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Mann hatte zu Anfang des December 1861 in Vic toria Vorbereitungen zur Bergbesteigung getroffen und war dabei auf allerlei Hindernisse gestoßen; die „Buschleute", d. h. die Schwarzen, welche die bewaldeten Abhänge bewoh nen, wollten nicht als Führer dienen, und die Häuptlinge den Durchgang nicht erlauben. Endlich gelang cs, durch Beihülfe eines schwarzen Missionärs, einen Führer zu be kommen. Auf den verschiedenen Inseln in der Ambasbai wohnen nur etwa dreihundert Menschen, welche überdies unter ein ander und mit den Leuten auf dem Festlande häufig in Fehde leben. Diese Menschen sind in kleine Stämme zer klüftet: Batongo, Bauiri oder Bakuiri, Bamboko, Dualla (diese werden von den Engländern als Camaroons people bezeichnet), Jsubu oder Bimbia und die Rumbi; die Bakuiri sind „Buschleute"; doch ist diese Bezeichnung wohl keine specifisch ethnische, sondern eine allgemeine. Aus der Entdeckungsgeschichte wollen wir folgende Mo mente hervorhebcn. Grazilhier war 1699 in Alt-Kala- bar; diese Gegend wurde von den Portugiesen als Alta tierra de Ambozes, also als das Ambozes-Hochland, bezeich net, wahrscheinlich nach einem damals dort lebenden Stamme, der längst ausgestorben ist; „denn hier," sagt Burton, „wie anderwärts, sterben die afrikanischen Küstenvölker rasch hinweg." Die Bezeichnung Kamarunes kommt vom Portu giesischen Camarao, spanisch Camaron, Garneele; diese Thiere kommen von Lagos an nach Süden hin in großer Menge vor. — Den höchsten Gipfel des Gebirges bezeich nen die Eingeborenen als Monga ma Loba, d. h. Berg des Himmels; die ganze obere Region der Bergmaffe als Mongo mo Ndemi, Gebirge der Größe. Die Kamarunesgegend wurde gegen Ende des fünfzehn ten Jahrhunderts bekannt durch den Portugiesen Fernando Po. Um 1700 scheint an der Küste wie auf den Inseln ein ziemlich lebhafter Handelsverkehr geherrscht zu haben. Späterhin blieb dieselbe ziemlich unbeachtet; erst 1826 nahm Capitän Owen die Küste auf; 1833 besuchte Nicolls die Inseln und 1837 trat Billeh, Häuptling von Bimbia, wel cher auch die Ambasbai und die in derselben liegenden Inseln als ihm unterworfen betrachtete; an Nicolls eine Landstrecke ab; dafür wurde er von Seiten Englands anerkannt als — König Wilhelm von Bimbia. Im Jahre 1842 wurde der Hafen abgepeilt, zwei Jahre später bekamen König Wil helm und seine Häuptlinge Waaren im Betrage von 1200 Dollars; sie verpflichteten sich dagegen, den Sklavenhandel abzuschaffen. Merrick, Mitglied der Baptistenmission an der Mündung des Kamarunesflusfes, machte 1847 den Ver such, das Gebirge zu ersteigen; er kam auch über die Wald region hinaus, mußte dann aber wegen Mangels an Wasser umkehren. Im Jahre 1848 gelang es Herrn Beecroft, welcher in der Entdeckungsgeschichte der Niger-Region so vielfach genannt wurde, den König Wilhelm zu einem sehr verständigen Schritte zu bewegen. Seine Majestät ver pflichtete sich, fortan bei Leichenbegängnissen angesehener gesammelt hat, sind von J.D. Hooker bestimmt worden. Ein Ver- zeichniß derselben steht in Burkows Werke II, S. 270 ff., Appcndir lll. Diese Sammlungen Mann's haben in Bezug auf Pflanzengeo graphie folgende interessante Resultate ergeben: 1) Genaue Verwandtschaft der Flora des Piks auf Fernando Po mit jener von Abysstnien, also zweier Regionen, die 1800 Miles von einander entfernt find; die Landstrecke zwischen beiden ist zum bei Weitem größten Theile noch heute unbekannt. 2) Eine nicht minder bemerkenswert!,e Verwandtschaft mit der Flora der ostafrikanischen Inseln, welche noch weiter entfernt liegen. 