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scher schreibt an die zu Chicago erscheinende „Jllinois-Staats- Zeitung" Folgendes: „Ueberall, wo in unserer weiten großen amerikanischen Hei- math ein neuer Strich Landes der Cultur gewonnen wird, da sindet sich auch der betriebsame deutsche Ackerwirth ein. So auch im Red-River-Gebiete. An den Ufern der Nebenflüsse des Red River, als am Ottertail, Pomme?de terre, Buffalo-, Pelican- und Cheyenne-River, wachsen deutsHe Ansiedelungen wie Pilze aus der Erde. Die massenhaft an der Prairie bleichen den Gebeine und Geweihe vom Büffel und Elk bekunden, daß vor wenigen Jahren noch völlige Wildniß war, wo jetzt üppigö Farmen aufblühen. Die ersten Ansiedler in hiesiger Gegend waren keine Deutschen, sondern die aus den östlichen Staaten emigrirten, noch jetzt am Clithsral-Lake wohnenden Mormo nen. Aber kurze Zeit nach ihnen kam der unternehmende Prie ster, Pater Joseph Albrecht, mit einer Anzahl tüchtiger, erfah rener deutscher Ackerwirthe aus Ohio hierher und gründete die jetzt schon blühende Ansiedelung am Rushlake. Ermuthigt durch die Erfolge, deren diese erste deutsche Niederlassung sich hier er- sreute, fanden sich bald mehr deutsche Ansiedler ein und rückten von einer Position zur andern, bis über den Red River, vor, überall ihren Fleiß und ihre Kräfte der Cultivirung des Bodens widmend, und den gleichzeitig sich ansiedelnden Skandinaviern hierin den Vorrang abgewinnend, während der spekulative Pankes und der Canadier meistens anderen Geschäften, namentlich dem Handel mit den Indianern, nachgeht. Besonders lebhaft ist die Ansiedelung seit einem Jahre in der Nähe der im Bau begriffenen Northern-Pacific-Railroad. Irländer und Skandinavier arbeiten an diesem Bau seit dessen Beginn; sie hegen die Hoffnung, in den gefährlichen Jndianer- districten guten Lohn zu verdienen und später den Stillen Ocean noch zu sehen. Anders der Deutsche: er arbeitet nur so lange an der Eisenbahn, bis er so viel erspart hat, um sich eine Kuh und ein Joch Ochsen zu kaufen; dann sagt er dem Eisenbahn bau Valet und gründet einen eigenen Herd. Er hat dann zwar noch manche dunkle Stunde zu durchleben, aber dahindurch leuchtet ihm schon der Hoffnung wundermildes Licht einer bessern Zukunft. Traurigen Zeiten geht dagegen der rothe Mann ent gegen, sein Raum wird immer begrenzter und beschränkter. Das Wild ist völlig alle geworden; er lebt nur noch von Fisch. An seinen Lieblingscampplätzen, den Ufern der Seen und Flüsse, hat der weiße Mann sich angebaut. Die Regierung wird sich dieser Armen noch besser annehmen müssen, sie in Reservationen unterbringen und unterhalten müssen, bis daß sie gelernt haben werden, ihren Unterhalt selbst dem Boden abzugewinnen." Sardinien. Kein anderer Theil Italiens ist so sehr vernachlässigt wor den als diese von der Natur in so vielfacher Hinsicht begünstigte Insel. Baron von Maltzan hat vor einigen Jahren in einem lehrreichen und anziehend geschriebenen Werke aus eigener An schauung die gegenwärtigen Zustände des Landes geschildert, und wir haben feiner Zeit im „Globus" Auszüge aus demselben gegeben, welche sich einmal auf die Alterthümtt beziehen, an welchen Sardinien so überaus reich ist, sodann auch den großen Mineralreichthum der Insel veranschaulichen. Der letztere hat immerfort eine sehr beträchtliche Menge britischen Capitals an gezogen und nun ist endlich Unternehmungsgeist im Lande. In den Zeiten der Römer hatte Sardinien etwa 5,000,000 Ein wohner, es war eine Kornkammer, und der Mineralreichthum wurde schon im Alterthum ausgebeutet, allerdings in unvoll kommener Weise. Heute fördert in den Marganaihügeln bei Cagliari eine französische Gesellschaft das Zinkerz so bequem, als ob sie dasselbe aus einer Kiesgrube holte. Von Bleierz wird ein Theil im Lande verschmolzen, das Uebrige wird nach Wales verschifft. „Bei Montevecchio stieß man neulich auf eine Ader von Blei, die so breit ist wie eine Eisenbahn, und als man 40 Meter tiefer