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Aus allen Erdtheilen. 351 genommenen mohammedanischen Häuptling Namens Jehangir in Gegenwart des versammelten Hofes habe in Stücke hauen lassen. Die Folge dieser Barbarei war, daß etwa 100,000 Mohammedaner und 40,000 Chinesen in wildem Kriege das Leben einbüßten. Unsere Kunde über jene Kämpfe mit den Mohammedanern ist noch eine sehr dürftige, Herr von Richt hofen wird aber wohl die Lücken ausfüllen. Die bekannte Rebellion der Taipings drang auch nach Schm si vor und gab "Anlaß zum Ausbruche des Krieges, der jetzt noch fortdauert. Er ist ein Racen- und ein Religionskrieg, der durch ererbten gegenseitigen Haß noch bitterer wurde. Die Chinesen beschul digten die Mohammedaner, daß diese den Taipings Unter stützung gewährt hätten, während diese behaupteten, die Chinesen trachteten nach völliger Ausrottung der Mohammedaner. Diese erhoben sich zuerst in der Stadt Hwa chau, die heute völlig zerstört ist; sie liegt 180 Li (chinesische Meilen) östlich von Si ngan su an der großen Heerstraße. Von dort verbreitete sich der Aufstand über die ganze Provinz, ohne ein einheitliches Oberhaupt zu haben; aber alle einzelnen Banden waren in dem Bestreben einig, alle Heiden (d. h. Chinesen) auszurotten, um die Provinz für sich allein zu besitzen. DaS Leben der Christen, deren etwa 10,000 in derselben leben, wurde ver schont; aber was „Heide" ist, gleichviel ob Mann, Weib oder Kind, wurde und wird ohne Unterschied niedergemacht; das Gemetzel ist gräßlich gewesen. Merkwürdig erscheint die Leich tigkeit, mit welcher die an Zahl viel schwächeren Mohamme daner die Obergewalt bekamen. Augenzeugen sagen, daß ganze Dorfschaften verlassen wurden, sobald nur ein paar Rebellen sich blicken ließen. Die Verheerungen von 1861 bis 1870 spotten jeder Beschreibung, denn fast keine Stadt, kein Dorf ist unverwllstet geblieben. Die Mohammedaner zogen in großen Banden im Lande umher; fast in jedem Jahre hielten sie eine Zeit lang eine Art von Rast auf der großen Straße zwischen dem Tung-kwang-Thor (in der großen Mauer) und Si ngan fu und schnitten somit jeden Verkehr ab. Glücklicherweise hat ten sie kein schweres Geschütz und so waren sie nicht im Stande, die großen Städte zu überwältigen. Im Jahre 1870 erfocht General Li hung chang einige Siege über sie, und seitdem ist, bis auf Weiteres, eine Art von Stillstand eingetreten. Aus Japan. Die japanische Regierung liefert Wiederholt Beweise, daß sie allen billigen und berechtigten Anforderungen der Fremden gern und willig genügt. Manche derselben haben Geldforderungen an die Daimios, theils für bare Vorschüsse, welche sie denselben gemacht, theils sür gelieferte Waare. Als nun die Territorialbesitzungen dieser Lehnfürsten an Krone und Reich fielen, übernahm das letztere auch die auf denselben la stenden Verpflichtungen. Als die Forderungen von einer Rech nungscommission geprüft wurden, ergab sich, daß nicht wenige der Gläubiger geradezu unverschämt hohe Ansätze für Zinsen und „Commissionsgebühren" ausgestellt hatten. Solche Wucher gelder will daS Reich nicht bezahlen, während alle Gläubiger, die ehrliche Rechnungen eingereicht haben, befriedigt worden sind.— Es sind unter den ins Sonnenreich gekommenen Aus ländern manche nichtsnutzige Subjekte, welche keineswegs dazu angethan erscheinen, den Japanern einen vortheilhaften Begriff von unserer Civilisation beizubringen. Mit welcher liebens würdigen Aufmerksamkeit trotzdem die Regierung gegen die Fremden verfährt, ergiebt sich aus Folgendem. Am japanischen Neujahrstage gingen einige Europäer aus Peddo aufs Land zum Jagen. Als sie, ihre Gewehre auf den Schultern, die Felder bei einem Dorfe durchzogen, kamen die Landleute ihnen entgegen und benahmen sich sehr sreundlich und achtungsvoll. Die Fremden wurden gebeten, bei einem wohlhabenden Grundbesitzer ein Mittagsmahl einzunehmen, und diese Einladung war offenbar so wohl gemeint, daß sie dieselbe nicht