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274 Unter den Laosvölkern am Mekong. monien verwandt. Etliche dieser Drachen sind von ansehn licher Größe; in Luang Prabang befindet sich ein solcher, der nicht weniger als 48 Fuß lang ist. Der König von Ubong, Vasall des Herrschers von Siam, war jüngst in seine Würde eingesetzt worden, hatte aber die religiöse Weihe noch nicht erhalten. Diese findet unter gro ßen Festlichkeiten statt, zu welchen eben jetzt die Vorberei tungen getroffen wurden. Sie sollten um so glänzender ausfallen, da bis jetzt die Provinz nur von einem Statt halter verwaltet worden war. Der neue Würdenträger war am Hofe zu Bangkok beliebt und hatte von dort den Königs titel mitgebracht. Zwei Tage vor dem Feste erschien bei den Europäern ein Palastmandarin und bat sie im Namen seines Gebieters, die Feierlichkeit mit ihrer Gegenwart zu beehren. Die No- tabeln der Provinz und die Dorfschulzen waren bereits ent boten worden, und dem gejammten Volke wurde verkündet, daß ein Freudentag bevorstehe. Eine beträchtliche Menschen menge kam in die Stadt, und Fußgänger, mit Ochsen be spannte Karren und Reiter auf Elephantcn zogen Uber den großen Platz, lagerten sich an geeigneten Stellen, und Viele drängten sich herbei, um etwas zu sehen, was ihnen noch nicht vorgekommen war, — weiße Menschen aus Europa. Am Festtage bei Sonnenaufgang begann der musikalische Lärm mit Gongs, Tamtams und anderen Instrumenten. Zahlreiche Schaaren zogen nach dem Palaste; dort bildete sich der Zug und begab sich feierlich nach dem großen Platze. Der König ritt auf einem mächtig großen Elephantcn, der sich durch seine gewaltigen Zähne auszeichnete; er war von Leibwächtern zu Fuß und zu Pferd umgeben; dann folgten die hohen Würdenträger, gleichfalls auf Elephanten; hinter ihnen kamen die Hofdamen auf kleineren Elephanten. Alle nahmen Stellung vor dem Gerüst, auf welchem zwei Häuser standen. Die Bonzen der königlichen Pagode waren bereits dort versammelt, um Gebete zu sprechen. Gegen Mittag begaben sich auch die Europäer dorthin, und sie kamen gerade zur rechten Zeit. Auf ein Zeichen, das mit den Gongs gegeben wurde, gruppirte sich die Menge um das Gerüst; die eigentliche Feierlichkeit begann. Bis dahin hatte der König sich im Innern des einen Gebethaus für fromme Bonzen. Gebäudes aufgehalten, der Menge nicht sichtbar. Jetzt er- i er die Europäer zu einem frugalen Mahl ein, das nur eine hob er sich, trat vor, ging, von einigen Würdenträgern be- / Art von Einleitung zn einem großen Festessen war. Die gleitet, bis in die Mitte des Gerüstes, und das gemahnte / Fremden nahmen nach Landesbrauch auf dem platten Fuß- dic Europäer an Scenen, wie sie aus unseren Sommerthea- / boden Plaß um die Matten, aus welchen die Speisen auf- tern unter freiem Himmel Vorkommen. Dann kamen die / getragen wurden: große Schüsseln voll von blendend weißem Bonzen, umgaben unter Gesang den König, der sich seiner / Reis, andere waren mit zerschnittenen, gewürzten Gurken Kleidung entledigte und sofort ein weißes Gewand überwarf. / gefüllt, mit Melonen, Eiern und Schweinefleisch, welches Die Geistlichkeit trat nun zur Seite und der König ging / das Lieblingsgericht derLaoS bildet. Dazu kamen ganz herr- gebückt unter den großen Drachen, welcher aus der Haupt- / liche Bananen und als Getränk der landesübliche Reiswein. Pagode herbcigeholt worden war. Während die Bonzen wie- / llebrigens gcriethen die Herren Europäer bei diesem Gast- der Gebete hersagten, erhielt der König das heilige Sturz- / mahle, auf welches sie nicht im mindesten vorbereitet waren, bad, während gleichzeitig ein Würdenträger feines Gefolges / in einige Verlegenheit; sie hatten weder Löffel, noch Messer am äußersten Rande des Gerüstes stand und dort zwei Tur- / und Gabel, und es blieb ihnen nichts weiter übrig, als mit teltauben stiegen ließ. Man wollte damit andeuten, daß / den fünf Fingern zuzugreifen. Sie mögen sich dabei nicht an einem so schönen Festtage auch die Thiere frei und glück- / allzngeschickt benommen haben. Denn die Hofdamen, welche lich fein follten. / sich hinter einem Vorhänge versteckt Hatten und, neugierig Als der ganze Wasferinhalt des Drachen sich über den / wie sie waren, denselben dann und wann ein klein wenig König ergossen hatte, reichte man diesem andere Kleider; / lüfteten, konnten das Helle Kichern nicht lassen, llebrigens über diese warf er eine große weiße Decke und begab sich / tranken sie auf des Königs Gesundheit aus einem Becher, dann wieder in das Innere des Gebäudes. Dorthin lud / der nicht viel größer war, wie bei uns ein Fingerhut. Seine