Verwandtschaft mit den Tri lobiten ist unzweifelhaft und höchst auffallend." Der Kopf steht abgesondert vom Thorax wie die Glabella (Kopfbündel) der Trilobiten; die großen nierenförmigen, facettirten Augen glei chen jenen der Calymene seine häufige Trilobitengattung der Silurformation). Auch hat der Kopf zwei seitliche Einschnitte, wie bei den Trilobiten. Zeigte derselbe nicht zwei Paar un gleich große Fühler, so wäre die Structur fast absolut identisch zu nennen. Der Thorax dieses Krusters, den Agassiz Doiaoearis Usirosi nennt, besteht aus neun Ringen, von denen sieben seitliche Fort setzungen haben, die am sechsten und neunten Ringe fehlen. Zwei Furchen trennen diese Ringe in drei Abtheilungen — gerade wie bei den Trilobiten. Die Füße sind schlank und glei chen mehr den Copepoden und Ostracoiden als anderen Crusta ceen. (Bei den fossilen Trilobiten hat man noch keine Füße nachweisen können und ein neuer Fund dieser Art ist zweiselhaft.) Es sind neun Paar, alle gleich in der Structur, doch sind die sechs vorderen Paare größer als die drei Hinteren. Das Pygodium oder Abdomen von Tomocaris ist gleich jenem der gewöhnlichen Jsopoden, mit gegliederten Ruderorga nen, die seitlich , und blattförmigen Athmungsorganen, die auf der Unterseite sitzen. Parlamentarische Regierung in der Südsee. Das klingt wunderbar, aber vorhanden sind Parlamente auf der Hawaiigruppe und in Levuka im Fidfchi-Archipelagus. Die weißen Abenteurer aus Amerika und Australien richten sich, sobald sie einigermaßen ststen Fuß gefaßt haben, einen Staat nach ihrer Fagon ein, und den wilden Königen wird sofort beigebracht, was es mit einer verantwortlichen Regierung auf sich habe. Dann und wann Ereignen sich Dinge nach europäischem Muster, — man macht einen Staatsstreich. So geschah es auf den Sandwich-Jnseln. König Kameha- meha beliebte einen solchen am 13. August 1864. Seine Ma jestät erklärte die bisherige auf Antrieb von Nordamerikanern erlassene Verfassung kurzweg für aufgehoben und sagte den Ver tretern des braunen Volkes, daß sie nun nach Haufe gehen könn ten. Die Amerikaner, welche überall Ränke der Engländer wittern wollen, schrien laut, daß diese Schuld an jenem Vorgänge seien. Ohne Verfassung konnte jedoch das Reich Hawaii nicht bleiben, und Majestät octroyirte am 20. September eine neue. Diese schasste das Haus der Volksrepräsentanten ab und verwies die letzteren ins Adels-, sagen wir Herrenhaus. Die Mitglieder des letzter» werden vom König ernannt; zwei Drittel können die Verfassung abändern, wenn der König Ja sagt. Richter können, ohne Anklage oder Proceß, durch eine Zweidrittel-Mehrheit entfernt werden. Die geheime Abstimmung wurde beseitigt; man kann also die Wähler controliren. Das Haus kann Jeden, welcher falschen Bericht über seine Verhandlungen ab stattet oder sich „beleidigender Ausdrücke" bedient, einfperren lassen rc. Man sieht, daß europäische Beispiele in der Südsee nicht fruchtlos gewesen sind. Wenden wir uns nun zu den Fidschi-Inseln, die ohne hin gar nicht mehr zu umgehen sind. Sie, die Cannibalen- inseln, haben eine Zeitung, die „Fiji Times", und, wie die neueste Nummer dieses Blattes meldet, auch ein Parlament, das sich im Februar 1872 in Levuka versammelt hat. Das Haus war mit Teppichen belegt, an den Fenstern hingen rothe Gardinen und auf den Bänken faßen 20 weiße Abgeordnete, welche drei verschiedenen Parteien angehören. Ein bie