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Unter den Laosvölkern am Mekong. 275 Majestät dankte und äußerte, wie erfreut er sei, auf einem Teppiche zu sitzen, welchen der Commandant Lagrse am Abend vorher ihm geschenkt hatte. Abends war munteres Leben und Treiben in der ganzen Stadt. Der König ließ Raketen steigen, die er aus der Hauptstadt Bangkok mitgebracht hatte; überall wurde Feuer werk abgebrannt. Sänger und Spielleute durch zogen die Stra ßen, und man be merkte sogar unter den Laos, welche wegen ihrer Ent haltsamkeit im Ge nüsse geistiger Ge tränke ein gu tes Lob haben, ei nige angetrunkene Männer. — Am nächsten Morgen schickte der König den Fremden ei nige muntere Pfer de, damit sie ei nen Ritt nach den Salinen in derUmgend machen konnten. Dieselben sind für die umliegenden Dörfer eine Quelle des Wohlstandes, und ihre Ausbeutung erfordert nur geringe Mühe; sie sind über eine beträchtliche Strecke der Provinz zerstreut. In manchen Niederungen bleiben große Tümpel während der ganzen Re genzeit mit Wasser angefüllt. Die ses ist mit Salztheilen gesättigt, die aus den unteren Bodenlagen heraufkommen, und wenn die trockene Jahreszeit kommt, ver dunstet das Wasser und läßt einen Niederschlag ziemlich unreinen Salzes zurück. Dieses wird ge sammelt und weit und breit hin verkauft. Delaporte, der in Ubong flei ßig gezeichnet und Farbenskizzen entworfen hatte, verließ dasselbe am l6. Januar 1867. Er fuhr den Se mun in einer Pirogue abwärts, ließ sich einen Tag und zwei Nächte ohne Unterbrechung von der Strömung treiben, und das Fahrzeug glitt ohne Gefahr über eine Anzahl von Stromfchnel- len hinweg. Die Ufergegend ist dicht bewaldet und gewiß nur fehr- spärlich bewohnt. Es war des halb auffallend, daß man beim Umschiffen eines Felsenvorsprun ges einem Nachen begegnete. In demselben lag eine junge Frau wie halbtodt; ihr Mann erzählte ein Abenteuer. Er hatte im Walde Holz gehauen, während seine Frau in dem am Ufer befestigten Kahne zurückgeblieben war. Ein Tiger, der sich leise heran geschlichen hatte, packte sie, als eben der mit einem Bündel Holz beladene Mann zurückkam. Das wilde Thier erschrak, ließ die Beute los und sprang in das Dickicht zurück; der Laos aber stieß rasch vom Ufer ab und wollte jetzt nach seiner Hütte zurück. Wie leicht verheerende Waldbrände entstehen, ergiebt sich aus Folgendem. Der Europäer wurde Nachts durch ein Knistern und Knattern aus dem SchlafeZ geweckt, und als er die Augen aufschlug, sah er, daß es zwischen den Bäumen lichterloh brannte. Die Ruderknechte hatten ein Feuer unterhalten, um die Raubthiere abzuhalten. Die Flammen hatten eine Gruppe von dürrem Bambus ergriffen und wa ren bald in das Dickicht hineinge züngelt. Es war ein ganz prächti ges Schauspiel! Bambus, Ge sträuch und das trockene Gras bil deten auf der Erde einen wah ren Glühofen, aus welchem die ho hen Baumstämme emporragten; die trockenen Schling gewächse fingen Feuer, das dann bis in die höchsten Wipfel hinanfreichte (vergl. S. 84). Von Pak Mun aus befuhr Delaportc wieder den großen Strom, theilweis auf einer Strecke, die ihm bisher nicht bekannt gewesen war. Oberhalb des genannten Ortes war er ruhig wie ein Teich und floß zwischen etwa 60 Fuß hohen Ufern. So hoch war im vorigen Jahre das Wasser gestiegen, und jetzt war das Strombett kaum 500 Schritt breit. Was war aus der gewal tigen Wasserfülle geworden? Bei Bassac war der Mekong fast eine halbe Stunde breit und strömte mit großer Schnelligkeit; hier floß er schmal und ruhig, aber mehr als 300 Fuß tief. Bald gewinnt er indeß ein anderes Ansehen. Bei Ban Kum wird er durch eine große Insel in zwei Canäle ge- theilt, durch welche er brausend sich hindurch zwängt. Die Leute des eben genannten Dorfes waren in großer Aufregung. Sie hat ten am Abend vorher drei große Keiler abgefangen, die nun ver- schmaust wurden. Rings um große Feuer und mächtige Kessel hatten sich Männer und Frauen gruppirt, füllten sich weidlich den Magen voll, und auch die Kin der waren froh und guter Dinge. Es kostete Mühe, einige Ruder knechte diesem leckern Mahle zu entziehen, aber sie mußten sich doch schließlich zur Arbeit be quemen. Der Mekong ist vielleicht der unregelmäßigste Strom auf Erden, sein Charakter wechselt man möchte sagen alle Augenblick. Von Ban Kum aufwärts ragten viele Felsen aus dem Wasser empor und dann erschienen unzählige Sand- Gestell zum Niederlegen von Opfergaben. Koffer zur Aufbewahrung der heiligen Bücher in der Pagode.