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803 circumpolare Nace mit besonderer Sprache. —) Er legt beson deres Gewicht auf die Frage, was die Eskimos, welche (— besser, von denen viele —) offenbar ursprünglich südlicher gewohnt hätten, veranlaßt haben könne, so weit nördlich zu gehen, und beleuchtet die Umstände, welche sie gezwungen haben mögen, nördlichere Gegenden aufzusuchen. Merkwürdig sei die Unver änderlichkeit des Eskimostammes, dessen Eigenthümlichkeiten in tausend Jahren dieselben geblieben seien. Professor Krauß hatte sich, die Aufgabe gestellt, das Vater land der Treibhölzer zu ermitteln, welche die zweite deutsche Nordpolexpedition an der ostgrönländischen Küste aufgefischt hatte. Mit einer solchen Feststellung war selbstverständlich eine Basis sür Schlüsse aus die Meeresströmungen in jenen Regionen ge wonnen. Die Untersuchung des Baues und der Weite der Jahr ringe ergab, daß die Hölzer nur im hohen Norden gewachsen sein konnten. Nach mikroskopischer Prüfung stellten sich zwei undzwanzig Exemplare als Nadelhölzer heraus, und von den drei übrigen gehörten zwei der Gattung Alnus, die dritte wahr scheinlich der Gattung Populus an. Alle Coniferen zeigten glei chen Bau, und zwar den der Gattungen Picea oder Larix. Auch zwischen diesen beiden Formen wurde für die große Mehr zahl der Exemplare eine differentielle Eintheilung möglich, und zwar durch kleine noch vorhandene Rindenfragmente. Das Ueberwiegen der Lärche weist mit Sicherheit auf Sibirien als Mutterland dieser Treibhölzer hin, und die Stammpflan zen müßten Imrix Sibirien, Oioea obovsta, Linus iuoann und koxulus tromula sein. Das Resultat dieser Untersuchung ist ein in doppelter Hinsicht interessantes. Hinsichtlich der Mee resströmungen bestätigt es die von Dr. Petermann vertretene An sicht (Geographische Mittheilungen 1870, S. 230) von der sibiri schen Abstammung der arktischen Treibhölzer überhaupt und die sich daraus herleitenden Consequenzen. Pflanzengeographifch be trachtet ermöglicht es die Erklärung der sactischen Verwandt schaft der grönländischen Flora mit der arktischen des alten Kon tinents und dient der jüngst von Grisebach ausgeführten Hypo these von der Bevölkerung Grönlands durch sibirische Pflanzen zu glänzender Bestätigung. Das Land im Osten des Jordan. Herr Dr. Richard Kiepert in Berlin war so freundlich, uns folgende Mittheilung einzusenden: „Erlauben Sie, daß ich Ihnen einige Berichtigungen zu sende über die ostjordanischen Landschaften, deren Cha rakter in Nr. 12 Ihres „Globus" etwas zu schön dargestellt wurde jXXI, S. 186). Herr Missionär Klein wurde durch die „herrlichen. Eichen- und Fichtenwälder des alten Gilead an den heimischen Schwarzwald erinnert". Ich habe.im April 1870, einem ziemlich feuchten Jahre, ebenfalls dieses Gebiet nach ver schiedenen Richtungen durchzogen, aber nirgends Fichten wälder gesehen. Wenn man aus dem sterilen Westjordanlands kommt, so ist man allerdings überrascht, hier in Gilead rieselnde Bäche und ab und zu Wälder anzutresfen. Nur halten diesel ben durchaus keinen Vergleich mit unseren hochstämmigen deut schen Wäldern aus; sie bestehen aus Butm (Terebinthen) und Balud, oder Knoppereichen (von denen Galläpfel kommen), welche aber nur eine geringe Höhe erreichen. Die ausgedehnte sten finden sich im untern Wadi Zerka; aber nie brauchten wir länger als 5 bis 10 Minuten, um sie zu durchreiten. Das, was unsere Wälder so schön macht, nämlich Schatten und Unter holz, geht ihnen fast ganz ab; die Stämme stehen weit von einander, so daß der Sonnenstrahl dazwischen hindurch den Bo den trifft. Als Seltenheit finde ich in meinem Tagebuche in der Nähe von Keferindsche im untern Wadi Zerka Wald mit Schlingpflanzen verzeichnet. Daß Es-Salt nicht eine, sondern drei Meilen östlich vom Jordan liegt, ist nebensächlich; ebenso der Druckfehler „Balkan" für Belka. Wie unsicher übrigens diese