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Mit besonäerer MrücksicktiAunI k!er Anthropologie um! Ethnologie. In Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herausgegeben von Karl Andree. Ällat Monatlich 4 Nummern. Halbjährlich 3 Thlr. Einzelne Nummern, soweit der Vorrath reicht, 4 Sgr. 1872. Die geographische Verbreitung der thätigen Vulcane. ii. Isländische und afrikanische Vulcane. Wenden wir uns nach dem Norden unseres Erdtheils. Die Vulcane Islands*) gehören zu den thätigsten in Europa und sind jetzt durch ausgezeichnete Untersuchungen mit am besten gekannt. Die Krater der isländischen Vul cane zeichnen sich weder durch besondere Größe noch durch besondere Eigenthümlichkeiten ihres Baues aus. Der be kannteste unter diesen Kegeln, der Hekla, ist länglich sym metrisch, sein Krater bedeutend groß und von vielen Spalten zerrissen; seine letzte bedeutende Eruption fand im Jahre 1848 statt und dauerte mit kurzen Unterbrechungen vom 2. September bis zum 12. October. Der Hekla ist aber keineswegs der einzige thätige Vulcan der Insel; erst 1823 brach noch der Eyafjäka aus; der Skaptar, einer der größe ren Vulcane, der im Südosttheil in der Mitte eines ausge dehnten, weithin mit Eis und Schnee bedeckten Bergland strichs sich erhebt, hat im Sommer 1783 drei Monate lang getobt. Zur Zeit des großen Erdbebens von Lissabon, 1755, begann der Vulcan Kötlugiaa seine Thatigkeit, die ohne Un terbrechung neun Monate lang dauerte. Im Nordosttheil sind der Krabla und Leihrenkr thätige Vulcane, die fort während Dampfsäulen ausstoßen, und 1730 einen fürchter lichen Ausbruch hatten. Andere Kraterschlünde, die jetzt von den Bewohnern für erloschen angesehen werden, mögen eines Tages sich wieder als thätige zeigen. *) Vergl. Preyer und Zirkel, Reift nach Island (Leipzig 1882), und die Aufsätze „Globus" XVI, 887 und XVIII, 345. Globus XXI. Nr. 21. (Mai 1872.) In der nordöstlichen Verlängerung der isländischen Vul cane treffen wir unter 71" nördl. Br. und 8" östl. L. v. Gr. auf die Insel Jan Mayen, welche gleichsam ein Gegen stück zu den von Roß in den Südpolarregionen entdeckten Vulcanen bildet. Die Insel, den größten Theil des Jahres von Nebeln umlagert, ist schwer zugänglich. Lord Dufferin, der sie 1856 in seiner Nacht „Foam" besuchte*), konnte lange nicht wegen der Eisschollen und Nebel herankommen; aber er hörte die Brandung. Er zweifelte schon au der Exi stenz der Insel, da er die graue Wolkendecke, welche sie um gab, nicht durchdringen konnte. „Endlich gegen vier Uhr- Morgens glaubte ich eine Veränderung zu bemerken; die dicken Dunstwirbel schienen sich kaum merklich zu lichten und ein paar Augenblicke später spaltete sich plötzlich das graue schwere Wolkendach, und ich schaute in der Lücke viele tau send Fuß Uber meinem Haupte, wie schwebend am krystalle- nen Himmel, einen Kegel hellbeleuchteten Schnees." Es war der 6870 Fuß hohe Beerenberg. Ob dieser gerade als thätiger Vulcan bezeichnet werden kann, ist nicht sicher. Scoresby, dem wir die beste Kenntniß Jan Mayens ver danken, wies aber 1817 zwei andere Vulcane auf der Insel nach; der Esk ist 1500 Fuß hoch und hat einen nicht ent zündeten offenen Krater. Ein anderer Vulcan, südwestlich vom Esk, zeigte 1818 von vier zu vier Monaten stattfin- Briefe aus hohen Breitengraden. Braunschweig 1880. S. IS9 f. 41