Volltext Seite (XML)
16 Aus allen Erdtheilen. wandes, diese Musterkarte aus dem „lateinischen" Amerika zu sammenzusuchen; dieser einfache Katalog der Thatsachen spricht beredter als jedes Raisonnement. Die australischen Eucalyptusbäume. Sie werden durch Verpflanzung nach verschiedenen Gegen den immer mehr kosmopolitisch und sie gedeihen vortrefflich in Gegenden, die einen heißen Sommer haben. Der Luoal^xtus Alobulns, welchen die Australier als blauen Gumbaum be zeichnen, kommt auf Corsica und Algerien, wo er 1855 zuerst angepflanzt wurde, sehr gut fort; ein Gleiches ist der Fall in anderen Kiistengegenden des Mittelländischen Meeres, z. B. in Spanien bei Cadiz, Sevilla, Cordova, und in Südfrankreich bei Cannes, Antibes, Hyeres und auch bei Nizza. Die Pflanze wächst ungemein rasch. Ein Steckling, der im Mai 1862 in einem Garten in der Muette bei Paris gesetzt wurde, nahm in den Monaten von Juni bis October um 3 Fuß an Höhe in jedem dieser Monate zu. Aus der großen Ausstellung von 1867 sah man einen Eucalyptusstamm aus Algerien, aus der Pflanz schule von Hamma, der 10 Meter 55 Centimeter hoch war und 3 Fuß über dem Boden 1 M. 50 C. in Umsang hatte. Ein zehnjähriger Eucalyptus, der neulich bei Hyeres geschlagen wurde, war 22 Meter hoch; Umsang 1 M. 94 C. Trotz dieses raschen Wachsthums ist das Holz nicht etwa leicht, sondern im Gegen theil schwer und hart; auch leistet es dem Wasser und der Lust großen Widerstand. Die Australier behaupten, es ersetze ihnen jenes der Eiche und selbst das Teckholz, und sie bedienen sich desselben auch zum Schiffsbau. Die meisten Dampser in Mel bourne sind aus Eucalyptus gebaut, ebenso die dortigen Walfisch fahrer. Die Eucalyptuspflanzungen verbreiten einen gesunden, aromatischen Geruch von einem flüchtigen Ocle, das sich im Blatte in großer Menge, in der jungen Rinde dagegen viel schwächer vorfindet. Man bezeichnet dasselbe als Eucalyptol.— Gleichfalls sehr rasch wächst Luonlxxtus Mannten, dessen Holz eine eben so große Härte besitzt, und der bis 250 Fuß und darüber in dem magern Boden der Berggegenden Victorias hoch wird. Das Holz spaltet leicht und giebt auch sehr gute Latten und Schindel. Aus der schwammig-faserigen Rinde gewinnt man ein ganz ausgezeichnetes Material zur Bereitung von Pa pier, das sehr leicht und gut die Bleiche annimmt. — Ein dritter Eucalyptus, der Jara, oder lil. inalmAonx oder mar- xinnta, ist von großem Werthe für den Schiffsbau, weil der Bohrwurm ihm nichts anhaben kann; er wächst eben so rasch wie die übrigen Gumbäume. H — In der geographischen Gesellschast zu London ist am 27. November 1871 wieder einmal die Rede von dem räthjelhaften Livingstone gewesen, aber die Sache wird nachgerade äußerst langweilig. Man fragt mit Recht: da die Araber von San sibar aus regelmäßige Handelsverbindungen mit den Gegenden westlich vom Tanganyika-See unterhalten, in welchen Livingstone seit drei Jahren umherzieht, weshalb nicht wenigstens ein Brief von ihm nach jenem Hafenplatze gelangt? Jetzt hat nun der ConsulKirk von dort gemeldet, in Unyanyembe seien Unruhen ausgebrochen, und da diese Landschaft zwischen der Küste und dem Tanganyika-See liege, so habe man bis auf Weiteres keine Nachrichten von dem Reisenden zu erwarten. Das mag ganz richtig sein, aber Jahre lang waren keine Unruhen in Unyan yembe, die arabischen Handelsleute hatten ungehinderten Durchzug, und doch hat man seit vier Jahren von Livingstone nichts erhalten als einen Bries, der lauter consuse Dinge enthielt und aus wel chem kein Mensch etwas zu machen wußte. Richard Burton der sein Consulat in Jerusalem aufgegeben hat, weil er mit dem britischen Generalconsul in Beyrut sich nicht vertragen konnte, und sich jetzt in