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Aus allen Erdtheilen. 365 durch welche sich zum ersten Mal ergab, daß die mineralo gischen Bestandlheile der Meteorsteine mit denen rein tellu- rischer Mineralien übereinstimmen, theils dadurch, daß der Luotolaks-Meteorit eine ungewöhnlichere Zusammensetzung hat, welche ihn zu einem Typus einer eigenen Gruppe der Meteoriten macht. Bei Schie wurde nur ein einziger etwa I Kilogramm schwerer Stein in Verwahr genommen. Der Fall erhält seine größte Merkwürdigkeit dadurch, daß der er wähnte Stein auf nicht sehr dickes Eis herabsiel, ohne dieses zu zersprengen, — ein Beweis von der merkwürdig geringen Fallgeschwindigkeit der Meteorsteine. Bei dem Steinfalle bei Heßle wurden etwa 600 bis 700 über ein Areal von fast zwei geographischen Quadrat meilen zerstreute Steine eingesammelt, deren Größe von zwei Kilogramm bis auf wenige Centigramm variirte. Eine Feuerkugel wurde in den Gegenden, wo Steine niederfielen, nicht gesehen; dagegen war der Fall begleitet von den ge wöhnlichen Lautphänomenen, nämlich einem starken Krachen und Rollen gleich dem Donner oder starken Artilleriesalven. An der Oberfläche waren die Steine, wie gewöhnlich, schwarz von der in der Luft gebildeten dunkeln Schmelzrinde. Nach dem Zerschlagen zeigte sich, daß sie inwendig aus einer grauen, porösen, lose zusammenhängenden Masse bestanden, welche beinahe altem Mörtel glich und gebildet war von dicht an einander gekitteten runden Kugeln von der Größe bis zu einer Erbse, bestehend aus Kieselsäure, Talkerde, Eisenoxydul, Thonerde, Kalk, Natron, Spur von Lithium rc. Bei näherer Untersuchung kann man dann in dieser Masse auch noch Körner und Stückchen von phosphorhaltigem metal lischem Nickeleisen, Chromeisen rc. entdecken. Mit wenigen Worten: die Heßle-Meteoriten stimmen in ihrem äußern Aussehen, in der Structur und in der Zusammensetzung so vollständig überein mit der allerallgemeinstcn Art der Meteo riten, welche in diesem Jahrhundert herabgefallen sind, daß durch den Heßle-Fall kaum eine neue Thatsache für die Wis senschaft gewonnen sein würde, wenn nicht ein bedeutender Theil der Steine auf das Eis der Lästa- und Arnöbucht des Mälar herabgefallen wäre, wodurch man im Stande war, selbst die allerkleinsten von den herabgefallenen dunkeln Gegen ständen mit Leichtigkeit zu entdecken. Es wurde hierdurch nicht nur möglich, Hunderte von Meteorsteinen einzusammeln, die kleiner als alle bisher bekannten und dennoch ganz und voll ständig, d. h. an allen Seiten von einer schwarzen Schmelz rinde umgeben waren, sondern auch zum ersten Male zu constatiren, daß gleichzeitig mit den eigentlichen Meteorsteinen ein schwarzes, kohlenähnliches Pulver herabfiel. Dem äußern Ansehen nach ist dieses Pulver gewöhnlichem Ruß ganz ähn lich; die chemische Analyse aber zeigte sogleich eine bedeu tende Verschiedenheit in der Zusammensetzung. Die Mc- teoritkohle gab nämlich nach der Verbrennung 31 Procent lichtbraune Asche von einer Zusammensetzung, die der gewis ser Meteorsteine ähnlich ist, und das Verbrennbare besteht nicht in Kohle, sondern in einer kohlcnreichen Kohlenwasser stoffvereinigung. Außerdem enthielt die Meteoritkohle auch mechanisch eingemengte mit dem Magneten ausziehbare Par tikeln. Diese Beobachtung bei Heßle bestätigt eigentlich nur ältere, gleichartige Beobachtungen, unter denen ich beispiels