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306 Aus G. Chaworth Musters' Jagdzügen in Patagonien. den Wäldern zwischen den Wendekreisen vor, geht in der chilenischen Cordillere bis 10,000 Fuß hoch und befindet sich wohl selbst in dem naßkalten Klima am Feuerlande und der Magellanstraße. In der La-Plata-Region und in Chile lebt er von Hirschen, Straußen, Vizcachas und anderen kleinen Vierfüßern, jungen Füllen und Kälbern. Schon Darwin (englische Ausgabe von 1860, S. 269) hat Folgendes ge hört. Der Puma frißt sich satt an seiner Beute; was übrig bleibt, bedeckt er mit Zweigen, wo möglich in einem Busch und bewacht es. Dann aber kommen die Condore aus der Höhe, um Theil am Fräße zu nehmen, und dadurch erfährt der Jäger, wo der Puma liegt. Dieser springt auf, um die Geier zu vertreiben. Musters entwirft folgende Schilderung. Er fand am Rio Chico die Pumas von ungewöhnlicher Größe, manche waren 6 Fuß lang, ohne den Schweif, der im Allgemeinen halb so lang ist, wie der Körper. Am häufigsten findet man sie, wo die Strauße und die Guanacos weiden; im südlichen Patagonien ist ihr Pelz mehr graulichbraun als bei der Spe- cies in Argentinien. Dieser sogenannte Löwe ist von allen Katzenthieren das katzenähnlichste, wie Musters meint. Der Puma ist sehr furchtsam, er läuft vor einem Reiter allemal, vor einem Fußgänger wenigstens bei Hellem Tage fort. Auf kurze Entfernung bewegt er sich in weiten Sprüngen mit großer Eile, wird aber bald müde, setzt sich in einen Busch und faucht wie eine Katze; manchmal versucht er wohl auch mit seinen Tatzen zu krallen, springt aber selten gegen seine Verfolger ein; so hat einer einem Engländer, Herrn Clarke, einmal den Ponche zerrissen. Musters war Zeuge, daß ein Chilene mit seinem Haumesser iu einen Busch hineinhieb, und als er die Zweige entfernt hatte, schlug er mit seinen Bolas (Wurfkugeln) einem dort kauernden Puma auf den Kopf. Wäre dieser nicht feig gewesen, so hätte er, obwohl von Hunden umstellt, einen Sprung machen und den Gaucho tödten oder doch wenigstens schwer verwunden können. Daß er dann und wann einen Fußgänger angreift, ist richtig; man ist aber allemal sicher vor ihm, wenn man ein Feuer anzündet, denn einem solchen kommt er nicht nahe. Im Frühjahr freilich, zur Paarungszeit, ist das Männchen wild und grimmig und schweift unstät umher; dann ist er auch Patagonier. abgemagert, während er in den übrigen Jahreszeiten Fett ansetzt. Musters sah manchmal Weibchen mit zwei, nie mit mehr Jungen. Das Fleisch ist jenem vom Schweine ähnlich und schmeckt namentlich gekocht sehr gut; doch wollten einige In dianer dasselbe nicht berühren. (— Als Darwin in Tapal- guen war, setzte man ihm, wie er meinte, das Lieblingsge richt der Gauchos vor, einen aus der Kuh herausgeschnitte nen, nicht ganz ausgewachsenen Kalbsfötus, es ergab sich aber, daß das sehr weiß aussehende Fleisch von einem Puma war; sein Geschmack hatte Aehnlichkeit mit dem Kalb fleisch. — Bereits Shaw, der über Nordafrika vortrefflich berichtet hat, erwähnt, daß das Löwenfleisch gern genossen werde, aber man wollte ihm das nicht glauben; er schrieb, dasselbe habe in Farbe, Geschmack und Geruch große Aehn lichkeit mit dem Kalbfleische, und das ist, nach Darwin, wie eben gesagt, auch mit jenem vom Puma der Fall. Die Gauchos sind nicht einerlei Meinung darüber, ob der Ja guar gut schmecke, wohl aber darüber, daß der Puma etwas Leckeres sei. —) Aus der Haut macht man Satteldecken oder Mäntel; sie ist sehr fettig und läßt sich weit leichter zubereiten, als jene vom Guanaco; aus der Haut der Kniekehlen und der Hinterbeine verfertigt man Stiefel, die sowohl von den Indianern wie von den Gauchos getragen werden. Uebri- gens ist es schwierig, einen Puma zu schießen, denn er hat ein so zähes Leben wie die Katzen, und die Kugeln thun ihm nichts, wenn man nicht Kopf oder Herz trifft. Musters gab einem drei Revolverschüsse, mußte ihn aber zuletzt mit Bolas tvdtschlagen. Ein verwundeter Puma wird sehr grim mig und die Hunde werden von ihm ganz erbärmlich zu gerichtet. Am sichersten wird man seiner habhaft, wenn man ihm die Fangschnur überwirft und die Schlinge anzieht; dann bleibt er wie todt liegen und man kann ihn in aller Bequemlichkeit abthun. Seine großen braunen, prachtvoll glänzenden Augen erregen die Bewunderung aller Jäger, es spricht aber aus ihnen ein solcher Grimm, daß alles Mit leid schwindet. Ein Indianer sagte zu Musters: „Sieh, sind das nicht Augen des Teufels?" Die Tehuclches haben keine andere Beschäftigung als die Jagd; diese ist die Arbeit, welche sie nährt. Bei Tages anbruch tritt der Kazike aus seinem Toldo (— das ist der