ging, traf man wieder dieselbe Ader. Auch zwei Silbergruben sind neulich entdeckt worden, und es unterliegt auch nicht dem mindesten Zweifel, daß silberhaltiges Bleierz in "gro ßer Menge auf der Insel vorhanden ist." Vor allen Dingen kommt es darauf an, Verkehrswege her zustellen, und die Engländer sind, nach ihrer Art, rüstig ans Werk gegangen. Zunächst stellte sich als dringendes Bedürfnis heraus, drei Haupthäfen mit einander in Verbindung zu brin gen: Cagliari im Süden, Terranova im Nordosten und Porto Torres im Norden, und weiter eine Zweigbahn in die bereits erschlossenen Mineralbezirke zujführen, als deren Centrum Iglesias zu betrachten ist; dort liegen die ungemein ergiebigen Zinkgruben. Von diesen vier Hauptbahnen sollen nun je nach Bedürfniß Verzweigungen nach verschiedenen Richtungen gebaut werden. Gegenwärtig (April 1872) sind 60 Miles Bahnen fertig von Cagliari nach Oristano, 8 Miles nach Siliqua in der Richtung nach Iglesias, bis wohin noch 16 Miles fehlen, die im Mai vollendet sein werden; sodann 13 Miles von Porto Torres nach Sassari, — zusammen 100 Miles, was immerhin als ein erklecklicher Anfang in einem bisher nahezu wilden Lande betrachtet werden kann. Andere Strecken sind vermessen worden und sollen in An griff genommen werden, so z. B. jene von Sassari, das in einer an Oel sehr ergiebigen Gegend liegt, nach Ozieri im Binnen lands, wo ausgedehnte Viehzucht betrieben wird. Diese etwa 30 Miles lange Bahn wird durch eine eben so romantische als fruchtbare Landschaft ziehen. Die Bevölkerung von Sassari hat in den letzten Jahren sich rasch vermehrt; es wird viel ge baut und die Geschäfte heben sich. Es handelt sich jetzt darum, die Hauptlinien weiterzuführen, z. B. von Oristano nach Ozieri, 75 Miles, und von hier bis Terra nova, 42 Miles. Da die Insel sehr gebirgig und die Anlage der Bahnen mit ge wöhnlicher Spurweite sehr kostspielig ist, so wird man wohl Schienenwege von nur 39^ Zoll englisch (1 Meter) vorziehen. Terra nova ist einer der besten Häsen im Mittelländischen Meere; im Alterthum hatte die Stadt 150,000 Einwohner, und die vielen Ruinen zeugen von dem vormaligen Glanze. Auch Porto Torres, das heute nur 8000 Einwohner zählt, war ein belebter Hasen und hatte einen großen Aquäduct. Heute legen die Engländer Wasserleitungen sür Cagliari und Sassari an; sie haben auch Pläne sür die Entwässerung versumpfter Gegenden entworfen, theils um fruchtbaren Boden zu gewinnen, und sodann, um durch solche Trockenlegungen das höchst un gesunde Klima zu verbessern, namentlich den gefährlichen Wechsel fiebern zu steuern. Statistik der Mekkapilgcr 1872. Die Staaten der Mohammedaner sind allesammt mehr oder weniger im Verfall, aber der Islam als solcher ist lebens kräftiger als je zuvor. Er macht nicht nur in jedem Jahre eine ungezählte Menge von Proselyten und rückt namentlich in Afrika immer weiter vor, sondern auch in den Ländern, wo er von Alters her bewurzelt ist, hängt das Volk ihm mit Inbrunst und vielsach mit Fanatismus an. Er dehnt sich in compacter Masse aus, von Bosnien und Stambul aus bis an die chine sische Grenze und in den westlichen Provinzen Chinas selbst, — bis an das Delta des Niger, bis zu den Molukken. Aus allen zwischenliegenden Gegenden strömen Pilger nach Mekka, und auch in diesem Jahre war die Zahl derer, welche zum Kurban Beiram, bei der heiligen Stadt des Propheten, am Berge Ara fat, sich versammelt hatten, sehr beträchtlich. Sie betrug, nach den amtlichen Berichten, an 110,000 Köpfe. Es ist nicht ohne Interesse, zu sehen, aus welchen Wegen und woher diese Wall fahrer kamen; man ersieht daraus, wie stark das Band ist und wie groß die Gemeinsamkeit, durch welche die Anhänger des großen Propheten mit einander verknüpft sind. In Dschidda, dem Hafen von Mekka, landeten 30,058 in 37 Dampfern, 13 dreimastigen Segelschiffen und einer Anzahl von Sambuks, einheimischer Fahrzeuge mit lateinischen Segeln. Von diesen kamen 10,531 aus dem Indischen Ocean, unter