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Menschenköpfe als Trophäen-bei wilden Völkern. 341 deihen; wenn aber der Kopf kein Wunder wirkt, dann scheert man ihm das Haar ab und wirft ihn, als ein unnützes Ding, ohne Weiteres in den Wald! — In Folge unserer Mittheilung über den Kopfgötzen bei den Jivaros erhielten wir von Herrn O. Plöger in Han nover eine Zuschrift („Globus" XX, S. 199 f.), in wel cher uns derselbe meldete, daß er während seiner Reisen am Amazonenstrome einen Kopf erhalten habe, welcher einem Indianer vom Stamme der Parintintins angehört hatte. Es war eine Trophäe der Mundurucus, eines zahlreichen und streitbaren Volkes, das mit den Weißen stets in gutem Einvernehmen gelebt hat. In den Fehden mit anderen Indianern schneiden sie den getödteten Feinden die Köpfe ab, welche als Siegeszeichen aufbewahrt werden. Wer die meisten Köpfe aufzuweisen hat, wird Häuptling. Herr Plöger schrieb uns: „Man präparirt diese Köpfe in folgender Weise. Zuerst wird das Gehirn durch ein in den Hinterkopf geschlagenes Loch und durch die Augen her ausgenommen und der Kopf alsdann mit einer Thonlage überzogen. Nachher hängt man ihn über ein Feuer, in wel ches Blätter von verschiedenen Pflanzen geworfen werden; auf solche Weise wird er langsam geräuchert. Sobald er fertig ist, schmückt man ihn mit bunten Federn, füllt die Augenlöcher mit Baumharz aus und drückt in der Mitte Getrockneter Kopf einer Indianerin. (A»f dem Museum zu Santiago, Chile.) Klauen vom Faulthier ein. Solch ein Siegeszeichen trägt der Krieger am Gürtel vermittelst einer Schnur, welche zwi schen die Zähne des Kopfes geklemmt ist." Wir gaben die Mittheilungen über die Siegestrophüen der Mundurucus und ethnographische Nolizen über dieses Volk im October 1871; seitdem ist eS uns gelungen, die Abbildung einer solchen Kopftrophäe nach einem in England befindlichen Exemplare zu erhalten. Sie entspricht genau der Schilderung, welche Herr Plöger gegeben hat (s. S. 343). Inzwischen haben wir von unserm ausgezeichneten Lands- manne Dr. Philippi, Professor an der Universität zu San tiago in Chile, nachfolgende Zuschrift erhalten. * * -i- Mit doppeltem Interesse habe ich in dir. 20 des ^Globus" den Aufsatz über den als Götzen dienenden Menschenkopf gelesen, ein Mal wegen des Interesses, welches der Gegenstand an und für sich hat, und zweitens weil das hiesige Museum einen auf die dort beschriebene Weise zubercitcten Kopf besitzt. Dieser Kopf hat aber einem Frauenzimmer angehört, welches kaum zwanzig Jahr alt gewesen sein mag; die Züge des Gesichts sind gut genug erhalten, um zu zeigen, daß noch keine Runzeln in demselben vorhanden waren. Der Kopf ist dicht unter dem Halse vom Kinn getrennt worden; seine Höhe beträgt vom Scheitel bis zu dem Winkel, den das Kinn mit den, Halse machte, 4 Zoll 8 Linien, die Ent fernung von der Nase bis zum Hinterhaupte eben so viel, die Breite von einer Seite zur andern 3 Zoll 8 Linien. Die Dimensionen sind also wenig größer als die Hälfte der Dimensionen eines gewöhnlichen Kopfes, und das Volumen