3) Eine fast absolute Verschiedenheit von der Flora des Caplandes und keine besonders bemerkenswerthe Verwandtschaft mit jener der westafrikanischen Inseln. Männer keinen Menschen zu opfern. Zwei Jahre später wurde dann auch ein Uebereinkommen getroffen, demgemäß dem regelmäßigen Handelsverkehr keinerlei Schwierigkeiten in den Weg gelegt werden dürfen. Als die Bewohner der Bubi (Boobie-) Inseln in der Ambasbai sich gegen König Wilhelm aufgelehnt und die Handelsleute von Bimbia ge schädigt hatten, als sie dem Könige Sklaven raubten, Kähne und Waaren stahlen, kam Capitän Young mit dem Dampfer „Antilope", schoß die Dörfer der Räuber in Brand und zwang diese Widerspenstigen, ein Document zu unterzeich nen, in welchem sie den König als rechtmäßigen Herrscher der Küsten und aller Inseln auf der Strecke von Bimbia bis Rumby anerkannten. Die Ortschaft Victoria wurde 1858 gegründet. Damals fiel es der spanischen Regierung ein, ihre alten Ansprüche auf die Insel Fernando Po, die seit einem halben Jahr hundert factisch im Besitze der Engländer war, wieder gel tend zu machen. Sie ließ Besitz nehmen und ihre erste Ver ordnung war, daß alle Schulen geschlossen werden sollten, die nicht von römisch-katholischen Geistlichen geleitet würden. Nun hatten in Clarence Town, das die Spanier Santa Isabel nennen, protestantische Missionäre unter den Schwar zen „gearbeitet und bekehrt", schon seit 1827; sie hatten auch 1850 am Kamarunesflusse eine Station, allerdings in sehr ungesunder Gegend. Im August 1858 verließen sie Fernando Po, um Victoria an der Ambasbai zu gründen; sie kauften eine Landstrecke von König Wilhelm und sind nun ungestört. Das Kamarunesgebirge liegt wirklich im unbekann ten Theile Afrikas; von demselben aus liegt nach Osten, Norden und Süden unerforschtes Land, zwischen 10° N. und8°S.; diese ganze große Region hat auf unseren Karten weiß bleiben müssen. Das mächtige Gebirge erhebt sich im Mittelpunkte der Biafrabai, da wo der Guineabusen am weitesten nach Osten ins Land dringt und von wo die Küste, ihre bisherige westöstliche Richtung verlassend, nach Süden zieht. Dasselbe bildet nicht etwa eine isolirte Masse, son dern steht in Verbindung mit anderen Gebirgen nach Nordost und nach Südwest. In der erster» Richtung scheint es an zuschließen an die Rumbi- und an die Kwa-Berge und an die durch Heinrich Barth bekannt gewordenen Gebirge von Fumbina (Adamaua). Möglicherweise verästelt es sich einerseits auch mit der Serra do Cristal, die westlich von der Gabonküste in nordsüdlicher Richtung streicht, anderer seits mit den Höhenzügen der sogenannten Konggebirge in Oberguinea, welche nordöstlich von Sierre Leone beginnen und bis an die Spitze des Nigerdclta bis gegenüber der Mündung des Benue laufen. Das Kamarunesgebirge im engern Sinne bildet ein Parallelogramm, welches zwischen 4°20'und 3° 57'N., 9°1' bis 9°25' O. liegt. Da es sich bis über 13,000 Fuß über die Meeresfläche erhebt, hat es alle Abstufungen des Klimas. Der Neger gedeiht in den unteren, der weiße Mann in den höheren Regionen, wo 4 Grad vom Aequator entfernt in jeder Nacht Frost eintritt und wo man Vorräthe von Eis und Schnee einlegen kann. Deshalb würde es sich ganz vortrefflich zu einer Gesundheitsstation, einem „Sanitarium", wie die Engländer sagen, eignen. Der Gipfel des Gebirges liegt in gerader Linie 13 geo graphische Miles vom Hafen Victoria. Burton nimmt in runder Ziffer die Höhe auf 13,000 Fuß englisch an; der selbe ist also etwa 3000 Fuß höher als der Aetna und 3300 Fuß niedriger als der Montblanc. Da er unter 4° N. liegt, so ist er 3000 Fuß niedriger als die Schneelinie, für welche man zwischen dem Aequator und 10° S. oder N. eine Höhe von 16,000 Fuß anzunehmen pflegt. 46*