London aufhält, äußerte, daß Livingstone auf kein Hinderniß treffen würde, wenn er seine Rückreise um die Südseite des Sees machen wollte. Er las dann einen Aussatz über die vulcanischc Region im Osten von Damaskus und die Höhle vonUmm Nivan; derselbe enthielt die Schil derung einer zweiwöchentlichen Reise, welche Burton mit C. F. Tyrwhitt Drake durch die Sasaregion (die östliche Trachonitis der alten Griechen) unternommen hatte; sie bildet ein ausge dehntes Lavafeld. Eine wichtige Ausbeute bilden 130 Jn- schristen, darunter drei in palmyrenischem Dialekt. — Am 15. November 1871 brachte der Dampfer, welcher aus Yokohama kam, nach San Francisco wieder zwölf japa nische Studenten, welche in Europa, zumeist auf deutschen Universitäten, ihre Studien machen wollen. Zugleich erfahren wir, daß der Abkömmling der Götter, der Mikado von Japan, der bis dahin für das Publicum unsichtbar gewesen ist, sich nun öffentlich vor allem Volke sehen läßt, das nun weiß, wie sein Kaiser aussieht. Der neue Gouverneur von Yokohama hat den fremden Konsuln beim Antritte seines Amtes ein Festmahl ge geben, dabei eine lange Rede gehalten und stich für einen „Re former und entschiedenen Freund des Fortschrittes" erklärt. — Die Nordamerikaner haben daraus verzichtet, einen zweiten Flibustierzug gegen Korea zu unternehmen; sie haben schon im ersten ein Haar gesunden. — Im Jahr 1871 ist in der Dominion of Canada eine Volkszählung veranstaltet worden. Dieselbe hat 3,484,924 Köpfe ergeben, durchschnittlich eine Zunahme von 12^ Procent seit 1861. Es entfallen auf Ontario (Obercanada) . . 1,620,842 Seelen. Quebec (Untercanada) . . 1,190,505 „ Neu Braunschweig . . . 285,777 „ Neu Schottland .... 387,800 „ In dem letzter» stellte sich die Zunahme auf 17>/^, in Un tercanada auf nur 7>/g Procent. — Aus Brasilien können wir wieder einen Fortschritt melden. Die gesetzgebende Provinz von Rio de Janeiro hat sich des Volksschulwesens ernstlich angenommen; sie erließ im October 1871 ein Gesetz, demzusolge Eltern und Vormün der verpflichtet sind, Kinder beiderlei Geschlechts vom sechsten bis zum vierzehnten Jahre in öffentliche oder Privatschulen zu schicken. Kinder, deren Eltern so armßsind, daß sie keine an ständige Kleidung anschaffen können, erhalten dergleichen auf Kosten der Provinz. — „Wir haben doch recht wunderliche geistliche Herren," sagt ein Blatt im Staate Indiana. „Einer unserer Prediger zu Tipton hat in süns Monaten Vielerlei durchgemacht. Zuerst starb ihm seine Frau; nachdem er an ihrem Grabe eine salbungs volle Rede gehalten, bewarb er sich vierzehn Tage später gleich zeitig um drei weibliche Individuen. Das eine dieser Mädchen nahm er zur Frau; diese wurde aber von ihm geschieden, weil er einer andern Braut das Versprechen gebrochen hatte; er wurde nun seines Predigeramtcs von der Gemeinde für ver lustig erklärt. Sosort heirathete er die, welche ihn verklagt hatte, und trat zu einer andern Religionssecte über. Die dritte Per son hofft, daß er sich bald von der zweiten scheiden lassen werde, damit die Reihe nun auch an sie komme." Inhalt: Theben in Aegypten. Von Professor Dr. Justi in Marburg. (Mit drei Abbildungen.) — Sittenschilderungen aus Südarabien. Von Heinrich Freiherrn v. Maltzan. (Fortsetzung.) — Handwerkspolitiker und Korruption in Nordamerika.— Robert Shaw's und eines indischen Mirza Berichte über ihre Reise nach Ostturkestan. Aus allen Erdtheilen: Die Bildungs anstalten und die Unterrichtsfrage in Rußland. — Aus Südamerika und Mexico. — Die australischen Eucalyptusbäume. — Verschiedenes. HerauSgegeben von Karl Andree in Dresden. — Für die Nedaction verantwortlich: H. Vieweg in Braunschweig. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig.