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Aus allen Erdtheilen. Theophilus Hahn im Groß-Nama-Lande. Von Dr. Theophilus Hahn, welcher sainen ethnogra- phichen Studien unter den Hottentoten obliegt, haben wir einen Brief aus Aiffa eibib im Groß-Nama-Lande (28"27'S. 18"30' O. v. Gr., 2400 englische Fuß über dem Meere) vom 4. Fe bruar 1872. Herr Hahn wollte vorerst noch ein Jahr im Groß- Nama-Lande bleiben; er schreibt: „In einem Jahre hoffe ich von meiner ersten Tour wieder in Capstadt zu sein, um dort ein paar Monate auszuruhen, und dann eine zweite Wande rung zu unternehmen. Mir geht es sehr gut. In ethnolo gischer und sprachlicher Beziehung, auf astronomischem und me teorologischem Gebiete werde ich Resultate aufweifen können. Heute sage ich Ihnen nur: die Hottentoten sind interessanter als man sich träumen läßt; ich habe bis jetzt großen Erfolg gehabt, besonders im Auskundschaften ihrer eigentlichen nationalen Re ligionsanschauungen. Hier wird es übrigens sehr heiß, oft 42" C. Wenn ich nach Vollendung meiner ersten Tour eine Karte von derfelben einfchicke, werden Sie sich wundern, wie ganz anders diefe Karte im Vergleiche zu den bis jetzt vorhan denen aussieht." Herr Dr. Hahn schreibt weiter, er habe erfahren, daß man ihn wegen feiner früher im „Globus" erfchienenen Arbeiten über Südafrika in Kirchenzeitungen wegen feiner „Miffionsfeindlich- keit" abgekanzelt und verdammt habe. Er bittet uns, der „frömmelnden Sippe, welcher er fchon den Mund stopfen werde", seinen besten Gruß zu sagen; er werde die Antwort nicht schul dig bleiben, und habe sür die Schilderung der Missionsange legenheiten am Cap ein überaus reiches Material in Händen. Der Königin-Charlotte-Archipelagus. Derselbe liegt vor der Küste von Britisch - Columbia und gehört zu dieser Colonie. Die Inseln, welche denselben bilden, sind noch ohne Ansiedler, sie sind aber von dem Engländer Francis Poole während zweier Jahre theilweise erforscht wor den und er hat gefunden, daß sie sehr ergiebig an Kupfererz sind. Die Indianer dort zersallen in verschiedene Gruppen, reden verwandte Mundarten, werden als Haid ah (Hydah) bezeichnet und zählen wohl nicht viel über 5000 Köpfe; auch zu ihnen sind die Blattern gedrungen und haben viele Menschen hinweggerafft. Poole schildert sie als die hübschesten Indianer an der Nordwestküste; sie seien an und sür sich weder grausam noch rachsüchtig, üben jedoch, wie sich von selbst versteht, Ver geltungsrecht gegen die Brutalität der Weißen. Die beiden großen Inseln Graham und Moresby sind nicht bloß reich an Kupfer, fondern auch an Anthracitkohle und haben größere Strecken fruchtbaren Bodens als das südlicher liegende Van couver; in den Wäldern findet man Fichtenstämme bis zu 300 Fuß Höhe, und das Klima wird von Poole als ganz vor trefflich geschildert; die Sommerhitze und die Winterkälte sind gemäßigter als selbst an der Südküste von Britifch-Columbia; Schnee fällt felten und bleibt immer nur wenige Stunden lie gen; Nebel sind viel weniger häufig, als man erwarten sollte. Es ist bemerkenswerth, daß man auf dem Archipelagus keine Ratten, keine Reptilien und keine schädlichen Jnsecten findet; felbst Moskitos kommen nur spärlich vor. In derfelben Breite mit dem füdlichen Theile des Archipelagus öffnet sich eine