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288 Aus allen Erdtheilen. sen ihnen leichtere Opfer bietet, ist kein Wunder; aber daß da durch vielleicht die freundlichen Beziehungen mit diesem glückli chen Volke gespannt und die bestehenden Handelsverbindungen gefährdet werden, ist vorauszusehen, und es wäre zu wünschen, daß die europäischen Regierungen, welche bis jetzt die Propa ganda unterstützten, im Interesse ihrer eigenen handeltreibenden Unterthanen ihre Hand von den Jesuitenmissionen zurückzögen. Ich wiederhole: der Widerwille der Japaner ist nicht gegen die Principien der christlichen Religion, sondern gegen die Werk zeuge der Verbreitung derselben gerichtet, welche sie zu ihrem eigenen Vortheil und politischer Machtstellung benutzen wollen." Aus Centralamerika. Bekanntlich sind die Jesuiten wegen ihrer Intoleranz und ihrer unerträglichen Einmischung in alle möglichen Staatsan gelegenheiten aus Guatemala vertrieben worden; ihr Werk zeug, Präsident Eerna, wurde gestürzt, sie selber suchten in Ni caragua zeitweilig ein Unterkommen. Von dort aus wiegeln sie durch ihre Agenten die Indianer im Gebirge auf, und ihr Gegner, der gegenwärtige Präsident Garcia Granados, hat seine Noth, die fanatisirten Braunen im Zaume zu halten. In verschiedenen Theilen des Landes hat man Verschwörungen des Clerus und seiner Anhänger entdeckt; die östlichen und centralen Departements sind unter Kriegsrecht gestellt worden. In Nicaragua haben die Jesuiten die Zeitung „El Por- venir" mit dem Banne bedroht; das Blatt hatte erklärt, die Mitglieder der Gesellschaft Jesu seien ein „Fluch für die Repu bliken Centralamerikas und für die ganze Welt." San Salvador, dessen gegenwärtiger Präsident San tiago Gonzalez heißt, läßt durch den Schotten Mac Nider alle Städte des Landes durch Telegraphen verbinden. Costa rica, unter dem Präsidenten Guardia, baut flei ßig an seiner Eisenbahn und widmet dem Kasfeebau große Sorgfalt. r. ä. Wanderheuschrecken in Südaustralien. Im De- cember des verflossenen Jahres wurde Adelaide in Südaustra lien von kolossalen Wolken von Wanderheuschrecken heimgesucht. Unser Landsmann Dr. Schomburgk, welcher dort dem bota nischen Garten vorsteht, berichtet, daß die Luft völlig von ihnen verdunkelt war. Sie kamen von Norden und verzehrten jedes grüne Hälmchen, so daß die Beete des botanischen Gartens völ lig zerstört wurden. — Dieses Austreten der Wanderheuschrecke an einem so südlichen Punkte ist für die geographische Verbrei tung derselben von hohem Interesse. Wir haben („Globus" XIX, S. 48) mitgetheilt, was Th. Köppen über die Verbrei tung dieser Thiere zusammengestellt hat; seitdem veröffentlichte derselbe eine Karte der geographischen Verbreitung dieser Thiere (Petermanns Mittheilungen 1871, Tafel 18), wonach dieselben nur den Nordrand des australischen Continentes und die Nord insel Neuseelands heimsuchten. Nach dem oben mitgetheilten Factum wäre also die Verbreitungsgrenze viel weiter nach Sü den zu versetzen, wenigstens in der Art, wie die Wanderheu schrecke bis ins südliche Schweden und bis Schottland geht, wo die äußerste Nordgrenze ihrer Verbreitung liegt, während die Hauptzone bereits an den Alpen und in Galizien ihren Ab schluß nach Norden hin findet. (Exclusive und permanente Ver breitung, wie Köppen es bezeichnet.) * * » — Der Staat Massachusetts hatte zu Ende 1870 eine Volksmenge von 1,457,351 Seelen, wovon 753,572 weiblich und 703,779 männlich; von der Gesammtzahl waren 353,105 im Auslande geboren, 13,750 Neger und Farbige, 153 Indianer, 87 Chinesen, darunter nur 1 Frau, und 10 Japaner („Jap's", sprich Dschebbs, wie die Pankees sagen). — In den Spar- cassen befand sich im October 1871 die kolossale Summe von 163,575,643 