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350 Aus allen Erdtheilen. welche zu beiden Seiten von Gebirgszügen begrenzt war. Links lagen im Nebeldufte die Borberge der Cascade Range, im Vorgrunde derselben viele vereinzelte grüne Hügel, „Buttes" genannt, während sich rechter Hand die violett farbene Bergreihe der Coast Range, von der breiten, tief- dunkelblauen Kuppe des Mary'sPeak überragt, hinzog. Die Massen von Weizensäcken, welche an jedem Halteplatze an der Eisenbahn lagen, und die vielen großen Kornspeicher gaben einen Beweis von der Productivität dieser Gegend in Cerealien. Bei Dunkelwerden erreichten wir das Städtchen Harris burg, 25 englische Meilen von Albany und 105 Meilen von Portland entfernt, an welchem Orte die Eisenbahn zur Zeit ein Ende hatte. In der Nähe jenes Städtchens war man beschäftigt, eine Brücke über den Willamette zu schla gen; sobald dieselbe vollendet ist, sollten die Schienen auf dem bereits bis nach Eugene City fertig gebauten Bahnbett weiter gelegt werden, welchen Ort man in etwa vierzehn Tagen mit dem eisernen Rosse zu erreichen hoffte. Hierauf wollte ich natürlich nicht warten. In Harrisburg, einem wüst aussehenden Platze, der von verdächtigem Gesindel, welches den jedesmaligen Endpunkt der Eisenbahn frequen- tirt, voll war, gefiel es mir durchaus nicht, weshalb ich meine Reise nach Eugene City noch in derselben Nacht in der Stagekutsche fortsetzte. Eine Fähre brachte unsere Fuhr über den Willamette, und mit sechs Pferden kutschirten wir, bald durch finstern Wald und bald neben offenem Farm land fahrend, lustig dahin, bis ich mein Ziel, das 18 eng lische Meilen von Harrisburg entfernte Städtchen Eugene City, gegen Mitternacht glücklich erreichte. Aus allen Geographische Vorlesungen auf deutschen Universitäten im Sommersemcster 1872. Die Klage, daß die Geographie auf unseren deutschen Hoch schulen stiesmütterlich behandelt werde, ist vollkommen gerecht fertigt und oft genug gehört worden. Etwas besser ist es in den letzten Jahren geworden; an verschiedenen Universitäten, z. B. Leipzig, wurden Lehrstühle für Länder- und.Völkerkunde errichtet. Aber im Allgemeinen sieht es noch dürftig aus, wie die hier zusammengestellte Uebersicht der geographischen Vor lesungen im Sommersemester 1872 darthut. Basel. Vaoat. Berlin. Wagener: Ueber europäische Nationalitätsstatistik. — Michelet: Anthropologie. — Erman: Geographische und physikalische Ortsbestimmung bei wissenschaftlichen Land- und Seereisen. Praktische Uebungen in geographischen Beobachtun gen. — Müller: Geographie und Staatenkunde von Deutsch land. — Kiepert: Geschichte der Erdkunde und geographi schen Entdeckungen. — Bastian: Ethnologie und Anthropo logie, mit Erläuterung der Sammlungen im ethnographischen Museum. Bern. Perty: Anthropologie. Bonn. Pfitzer: Grundzüge der Pflanzengeographie. Breslau. Vaoat. Dorpat. Willkomm: Pflanzengeographie. Erlangen. Pfasf: Physikalische Geographie und Geologie der Alpen. — Kraus: Pflanzengeographie. Freiburg i. B. Vaost. Gießen. Schlagintweit: Geographie und Ethnographie von Nordamerika. Göttingen. Wappäus: Einleitung in das Studium der Erd kunde. Graz. Vaaat. Greifswalde. Vsoat. Halle. Cornelius: Meteorologie und physikalische Geographie. Heidelberg. Vaoat. st!) Jena. Bursian: Geographie und Ethnographie von Griechen land. Innsbruck. Vaoat. Kiel. Karsten: Physikalische Geographie. Königsberg. Vaoat. Leipzig. Peschel: Europäische Staatenkunde. Entdeckung der Seewege nach Indien. — Delitsch: Allgemeine Geographie. Marburg. Vaoat. München, v. Löh er: Länder- und Völkerkunde Europas. Münster. Vaoat, E r d t h e i l e n. Prag. Vaoat. Rostock. Vaoat, Straßburg. Vaoat. Tübingen. Vaoat. Wien. Simo ny: Physisch-geographische Verhältnisse der euro Päischen Länder. Der Kreislauf des Wassers auf der Erde. Würzburg. Hoffmann: Anthropologie. — Mayr: Anthro pologie. — Semper: Darwinsche Theorie und Geographie der Thiere. Zürich. Vaoat. Hiernach wird aufKvierzehn Universitäten gar nichts gelehrt, was auf die Länder- und Völkerkunde Bezug hat. Nur vier sind durch Anthropologie, Thier- oder Pflanzengeographie vertreten; drei berücksichtigen wenigstens die physikalische Geographie, und nur Berlin, Gießen, Göttingen, Leipzig, München und Wien können als jene Hochschulen Deutsch lands gelten, auf welchen unserer Wissenschaft eine Stätte be reitet wurde. Herr von Richthofen bei den Mohammedanern in China. Dieser kühne und unermüdliche Geolog, der früher das westliche Nordamerika erforschte, durchwandert seit einigen Jah ren China; er verweilte zu Anfang des laufenden Jahres in der Provinz Scheu si. Das Wort bedeutet „schwierige Grenze im Westen"; das Land ist gebirgig und wird im Osten vom 35" bis 4V" N. vom Hoang ho begrenzt; im Norden hat cs die große Mauer. Aus Si ngan fu, der Hauptstadt dieser Provinz, hat Herr von Richthofen vom 12. Januar einen Be richt an die Handelskammer zu Schanghai geschickt, über den uns leider jetzt nur ein Auszug (in der „Overland China Mail") vorliegt. In demselben giebt er Mittheilungen über die Re bellion, welche seit nun reichlich einem Jahrzehnt im Nordwesten Chinas so entsetzliche Verwüstungen angerichtet hat. Seine An gaben hat er zum Theil von Handel treibenden Personen erhalten, theils beruhen sie auf eigener Anschauung. Die „Overland Mail" rühmt die klare Darstellung, welche einen richtigen Einblick in die Dinge gewähre. Herr von Richthofen erwähnt, daß im 8. Jahrhundert, als die Chinesen sich der Tibetaner zu erweh ren hatten, die ersteren sich um Hülfe an die Uiguren wand ten; es giebt dafür, von Anderm abgesehen, noch eine Inschrift auf einer Steintasel auf dem mohammedanischen Friedhofe in Canton. In den „Papers on China" Nr. 1. S. 7a steht ein Bericht über die früheren Verbindungen zwischen den arabi schen Mohammedanern und den Chinesen. In demselben wird erzählt, daß Kaiser Tung Kwang einen in Turkestan gefangen