Volltext Seite (XML)
296 Heinrich v. Maltzan: Joseph Halavy's Reise in Arabien. Massachusetts; W. S. Lincoln, W.H. Kelsey und John G. Schumaker vonNeuyork; Charles O'Neill vonPenn- sylvanien, Ben Eggleston aus Ohio und F. E. Wood bridge von Vermont. Dies sind die Matadore der Lobby. Manchmal wird der Sprecher über das freche und unver schämte Gebühren dieser Subjecte ärgerlich und läßt sie Hin ausweisen, sie kommen aber am andern Tage wieder, als ob gar nichts vorgefallen wäre. Im Sitzungssaale geberden sie sich oft so unerträglich, daß es selbst dem Sprecher zu viel wird, und er giebt dann, in einer Anwandelung von Tugend, Befehl, die Lobby zu entfernen. Die Thürstcher erhalten strenge Weisung, Nie mand zuzulassen, der dazu nicht berechtigt ist. Aber ein Ex macht dagegen geltend, daß er das „Privilegium der Höflich keit" habe. Die Thürsteher sind zumeist bestochene Halun ken (bribsci i-asoalo) und lassen, außer den Ex, auch andere Lobbyisten wieder ein. Da kommt Herr Driggs, und so fort wird die Thür weit aufgesperrt. Herr Driggs ist ein Ex; er wurde aus dem Congresse gestoßen, weil er Handel mit Cadettenstellen getrieben hatte, ist aber jetzt ein mächti ger Lobbymann. Da kommt Herr F. A. Bee, Mitglied des Eisenbahnsubsidienringcs, der freilich in den höheren Sphären der Lobby keinen Zutritt hat, aber vor ihm wird die Thür noch viel weiter aufgesperrt. Er nahm einen Con- greßmann am Arme und ging mit demselben ins Nest. Von der Galerie herab sah ich, daß Herr Driggs Platz genommen hatte — wo? Auf dem Sesfel des Herrn Da wes, der für den Leiter des Hauses gilt. Es ist keine Scham im Hause. Der Oberthürsteher, dann auch der Post meister King und nicht minder der Sergeant at Arms Ordway gehören notorisch zu den ärgsten Agenten. King ist der allerunverschämteste; Ordway steht in der engsten Ver bindung mit W. E. Chandler, der früher Secretär im Schatzamte war und jetzt bei einer ganzen Anzahl von Rin gen und Projecten betheiligt ist. Die, welche schon seit Jahren im Geschäft sind, werden als alte Hähne (olä roostors) bezeichnet. Je älter sie sind, um so frecher treten sie auf; sie wissen aus Erfahrung, daß ein Lobbyist nothwendig eine eiserne Stirn haben müsse und sich um Anstand, Moral und dergleichen unnütze Dinge gar nicht bekümmern müsse. — Wade, der alte Exsenator von Ohio, arbeitet jetzt als Fürsprecher der Northern Pa- cisicbahn und steht an der Spitze des cvrruptestcn Ringes, welchen man in Washington jemals gesehen hat. Fran chot macht in californischen Jobs, Schumaker in der Dampfschifffahrts- und außerdem in der Baumwollensteuer- Lobby; Eggleston hat das Departement des Brückenbaues im Westen; Kelsey macht in Allem, was gerade vorkommt und zu erschnappen ist; auf die Vertheilung der Patronage ist er nicht ohne Einfluß. Sidney Clark aus Kansas spielt eine Rolle im Jndianerring und macht nebenher in Eisenbahnjobs; Jim Cavanaugh aus Montana hat alle Jobs in der Hand, welche sich auf den „Großen Westen" beziehen. Der Iowa-Ring gehört zu den schlimmsten; alle Senatoren und Exsenatoren aus diesem Staate sind Lobbyisten der allerniedrigsten und gemeinsten Art. Sena- torHarlan, der Exsenator Kirkwood und der neuerwählte Senator Allison betreiben Eisenbahn- und Landschenkungs- Jobs. Auf Schritt und Tritt kann man Leute fehen, die tief gesunken sind, und rechtschaffene Congreßmitglieder schau dern, wenn sie solchen Männern begegnen, welche das große, ununterrichtete Publicnm für — achtbar hält! Es gah eine Zeit, in der ein Congreßmann sich lieber den Arm hätte abhauen lassen, als daß er sich zum Werk zeuge gemeiner Speculanten oder auf Betrug ausgehender Ringe hergegeben hätte. Es gab Lobbies, und sie waren eben so corrupt, wie gegenwärtig; aber sie waren ohne amt liche oder halbamtliche Sanction. Der Exgeneralpostmeister Randall betreibt mit Wood bridge Dampfschiffjobs; Eben C. Ingersoll von Illinois, ein Ex, ist das angesehenste Mitglied im „Heathen-Chinee- Club", in welchem sich die wahre Crsme zusammenfindet, und wo man mit Congreßmitgliedern Poker (— ein ameri kanisches Hazardspiel —) spielt; man läßt sie gewinnen, und diese Form der Bestechung ist jetzt sehr beliebt. Der Club hat elegante Zimmer bei Welckers, und die Lobbyleute können dort empfangen. Bis vor zwei Jahren wohnten sie gewöhnlich in Privathäusern und hielten offenes Haus. Da bei durfte eine anmuthige, hübsche Dame nicht fehlen, welche in der Unterhaltung glänzte, und wenn ein Job dadurch ge fördert werden konnte, nicht gerade spröde war. Jetzt sind die weiblichen Lobbyisten etwas außer Mode gekommen. Die ohnehin sehr mächtige und monopolistische Penn sylvania Railroad Company hat im Solde eine ganze An zahl von Senatoren, Repräsentanten und Ex, welche für sie arheiten und als Lohn bestimmte Summen beziehen. Alles ist Job und nichts als Job! Joseph Halsvh's Reise in Arabien. Von Heinrich Freiherrn von Maltzan. 1V. Der Sidd-el-Arem liegt in einer Felsschlucht des Gebel Balag. Die Ueberreste zeigen, daß dieser sogenannte „Damm von Saba" eigentlich ein Wasserbassin war, sehr ähnlich den halb natürlichen, halb durch Kunst vervollständigten Tanks (Cisterncn) von Aden. Dieses Bassin empfing das Wasser des Regenbaches, der sich durch die Felsschlucht des Gebel Balag windet, ganz wie in Aden in Bezug auf die Regenbäche der Gebel Schamscham. Zur trocknen Jahres zeit wurde dann das Wasser dieses Bassins vermittelst Schleu sen in Canäle abgelassen, von deren Steineinfassung man noch Spuren findet, eben so wie noch solche vom Bassin und selbst von den Schleusen vorhanden sind, Alles von meister hafter Arbeit. Auf dem Hügel zur Seite hat sich ein an tikes Gebäude beinahe vollständig erhalten. Es hatte wahr scheinlich einen Festungszweck. Die Arbeit ist so trefflich, wie sie unsere Zeit nicht besser hervorbringen könnte, aber jeder Kunstzierrath geht ihr ab. Es war eben lediglich eine Nützlichkeitsbaute. Nachdem unser Reisender eine Nacht beim Sidd-el-Arem unter freiem Himmel zugebracht hatte, begab er sich am Mor-