derer Irländer, Patrick Brougham, eröffnete die Sitzungen im Namen des Königs und nahm den Mitgliedern den Eid der Treue gegen Seine Majestät ab. Dr. Riley wagte sich mit der dreisten Frage hervor: auf welche Constitution er denn den Eid ablegen solle? Er wurde aber zum Schweigen gebracht und Herr Butters zum Sprecher erwählt. Ueber diesen Mann, der in Sydney eine mehr als zweiselhafte Vergangenheit hat und sich auf den Fidschiinfeln der gerichtlichen Verfolgung der austra lischen Behörden entzog, haben wir schon srüher einmal im „Globus" gesprochen. König Thakombau, der neue konstitutionelle Excannibale, hat sich hübsch photographiren lassen. Der braune alte Herr sieht so gemüthlich aus, als ob er kein Wasser trüben könne; er hat kurz geschorenes Haar, europäische Kleidung und als unzweifelhaftes Zeichen höchster Civilisation auch steife Vater mörder. Das alte barbarische Phantom, die mächtige Fidschi- perrllcke (siehe dieselbe „Globus" XXI, S. 146), ist nun nicht mehr zu schauen; vor zehn Jahren, als Seine Majestät noch König von Mbau war, trug er sie und sie war reichlich mit Haisisch- zähnen verziert. Nichts mundete ihm besser als eine recht saf tige Menfchenkeule. Nun aber ist er „König der Fidschiinfeln", seitdem der englische Consul unter dieser Adresse einen Brief an ihn gerichtet hat; dieser war eine Art von ossicieller Anerken nung von Seiten der Königin Victoria. Von da an unterwarf der nun erst recht stolz gewordene „König" mehrere Häuptlinge, und allerlei aus Australien herbeigeströmtes Gesindel, das nach Besitz von Ländereien gierte, half ihm dabei. Er ist nun auch so ziemlich Herr über die große Insel Viti Levu, nur die Ge birgsstämme leisten ihm noch Widerstand. Sie schlagen die Missionäre todt und fressen, nach alter, lieber Landessitte, alle Gefangenen auf. Thakombau ist natürlich nur Werkzeug in den Händen der weißen Abenteurer, die als „Pflanzer" viel Grund und Boden an sich gerissen haben und Menfchendiebstahl treiben, um Ar beitssklaven zu erhalten. Nun haben sie ein Parlament ge schaffen, um den Dingen einen gesetzlichen Anstrich zu geben. Es ist jammerschade, daß nicht Deutschland diese präch tige Eilandgruppe in Besitz genommen hat. Sie hat eine ganz vortreffliche Weltlage, steht in regelmäßiger Dampferverbindung mit San Francisco, Neufeeland und Sydney, liefert Baum wolle, Kokosöl, Kaffee und Zucker; hat Kupfererze, Graphit und trefflichen Cement, Gold, Kohlen und Petroleum. Das Klima ist gesund. Die britische Regierung lehnte 1861 das ihr ange tragene Protectorat ab, aber es wird kaum fehlen, daß die Re gierung von Neusüdwales die Gruppe annectirt; die vielen australischen Abenteurer drängen darauf hin und die Sache felbst ist nur noch eine Angelegenheit der Form. Vor zehn Jahren hätte Deutschland ganz bequem zugreifen können, aber freilich, damals waren wir noch nicht so weit wie heute. Der Wirbelorkan auf Sansibar vom 13. April. Die Cyklone des indischen Oceans hatten bisher diesen Theil der Küste von Afrika nicht heimgesucht, wenigstens giebt es keine Nachricht, daß Sansibar jemals von einem solchen be troffen worden sei. Dasselbe liegt in 6" 39' S., 39" 14*// O. und ist bekanntlich Centralpunkt für den Handel der ganzen Ostküste nördlich vom Cap Delgado. Man war im höchsten Grade betroffen über das so Plötzlich und unerwartet herein brechende Ungewitter. Es scheint in der That, als ob die Na-