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Mit besonderer BenicksicktiZung rler AntbroxoloZie uiul Gibnotogie. An Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herausgegeben von Karl Andree. Monatlich 4 Nummern. Halbjährlich 3 Thlr. Einzelne Nummern, soweit der Vorrath reicht, 4 Sgr. 18?2. Aus G. Chaworth Musters Iagdzügen in Patagonien*). Musters hat die große patagonische Einöde von derMa- gcllanstraße nach Norden hin bis zum Rio Negro durch streift, welcher im Süden als die Grenze des argentinischen Gebietes betrachtet werden kann. In jenem Keile des colum bischen Dreiecks streifen unabhängige Jndianerhorden umher, die man im Allgemeinen als Patagonier, „Großfüße", be zeichnet; aber nicht Alle sind sprachverwandt. Wir werden gelegentlich auf die ethnographischen Verhältnisse jener Re gion eingehen; heute kommt es uns darauf an, die, wenn wir so sagen dürfen, Charakterthiere jener Region zu schil dern. Die Patagonier sind Jagdnomaden im vollen Sinne des Wortes, vielleicht in so hohem Grade, wie kein anderes Volk. Sie leben ausschließlich von dem Fleische des Wil des, welches sie erlegen, namentlich des Guanaco und des Straußes; vegetabilische Nahrung ist ihnen so gut wie fremd, nur wenn sie die Niederlassungen an der Ostküste und an der Magellanstraße besuchen, genießen sie ausnahms weise Brot, und wenn am Ostabhange der Cordillere die Nüsse der Araucarien reif sind, auch diese. Patagonien kann im Wesentlichen als eine Wüstenei be trachtet werden, wenn man die Striche am Ostabhange der Cordillere und einige Strecken in den Flußthälern aus nimmt. Für den Ackerbau ist es, wenige Punkte ausge nommen, nicht geeignet, für eine regelmäßige Viehzucht eben so wenig, und Pelzthiere sind spärlich vorhanden. Der Plan, in Patagonien Jagdstationen anzulegen nach Art jener, welche *) bome cvitü tüs a vlmäerinZs over untioääen §rounä t'rom tRe 8trait8 ot'NaZeilrkii to tko Rio ^6§ro, 6eor§6 ORa^vortR Nüster8. Ronäon, Nurra^. Globus X.XI. Nr. 20. kMai >872.) die Hudsonsbaigesellschafl in Nordamerika gründete, ist ab solut unpraktisch. Was in jener südamerikanischen Einöde jagdbar ist, reicht eben aus, um die Jndianerhorden zu er nähren, die ohnehin nur schwach an Zahl sind. Wir haben schon vor nun hundert Jahren sehr ein gehende Nachrichten Uber einzelne Theile Patagoniens durch den Jesuiten Faulkner erhalten, und 1774 erschien (in Go tha bei Ettlinger) eine deutsche Uebersetzung dieses noch im mer werthvollen Buches, das zuerst manche zuverlässige Nach richten über die Geographie des Landes und seiner Bewohner gab. Durch dasselbe wurden Entdeckungsreisen von Seiten der spanischen Regierung veranlaßt. (Eine Schilderung der selben in Karl Andree, Buenos Ayres und die argentini schen Provinzen. Nach den neuesten Quellen, Leipzig 1856, S. 51 bis 125.) D'Orbiguy hat in seinem großen Werke über Südamerika manche schätzbare Nachrichten gegeben, eben so Darwin in seiner bekannten Reisebeschreibung. Aber als Patagonier mit den Patagoniern hat nur Musters gelebt, der sich mit den südlichen Horden zu befreunden wußte, ein volles Jahr lang mit ihnen Freud und Leid theilte, das in hohem Grade unwirthliche und unangenehme Klima er trug, und als echter Nimrod bei ihren Jagden niemals fehlte. Ho ist cs gekommen, daß er einen liefern Einblick in das ganze Denken, Leben, Treiben und Wesen dieser Nomaden horden gewinnen konnte, als irgend Jemand vor ihm. Er lernte auch das Fleisch des amerikanischen „Löwen" essen und — dasselbe mundete ihm. Der Puma (b'elis oonoolor) ist bekanntlich nicht auf Patagonien beschränkt, sondern hat eine so ausgedehnte Ber- breitungssphäre, wie wenig andere Thiere. Er kommt in 39