abschlagen mochten. Während der Mahlzeit erfuhren sie, daß die Staatsregierung einen Erlaß in den Dörfern der Um gegend bekannt gemacht habe, in welchem sie sagt, daß während der Feiertage wahrscheinlich Ausländer auf die Jagd gehen würden, um Vögel zu schießen. Sie fordere nun die Landleute auf, sich höflich und zuvorkommend gegen die Jäger zu beneh men. Der Erlaß sagt weiter: der Tenno (wie man jetzt den Mikado titulirt) wisse, daß die Gerstenernte einen günstigen Ausfall verspreche; es sei wohl anzunehmen, daß die Jäger den Feldfrüchten keinen erheblichen Schaden zufügen würden; sollte das tndeß, wider Erwarten, der Fall sein, dann würden sie sür denselben bezahlen. Aber auch im Fall sie sich dessen etwa weigerten, solle man sie trotzdem höflich behandeln. Der freund liche Wirth fügte hinzu, daß die Landleute diesem kaiserlichen Erlasse sehr gern nachkämen. — Seitdem auf Anlaß und auf Kosten der kaiserlichen Re gierung junge japanische Damen von Rang und Stand in Er ziehungsanstalten nach Nordamerika geschickt worden sind, herrscht bei vielen wohlhabenden Familien der Wunsch, europäische oder amerikanische Gouvernanten ins Haus zu nehmen und ihren Töchtern abendländische Bildung zu geben. Die Nachfrage ist groß; es wäre aber zu bedauern, wenn die Pankees dieselbe als Speculation ausnutzten und die bekannte Sorte puritanischer „Schoolmarms", aus den neuengländischen Staaten importirten. — Wir finden in der „Overland China Mail" (vom 21. März) die Notiz, daß die japanische Regierung den im December 1871 aus ihren Dörfern verbannten „Christen" erlaubt hat, in dieselben zurückzukehren. Sie wird aber keinen Jesuiten mehr unter ihnen dulden; die Leute sollen fortan die Staatsgesetze achten und sich nicht, im Namen einer ausländischen Religion, fremden Priestern gehorchend, rebellisch benehmen. Sie gewähre Religionsfreiheit, wolle aber aufdringliche Proselytenmacherei nicht dulden. — Der Mikado hatte Mitte März der kaiserlichen Marine schule einen Besuch abgestattet. Er begab sich dorthin nicht aus dem Staatstragsessel, sondern fuhr in einer offenen vier spännigen Kutsche. — Bisher war es in Japan Sitte, daß Leute beiderlei Ge schlechts in Flüssen und Teichen gemeinschaftlich badeten. Da gegen ist nun ein Verbot ergangen, weil jener Brauch „der guten Sitte und dem Anstande nicht entspreche". Die Feuerwehren in Peddo und Pokohama haben im März mit ihren aus Deutschland und San Francisco verschrie benen Maschinen große Paradeumzüge gehalten und ihre Fer tigkeiten öffentlich gezeigt. In Bezug auf Körpergewandtheit leisten bekanntlich die Japaner Ausgezeichnetes und aus den Leitern klettern sie wie Katzen. q- * q: — LI. Im vorigen Bande des „Globus" standen einige Mit- theilungen über „landläufige" Fische, „fliegende Frösche" u. dgl. Da diese Mittheilungen „sehr weit" her waren, so ist es viel leicht angebracht, aus der Nähe einige beobachtete Abnormi täten bei Thieren hinzuzufügen. 1) Zwischen Jauer und Schönau im schlesischen Gebirge liegt auf dem Hochplateau das sehr lang gestreckte Dorf Mo chau. Zwischen diesem und dem dahinter liegenden Dorfe Leipe war bis zu der Zeit, wo die ganze Fläche abgeholzt wurde, ein bedeutender Strauchholzwald. In diesem Walde lebten unzäh lige Reptilien aller Art. Als ich eines Tages durch diesen Wald ging, sah ich, daß bei dem Holzausfahren die Wagen räder in den thonigen Boden bis an die Axen eingefchnittcn, die Wände der Gleise rasch getrocknet und daher ganz glatt waren. In eines der tiefsten Gleise fuhr wenige Schritte vor mir eine große und dicke graugrüne Otter. Ich lief ihr nach und hieb fortwährend mit meinem Weinrebenstocke auf die Ränder des Gleises. Da ich dem Thiere, welches auf dem Grunde des Gleises nicht umwenden, aber auch nicht über die hohen Ränder des Gleises heraus konnte, zu nahe kam, so wurde es durch meine Schläge auf die Gleisränder dergestalt geängstet, daß es Plötzlich einen kurzen Schrei ausstieß, welcher