Gegend ist, hat neuerdings derselbe Herr Klein erfahren müssen. Er hat mit einigen Eng ländern zusammen das Land Mo ab besucht, wurde aber vom Scheich von Kerak gefangen genommen, welcher sich für ihre Freilassung pro Person 100 Pf. St. englisch zahlen ließ! — So berichtete er selbst dieser Tage an Professor Petermann hier. Die Verhältnisse scheinen dort alle Jahre zu wechseln. Im Jahre 1870 reisten Drake und Palmer einerseits, mein Vater und ich andererseits unbehelligt in jenen Gegenden. Jetzt scheinen sich die Beduinen den Türken gegenüber wieder sicherer zu fühlen und eine etwaige Bestrafung nicht zu fürchten. Ich hoffe, daß mein Vater diesen Sommer endlich an die definitive Ausarbeitung unserer Reiseergebnisse gelangen wird. Diese, sowie dort gesammeltes Material anderer Forscher, na mentlich Deutscher in Jerusalem, werden Palästina vielsach an ders erscheinen lassen, als z. B. auf der Karte van der Velde's, dessen Routen wir an einer Stelle zu controliren in der Lage waren und die uns durchaus nicht zuverlässig erschienen." Ausbruch des Vulcans von Colima. Die zu San Francisco erscheinende „Abendpost" vom 21. März enthält Folgendes: „Am 26. Februar, zwischen 10 und 11 Uhr Vormittags, vernahm man in Colima ein Lärmen auf den Straßen, wie es bei den jetzigen Zuständen wohl vorkommt, wenn es heißt, feindliche Truppen seien im Anmarsch der Stadt nahe. Diesmal lag aber demselben eine ganz andere Veran lassung zu Grunde. Alle Welt zeigte auf den Vulcan, und im Nu bedeckten sich die Azoteas (die platten Dächer der Häuser) mit Menschenhaufen, welche ihre Blicke unverwandt nach ihm richteten. — Ein prachtvolles Schauspiel bot sich dem Auge dar, nämlich eine ungeheure Rauchsäule ragte von der Vulcan- spitze in die blauen Lüfte hinein. Fortwährend fah man der selben neue Rauchmassen entquellen und die Säule an Ausdeh nung gewinnen. Der dieselbe bildende Rauch sah schneeweiß aus und hatte eine so dichte, feste Gestaltung, daß er wie Baum wolle erschien. Nach und nach nahm die Rauchmasse, welche 500 bis 1000 Fuß hoch gewesen sein mag, die Form eines rie sigen Blumenkohls an und verharrte in derselben etwa eine halbe Stunde. Nach Verlauf dieser Zeit dehnte sie sich in nörd licher Richtung (nach Zapotlan) aus und zerfloß allmälig vor dem Blicke. — Am folgenden Tage wurde vom genannten Orte, welcher circa 50 englische Meilen vom Vulcan entfernt liegt, berichtet, daß dajelbst ein Aschenregen gefallen sei. Dem nach war der Rauch mit Aschenmassen angefüllt, und erklärt sich hieraus auch seine oben angedeutete Erscheinung. Manza nillo, 7. März 1872. H. L." Tatouiren in Japan. Von Dr. Mohnicke. Es dürfte nicht allgemein bekannt sein, daß auch bei den Japanern, diesem schon seit vielen Jahrhunderten durch seine Bildung, seine mannichfache Kunstsertigkeit, seine so hoch ent wickelten gesellschaftlichen Formen, sowie durch die Sauberkeit und Eleganz seiner Gewohnheiten und Lebensweise sich vor allen anderen Asiaten so sehr auszeichnenden Volke, eine Sitte besteht, welche in der Regel nur Völkern, die sich auf einer viel niedri- gern Culturstufe oder noch im Naturzustande befinden, eigen zu sein Pflegt, nämlich das Tatouiren ihres Körpers. Man sagte mir, daß dieser Gebrauch in Japan seit dem grauesten Alter- thume, in früherer Zeit aber viel allgemeiner als gegenwärtig, bestanden habe. Damals hätten sich auch Personen aus den höchsten Ständen dieser Operation unterworfen, welche jetzt nur noch den niedrigeren und niedrigsten Volksclassen eigenthüm- lich ist. Ich hatte schon zu Nagasaki und in der Umgegend dieser Stadt nicht selten Personen, häufiger aber Männer als Frauen, mit tatouirtem Körper gesehen. Nirgends aber fand ich diesen Gebrauch allgemeiner und erregte derselbe meine Aufmerksamkeit in einem solchen Grade als aus der großen Insel Nipon. Als wir den Fluß Oigawa in der Provinz Gotomi daselbst, der von