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272 Aus allen Erdtheilen. größten Zuversicht verkündet; leider schien aber an jenen Tagen die Sonne. Der Clerus indeß wußte sich zu helfen; er predigte nun, daß Gott der Herr in seiner Langmuth den Sündern noch eine Frist zur Besserung gestattet habe. Wenn aber diese vor über sei, werde die Finsterniß unsehlbar eintreten. Inzwischen haben die Gläubigen ganz ungeheure Massen geweiheter Wachs kerzen von der Geistlichkeit um schweres Geld gekauft, damit sie doch nicht ohne Licht seien. Auch ist ein Finsternißgebet ge druckt worden, welches man in den Kirchen sür einen Viertel dollar verkauft. Zur Statistik der Einwanderung in Nordamerika. Das statistische Bureau in Washington hat darüber jüngst wieder Tabellen veröffentlicht, deren Ziffern freilich nicht auf eine absolute Genauigkeit Anspruch haben; sie mögen annähernd mehr oder weniger genau sein; doch auch so, wie sie vorliegen, geben sie einen interessanten Einblick; sie zeigen, wie überaus buntschäckig die ethnischen Bestandtheile der ehemaligen „Muster republik" sind, die von Jahr zu Jahr mehr ausartet. Seitdem 800,000 rohe Neger Wahl- und stimmberechtigt wurden und mit der Zunahme der Irländer gewinnt die politische und sitt liche Entartung einen raschen Fortgang. Der Vorsteher des statistischen Bureaus, Edward Houng, hat herausgerechnet, daß in den Jahren von 1819 bis und mit 1870 nicht weniger als 7,553,868 Leute in die Vereinigten Staaten eingewandert seien; für die früheren Jahre bis 1819 nimmt er dann noch etwa eine Viertelmillion an. Es kamen aus Großbritannien .... 3,857,850, wovon Irländer 2,700,493 Deutschland 2,377,681 Britisch-Nordamerika. . 284,491 Frankreich 245,824 Skandinavien 677,353 China 109,502 Das asiatische Blumenreich der Mitte stände demnach in Betreff der Einwanderung schon in der sechsten Linie. Außerdem finden wir 307 Türken, 269 Japaner, 208 Hin dus, 34 Araber, 14 Perfer, 5 Abyssinier, 155 Sandwichinsu laner (Kanackas) und 17 Maoris aus Neuseeland. Uebrigens' wird bemerkt, daß von 488,608 Einwanderern kein Nachweis über ihr Herkunftsland vorliegt. Abgesehen von der Auswanderung im Lande selbst, die von Osten nach Westen einen ununterbrochenen Fortgang nimmt, ziehen viele Nord amerikaner auch über See und lassen sich in anderen Gegenden nieder, z. B. auf den Antillen, in Mexico, Britisch Columbia, aus Südseeinseln, und nun auch in China und Japan; viele kehren auch für immer in ihr Geburtsland zurück. Die Zahl solcher Auswanderer hat in der Zeit vom I. Juli 1868 bis Ende 1870 betragen 125,705 Köpfe oder durchschnittlich 27,935 im Jahre. -ft * -ft — Der Suezcanal ist finanziell in den traurigsten Umständen und, so nützlich er dem Dampfverkehr auch ist, er füllt er nicht den zehnten Theil der Erwartungen, welche der große und dreiste Auspuffer Lesseps von ihm verkündete. Weder Actionäre noch Obligationengläubiger erhalten Zinsen. Die Engländer, welche in kurzsichtiger und vielfach kleinlicher Weise dem immerhin großartigen Unternehmen Schwierigkeiten in den Weg legten, ziehen von demselben den meisten Nutzen und werden jedenfalls den Canal, der Sache nach, in ihre Hände bringen. Im Jahre 1870 passirten nur 491 Schiffe den Canal mit 436,618 Tonnen Gehalt; im Jahre 1871 dagegen 761 mit 771,409 Tonnen. Diese vertheilten sich auf solgende Flaggen: Britisch . . . 546,621 Tonnen Französisch . 91,841 „ Oesterreichisch 43,113 „ Italienisch. . 29,400 „ Türkisch . . 16,959 „ Aegyptisch . . 13,394 „ Holländisch . 6711 „ Russisch . . . 4820 „ Summa: 771,- Belgisch .... 4400 Tonnen Amerikanisch . 