Dollars, seit 1867 eine Zunahme von etwa 90 Millionen! — Philadelphia ist vorzugsweise eine gewerbtreibende Stadt. Sie zählte 1870 schon 6090 industrielle Anstalten, in welchen nahe an 130,000 Arbeiter beschäftigt waren. — Pittsburgh in Pennsylvanien ist gleichfalls eine der bedeutendsten Industriestädte; sie zählt, die umliegenden Ort schaften mit eingerechnet, jetzt etwa 215,000 Einwohner, und liefert von der gejammten Glaserzeugung in den Vereinigten Staaten 46 Procent. Von der Eisenproduction 38, von der Stahlproduktion 68 Procent. — Die Weizenernte Californiens im Jahre 1871 hat sich auf 17,288,534 Buschels (Scheffel) gestellt; für 1872 rechnet man auf einen doppelt so starken Ertrag. — Die „Temperanz-Muckerei" im Pankeelande erklärt sich, wenn man bedenkt, daß sie vorzugsweise durch die Trunk sucht und die wilde Brutalität der Irländer ins Leben gerufen worden ist; diese wissen nicht, was trinken heißt, sie genießen geistige Getränke in Uebermaß. An und für sich wäre gegen die NUchternheitsbestrebungen gar nichts einzuwenden, aber die Pankees schießen über das Ziel hinaus und scheeren Alles über einen Kamm. Sogar das Bier wollen sie abschaffen und da durch haben sie alle Deutschen zu unerbittlichen Gegnern. Wie weit sie gehen, ergiebt sich aus den Beschlüssen der Massachusetts- Temperanz-Convention, die am 25. Januar zu Boston gefaßt wurden. Dieselbe verlangte Wiedereinführung des strengen Mä ßigkeitsgesetzes von 1867; — wer geistige Getränke verlaust, ist „gleich anderen Verbrechern" unfähig, Geschworener zu sein; — jeder Angeklagte hat das Recht, einen Geschworenen, der geistige Getränke genießt, als ungeeignet zurückzuweisen; — wer gesetz widrig geistige Getränke verkauft, wird zum ersten Mal 30 Tage eingesperrt, zum zweiten Mal 60 Tage und so fort, aber der art, daß jedesmal die Haftzeit verdoppelt wird; — wer solche Getränke verkauft oder weggiebt, ist für allen Schaden verant wortlich, welcher daraus etwa entsteht. — Im Staate Neu- Jersey ist auch eine Temperanzagitation in vollem Gange. Sie will, daß jede einzelne Gemeinde das Recht haben solle, den „Liquor traffic" zu verbieten. — Die neueste Blüthe am Baume der Intelligenz in Eng land ist bemerkenswerth. Es hat sich ein kirchlich-christlicher Verein gebildet, welcher sich als die „vereinigte christliche Bande der königlichen Artillerie des Himmels" be zeichnet (Düs Lnitsck Lüristian Lauck ot tüs Loval Xrtil- Isr> c>s Lsavsu). Er macht bekannt, daß sich unter seinen Angehörigen befinden „viele außerordentliche Männer, welche dem Teufel aus den Krallen gerissen worden sind, denn sie wa ren Boxer, Schankwirthe und Faustkämpfer. Aber nun sind sie Knechte Gottes, Hallelujah!" Ein Hang zu einer gewissen Sorte auswendiger Frömmigkeit, die von sich reden macht, und einer zur Schau getragenen innern Zerknirschung ist unter der „muskelstarken Brüderschaft" bis auf Weiteres sehr in Mode gekommen. — Die feierliche Besitznahme der südafrikanischen Diamantenfelder durch England sand am 17.November 1871 durch Aufziehen der britischen Flagge statt. Inhalt: Unter Len Laosvölkern am Mekong. (Mit sieben Abbildungen.) II. — Der Urubu in Brasilien. Von Gustav Wallis. — Joseph Halsvy's Reise in Arabien. Von Heinrich Freiherrn von Maltzan. III. — Streifzüge in Oregon und Kalifornien (1871). Von Theodor Kirchhoff. III. — Aus allen Erdtheilen: Eine Charakteristik der europäischen Juden. — Die Jesuiten und die angeblichen Christenverfolgungen in Japan. — Aus Centralamerika. — Wanderheuschrecken in SUdaustra- lien. — Verschiedenes. HerauSgegeben von Karl Andree in Dresden. — Für die Redaction verantwortlich: H. Vieweg in Braunschweig. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig.
