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Die geographische Verbreitung der thätigen Vulcane. Entstehung der Insel Sabrina bei St. Michael. Ursula aus. ganzen Ostabhange Abys- siniens, zwischen diesem und dem Rothen Meere und dem Arabischen Golfe. Thätige Bulcane auf dem Festlande können wir mit Sicherheit jedoch nur zwei nennen, und diese beiden sind erst in der allerneuesten Zeit bekannt geworden. Zum großen Erstaunen der Bewohner der DanakilkUste hatte am 7. Mai 1861 der Vul- can Ed oder Aid einen Ausbruch. Er liegt dicht am Rothen Meere an der gleichnamigen Bucht un ter 14S nördl. Br. und 41° 30' östl. L. v. Gr. Theodor«.Heuglin, der gerade damals sich in der benachbarten Hafenstadt stellt worden. Nach den Erkundigungen des eng lischen Missionärs Th. Wakefield*), die sich auf die Aussagen eines in telligenten Eingeborenen stützen, liegen jenseit der beiden genannten Berge etwa 4000 Fuß hohe mit vereinzelten Vulcankegcln besetzte Ebenen und zahl reiche Seen. Unter die sen Vnlcanen ist der Doenyo Mburo ent schieden thätig. »Esgicbt da/ berichtet Wakefield'S Gewährsmann Sadi Bin Ahedi, »30 bis 40 Kra ter, nicht sehr groß und alle am Fuße des Ber ges gelegen. Von diesen Kratern steigen fortwäh rend Rauchmasscn auf, die sche Region, die wir durch die Expedition von Harris nach Schoa kennen. Ist der afrikanische Continent arm a» thätigen Bulcanen, damit wohl die acti- ven Vulcane Afrikas noch nicht. Heuglin beobachtete 1857 auf seiner Reise längs des Rothen Meeres **) schon beiden, genann ten Ed frische Laven, die vielleicht mit dem von Nüppell er wähnten Aschenregen im Innern Abyssi- niens in Verbindung gebracht werden kön nen, und die Ein geborenen erzählten ihm, daß vor etwa 60 Jahren zwischen Hawasch und dem Assalsee ein »Berg gebrannt habe". Es ist dies die vulcani- wir mit Sicherheit als thätig annehmen können, liegt ün äquatorialen Osten. Die hohen durch die deutschen Missie näre Krapf und Rebmann, sowie v. d. Decken bekannt ge wordenen Schneeberge Kilimandscharo und Kenia waren als erloschene Vulcane bezeichnet worden. Daß überhaupt das benachbarte Gebiet, namentlich nach Westen und Norden hin, vulcanisch sei, war durch die deutschen Forscher fcstge- *) Im louriml ot tke royal geogr. Society BL. 40. 1870. S. 303. Stelle. Obgleich der Krater eine Tage reise von Ed entfernt ist, fiel dort viele Asche und leichtes Trümmergestein (La pilli) von bimsstein artigem Gefüge und schwarzgrauer Farbe; darin bemerkte man kleine metallisch'glän- zende Blättchen, die das Ansehen von Schwefelkies haben. Große Lavaströme ergossen sich gegen das Meer herab und waren nach Mona ten noch nicht erkal tet. Nur einige Stunden ostsüd-öst lich von Ed, nahe an der Küste, trägt eine dcnde hohe Aschenausbrüche. Nördlicher als Jan Mayen sind wohl zahlreiche Spuren vulcanischer Thätigkeit aufge- fundcn worden, aber bisher besitzt diese kleine Insel den nörd lichsten thätigen Bulcan. Das Festland Afrikas ist ungemein arm an thätigen Bulcanen. Erloschene kennen wir freilich in ziemlicher Menge: auf den Camerunbergen, und namentlich am Ansicht des Pics von Teneriffa mit seinem nach dem Meere hin gerichteten Abfälle von Santa Ursula aus. Insel Lut-Aleh, und etwas weiter in ungefähr derselben Rich tung das Vorgebirge bei den Abelat-Jnseln wahre Typen von hohen, scharfspitzigen, schlotartigen Eruptionskegeln mit tiefen Kratern." Der zweite Vulcan des afrikanischen Continentes, den „Minaro", Säulen gleich denen, die den Schloten der Dampfer entströmen. Der Rauch ist so massenhaft und dicht, daß er alle Gegenstände in der Nähe und weithin verdunkelt. Feuer stoßen die Krater nicht aus, auch keine Steine, nichts als Rauch." Am Fuße des Berges, der südlich von dem vielgenannten Baringosee liegt, fand Sadi zahlreiche heiße Quellen. Ganz erschöpft sind Massaua befand, sagt*) über diesen Ausbruch: »DieErup tion bei Ed im Mai 1861 begann mit leichten Erdstößen und einem außerordentlichen unterirdischen Getöse, das bis nach Hvdeida und Massaua hin deutlich zu vernehmen war, so daß man glaubte, cs finde ein großes Seetreffen statt. Ein neuer Ausbruch folgte im September 1861 auf derselben ") Reift nach Abyssinien S. 62. ") Petermann'S Mittheilungen. 1860. S. 3S3. 41*