weise folgende erwähnen will. Am 14. März 1813 fiel bei Cutro in Calabrien nebst einer großen Anzahl von Me teorsteinen eine bedeutende Masse von einem röthlichen Pul ver herab, welches vermuthlich die Asche von einem Kohlen- Pulver, ähnlich dem von Heßle, bildete; 1819 siel bei Mont real in Canada unter starken Blitzen und einem Krachen gleich dem Donner von Artilleriesalven ein schwarzes Koh lenpulver in solcher Menge herab, daß es während des Fal les die Luft verfinsterte. Leider aber wurde die herabgefallene Substanz nicht in Verwahr genommen, weil man gegen alle Möglichkeit glaubte, daß sie von Waldfeuern in der Gegend herrührte. Erst durch den Heßle-Fall ist es möglich geworden, diese und eine Menge anderer gleichartiger Beobachtungen in die Wissenschaft einzuregistriren. Der Platz der Heßle-Meteor- steine in dem Systeme unter den allerallgemeinsten aus dem Weltall auf die Erde herabgefallenen Körpern verleiht dieser Beobachtung einen erhöhten Werth. Sie macht es nämlich höchst wahrscheinlich, daß ein kohlcnhaltiger, nach den Ge setzen der organischen Chemie zusammengesetzter Staub in der Regel diese Gruspartikeln des Weltalls auf ihrer Bahn in dem Raume begleitet. Wenn die Meteoriten in die At mosphäre der Erde gerathen, wird dieses Pulver gewöhnlich angezündet und veranlaßt diese kolossale, im Durchschnitt mehrere hundert, ja tausend Fuß große Feuerkugel, von wel cher die Meteoriten gewöhnlich herabfallen, oder trägt wenig stens zu der Bildung derselben bei. Nur unter günstigen Umständen kann die hierbei gebildete Asche eingesammelt wer den, und noch seltener geschieht es, besonders wenn, wie bei Heßle, die Meteoriten herabfallen, ohne daß sich eine Feuer kugel zeigt, daß das Kohlenpulver unverbrannt die Erde er reicht unter Umständen, welche es ermöglichen, dasselbe zu bemerken und in Verwahr zu nehmen. Möglich ist es auch, daß ein gleichartiges Kohlenpnlver die Ursache des schnell vekschwindenden Lichtphänomens der Sternschnuppe ist. Aus allen Professor Agassiz' Tiefseeforschungen. IV. Abermals liegt ein Bericht von der Haßlerexpedition vor, den wir im Anschluß an unsere früheren Mittheilungen hier wie dergeben. Er ist aus Rio de Janeiro vom 12. Februar datirt und meldet wiederum zwei wichtige Entdeckungen der Expedi tion: die Auffindung eines eigenthümlichen Pecten (Kamm muschel) und — was nicht geringe Sensation unter allen Natur forschern erregen wird — eines — kaum wagen wir es nieder- zuschrciben! — lebenden trilobitcnartigen Geschöpfes. Goldfuß hat in seinem großen Werke über die Versteine rungen Deutschlands eine Kammmuschel abgebildet, die er E r d t h e i l e n. keotsn xarackoxus nennt und die in der Liasformation vor. kommt. Sie zeichnet sich vor anderen Kammmujcheln durch die Eigenthümlichkeit aus, daß die Innenseite der untern oder flachen Schale vorstehende, fächerförmige Rippen besitzt. An der Mün dung des Rio Doce, eines brasilianischen Flusses, der in der Provinz Espiritu Santo mündet, fischte Graf Pourtales, der Begleiter Agassiz', in 500 Faden Tiefe eine Kammmuschel, welche täuschend der Liasspecies ksoten xaraäoxus gleicht und ebenso wie diese fossile Form sehr klein, nur Zoll groß war. Noch überraschender ist der zweite Fund. In seinem ersten Briefe an Professor Peirce hatte Agassiz („Globus" S. 99) gehofft, Amphtpoden und Jsopoden in der Meerestiefe zu fin-