prächtige Föhrde mit zwei Armen: Nord- und Süd-Bentinck, und diese beiden Binnengolse sind durch die vorliegende große Insel Mac Laughlin gegenWind und Wetter geschützt. Dort haben einige Schotten die Niederlassung Neu-Aberdeen ge gründet. Aus Südamerika. Die Hasenbewegung von Montevideo. In der Re publik Uruguay ist der Bürgerkrieg, welcher seit drei Jahren das Land zerrüttete, vorläufig zu einem Abschlusse gekommen. Die beiden Parteien, die Colorados und die Blancos, haben ein Kompromiß geschlossen, weil keine stark genug war, die an dere zu bezwingen. Sie haben sich nun vertragen, was sie längst hätten thun sollen. Während des Krieges haben viele Privatleute im innern Lande viel gelitten, aber der Handel der großen Hafenstadt Montevideo ist trotzdem blühender als je zu vor gewesen. Im Jahre 1870 liefen in fremden Schiffen 693,420 Tonnen ein, 1871 dagegen 1483 Schiffe von 704,843 Tonnen. Den Flaggen nach stellen sich folgende Ziffern heraus: Britisch.... . 356 Schiffe . . 323,803 Tonnen Spanisch . . . .252 „ . . 57,303 Französisch . . .189 „ . . 129,620 Italienisch . . .146 „ . . 70,030 Argentinisch . . .170 „ . . 12,210 Deutsch.... .101 „ . . 31,431 Brasilianisch. . . 97 „ . . 37,556 Nordamerikanisch . 55 „ . . 33,263 Holländisch . . .30 „ . . 4916 ,/ Schwedisch . - .27 „ . . 11,088 Norwegisch . . .20 „ . . 7280 Portugiesisch. . .26 „ . . 5150 ,/ Belgisch.... . 3 „ . 800 ,/ Dänisch.... . 2 „ . 295 Die Einfuhren Englands in Uruguay haben 1870 be- tragen 806,405 und 1871 schon 1,007,682 Pf. St. In Peru wird an den Eifenbahnen fleißig fortgebaut. Auf der Strecke von Arequipa nach Puno sind Ende Ja nuars schon 106 Miles mit Schienen belegt worden; auf der Strecke von Callao nach dem Passs von Oroya in der Cor- dillere waren 68 Miles Erdarbeiten nahezu vollendet. Diese Strecke hat fünf Tunnels und einen Viaduct, desfen Mittel pfeiler 252 Fuß englifch hoch ist. Die Bahn zwischen Pacas- mayo nach Caxamarca ist dis Guadalupe vollendet; auf der von Jlo nach Moquegua waren auf 28 Miles die Schie nen gelegt, die übrigen 33 füllten im März fertig fein. Aus dem Hafen Jquique in Peru sind im Jahre 1871 exportirt worden 1,260,928 Centner Salpeter; die Zolleinnah men ergaben 143,953 Dollars. Arequipa in Peru hat am 10. Januar wieder einmal ein Erdbeben gehabt. Die Dampfjchifffahrt zwischen Valparaiso in Chile und Liverpool durch die Magellanstraße gewinnt immer mehr Ausschwung. Bisher hatte die Pacific Steam Navigation- Company nur zwei Schiffe monatlich in dieser Fahrt, vom Februar an ist ein drittes hinzugekommen. Mit Hinzunahme der übrigen Linie wird schon von der Mitte des Jahres 1872 an im Hafen von Valparaiso jeden dritten oder vierten Tag ein Dampfer mit Waaren und Nachrichten aus Europa an kommen. Chile hat das System der Korrespondenzkarten ein- geführt. In Chile hat der Clerus im Januar die von ihm fanati- sirten Frauenzimmer und die unwissenden Volksclassen in große Bestürzung versetzt. Die Geistlichkeit erklärte, daß Gott der Herr ingrimmig gegen die Italiener sei und die ganze Welt mit einer drei Tage andauernden Finsterniß strafen werde, weil sie es gestattete, daß der Ketzer Victor Emanuel als Räu ber den Kirchenstaat mit dem Königreich Italien vereinigt habe. In Santiago wurde das Ereigniß von den Kanzeln mit der