4170 „ Deutsch. . . . 3520 „ Spanisch . . . 3157 „ Norwegisch . . 1316 „ Portugiesisch . 919 „ Dänisch . - . 660 „ Birmanisch - - 408 „ >9 Tonnen. — Nachdem die Untersuchungen Selsridge's aus der Land enge von Darien und am Atrato gezeigt haben, daß dort ein den Bedürfnissen des Welthandels entsprechender interoceani- scher Canal nicht herzustellen ist, soll nun dieLandenge von Nicaragua an die Reihe kommen. Die Ausrüstung der Ex pedition, welche Commandeur Crossman leiten soll, hat im Februar begonnen. Diese Nicaraguaroute ist schon ein Dutzend Mal untersucht worden, auch durch Childs in den Jahren 1851 bis 1852. Ein Canal ohne Schleusen ist auch auf ihr unmög lich und allem Anschein zufolge wird auch Las so oft ventilirte und besprochene Nicaraguaproject in der Lust bleiben. — Auf der Insel Cuba wurden die ersten chinesischen Kulis im Jahre 1846 gelandet. Seitdem sind bis 1871 etwa 109,000 Asiaten eingesührt worden, welche den Importeuren im Durchschnitt die Summe von 340 Dollars gekostet haben, durch schnittlich im Jahre 14/z Millionen, im Ganzen 37 Millionen. Auf Cuba werden sie nicht etwa gut behandelt, wie z. B. in Britisch-Demerara, sondern schlimmer als die Negersklaven, die ja einen Geldwerth repräsentiren. Es würde interessant sein, über folgende Punkte Auskunft zu erhalten: Wie viele Chinesen sind aus Cuba nach Asien zurückgekehrt? — Wie viele sind noch am Leben? — Wie viele sind hingerichtet worden? — Wie viele im Gesängnitz gestorben? — Wie viele haben Selbstmord begangen? — Wie viele tragen bei der Arbeit Ketten? — Die spanische Regierung wird sich freilich wohl hüten, darüber Aus kunft zu geben. — Das Kaiserreich Marokko hatte 1868 eine Bewegung von etwa 34,000,000 Francs im auswärtigen Handel, 1869 von beinahe 40 Millionen. Der deutsch-französische Krieg wirkte nachtheilig ein, denn sie betrug 1870 nur 37 Millionen. 1866 hatte Marokko in Folge der Verwüstungen durch Heuschrecken große Hungersnoth. Der Einsuhrhandel ist säst ganz in den Händen Englands, welches auch doppelt so viel exportirt als die übrigen Handelsvölker, welche mit Mogador und Tanger ver kehren, zusammengenommen. — Eine „reizende" Stadt ist ohne Zweisel Piochi im Staate Nevada. Von ihren etwa 12,000 Einwohnern haben schon mehr als 600 im Staatsgesängniß gesessen. Von den aus dem Friedhöfe Beerdigten sind nur zwei eines natürlichen Todes gestorben. — Im Territorium Utah haben die Mormonen, gegen-- über den „Heiden", bei den Wahlen allemal einen gewaltigen Vorsprung. Sie haben der wunderlichsten aller Verirrungen, dem „allgemeinenStimmrechte", die „demselben gebührende logische Ausdehnung" gegeben, d. h. alle Frauen und Mädchen sind stimmberechtigt. Bei den städtischen Wahlen in Salt Lake City am 12. Februar überwog die Anzahl der von Frauen abgege benen Stimmen jene der Männer bei weitem. — Das Budget Großbritanniens stellte sich für 1871: Einnahme 72,209,111, Ausgabe 71,981,633 Pf. St. Inhalt: Unter den Laosvölkern am Mekong. (Mit vier Abbildungen.) — Betrachtungen über die Ethnologie Frank reichs. Von Leo Van der Kindere. (Schluß.) — Joseph Halsvy's Reise in Arabien. Von Heinrich Freiherrn v. Maltzan. II.— Ein Mordprophet bei den argentinischen Gauchos. — Der Welthafen Schanghai in China. — Aus allen Erdtheilen: Theophilus Hahn im Groß-Nama-Lande. — Der Königin-Charlotte-Archipelagus. — Aus Südamerika. — Zur Statistik der Einwanderung in Nordamerika. — Verschiedenes. Herausgegeben von Karl Andree in Dresden. — Für-die Redaction verantwortlich: H. Bieweg in Braunschweig. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig.